Neubiberg/Unterhaching:Umstrittener Weg

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Die Nachbarorte sind sich nicht einig, wie die Halle in Neubiberg erschlossen werden soll. (Foto: Angelika Bardehle)

Unterhaching kritisiert Erschließung der Traglufthalle in Neubiberg

Von Daniela Bode und Iris Hilberth, Neubiberg/Unterhaching

Die zweite Traglufthalle im Landkreis München ist so gut wie bezugsfähig. In dem weiß-roten, mit Luft gefüllten Bau am östlichen Ende der ehemaligen Landebahn im Landschaftspark in Neubiberg erledigen Handwerker noch die letzten Arbeiten, an diesem Freitag kann die Halle zwischen 17 und 19 Uhr besichtigt werden. Der Stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) und der Zweite Bürgermeister von Neubiberg, Volker Buck (SPD), sowie Mitarbeiter der Gemeinde und des Landratsamts und Vertreter der Herstellerfirma Paranet werden durch die Halle führen und Fragen beantworten.

Was sie möglicherweise noch nicht endgültig beantworten können, ist die Frage der Zufahrt. Der Unterhachinger Bauausschuss hatte im Juli gegen eine Erschließung über Geh- und Radwege des Finsinger Felds, das auf Unterhachinger Grund liegt, gestimmt. "Zu gefährlich", so lautete das Argument der Nachbarn, denn in diesem Teil des Landschaftsparks seien viele Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Temporär hatte man sich für die Zeit der Baustelle die Nutzung der Wege vorstellen können, dauerhaft aber nicht. Am Dienstag hatten sich Vertreter von Unterhaching, Neubiberg und Ottobrunn gemeinsam mit Beamten der Unterhachinger Polizeiinspektion noch einmal in den Landschaftspark begeben, um eine Einigung zu erzielen. "Wir sind kopfschüttelnd wieder in unsere Autos gestiegen", berichtete Unterhachings Bauamtsleiter Stefan Lauszat dem Ferienausschuss am Mittwoch von dem seiner Ansicht nach wenig erfolgreichen Ortstermin. "Es gibt eben unterschiedliche Sichtweisen", meinte Unterhachings Rathaussprecher Simon Hötzl. Dessen Gemeinde ist der Überzeugung, dass die Erschließung sehr wohl von der anderen Seite über Neubiberger Gebiet erfolgen könnte. Einig sei man sich darüber, dass zur Absicherung der Zufahrt eine ausreichende Beschilderung für Sicherheit sorgen müsse.

In Neubiberg ist sich Bürgermeister Günter Heyland von den dortigen Freien Wählern hingegen sicher, dass die Zufahrt auch dauerhaft über die Westumfahrung Ottobrunn und das Finsinger Feld führen wird. In der Gemeinderatssitzung betonte er, nach Rücksprache mit Landrat Christoph Göbel (CSU) sei die Diskussion um die Erschließung zur Traglufthalle abgeschlossen. Das sieht man in Unterhaching nicht ganz so. Es gebe schließlich den Beschluss des Bau- und Umweltausschusses, und der bestehe noch immer. Bislang habe Unterhaching noch keinen Bescheid vom Landratsamt erhalten. Die Behörde habe natürlich das Recht, die Zufahrt zu beschlagahmen, "wichtig ist aber, dass wir dazu ein Schriftstück bekommen", so Hötzl. Dabei gehe es vor allem um Haftungsfragen, sollte doch etwas passieren. "Natürlich müssen alle Gemeinden zusammenhelfen." Das gelte auch für Unterhaching. "Es ist ja eine gemeinsame Aufgabe, die Flüchtlinge unterzubringen", betonte der Rathaussprecher.

Eine weitere Frage wird sich bei der Besichtigung vermutlich stellen: Wie will man die Halle kühl halten, um eine solche Hitze wie in Taufkirchen zu vermeiden? Der Plan des Landratsamts sehe eine Abschattung der Hallendecke durch Auflegen einer Reflektorfolie vor, erläutert Christina Walzner, Sprecherin des Landratsamts. In Verbindung mit der an die Technik angeschlossenen Wasserkühlung könne die Temperatur der Hallen-Innenluft um etwa sieben bis elf Grad Celsius reduziert werden. Klassische Klimageräte könnten wie auch in Taufkirchen nicht verwendet werden, da die Druckverhältnisse der Halle keine weiteren Einströmkanäle zuließen und somit die Kühlluft von der Halle in das Gerät zurückgedrückt werde. "Wir arbeiten aufgrund der Erfahrungen in Taufkirchen an anderen und weiteren Lösungsvorschlägen, um einen Effekt zu erzielen", sagte sie.

Die ersten Bewohner werden voraussichtlich schon am Montag, 17. August, einziehen. Wie Heyland berichtete, werden es Asylbewerber sein, die derzeit in Ismaning in einer Sporthalle untergebracht sind. Dabei handelt es sich ausschließlich um Männer aus Ländern wie Pakistan, Eritrea, Senegal und Afghanistan. Einige Gemeinderäte regten daher an, dass sich die Gemeinde für eine Mischung der Bewohner einsetzen solle. "Wir haben unseren Bürgern etwas anderes versprochen, auch der Landrat himself", sagte Tobias Thalhammer (FDP). Er bezog sich auf die Informationsveranstaltung zur Traglufthalle im Juli, bei der auch von Frauen und Kindern die Rede war. Bürgermeister Heyland versicherte, dass es schon auch Anliegen des Landratsamts sei, dass ein Ausgleich stattfinde. Um eine sozialverträgliche Mischung der künftigen Bewohner zu erreichen, wird laut Walzner das Landratsamt die Regierung von Oberbayern bitten, für die weitere Belegung vorwiegend Familien, Frauen und Elternteile mit Kindern in die Anschlussunterbringung zu verteilen.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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