Neubiberg:De Maizières Außenposten

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Die Bundeswehr-Uni beschäftigt sich schon länger mit Cyber-Defense. (Foto: Claus Schunk)

Auf dem Bundeswehrcampus in Neubiberg entsteht die zentrale Stelle zur Bekämpfung von Cyberspionage.

Von Stefan Galler, Neubiberg

Es sei dem Bundesinnenminister und seinen Mitarbeitern nachgesehen, dass sie über die Örtlichkeiten in Südbayern nicht ganz genau Bescheid wissen. Der Pressemitteilung, die das Büro von Thomas de Maizière (CDU) am Freitagnachmittag verschickte, ist jedenfalls nicht zu entnehmen, dass die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis) im Landkreis München angesiedelt wird. Während es nämlich in dem Schreiben aus dem Bundesinnenministerium heißt, "der Standort von Zitis wird München sein", kümmert sich der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn sogleich um eine Konkretisierung, beziehungsweise Richtigstellung: "Zitis kommt nach Neubiberg, diese für den Kampf gegen Cyberkriminalität so wichtige Stelle mit bis zu 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird auf dem Gelände der Bundeswehr-Universität entstehen."

Es sei eine Entscheidung, die den Wirtschafts- und Technologie-Standort Landkreis München weiter aufwerte, das macht Hahn in einer ersten Stellungnahme klar: "Zitis ist ein Meilenstein für Bayern. In München und Umgebung wird damit das Cluster für den Sicherheitsbereich weiter ausgebaut, das in Deutschland einmalig ist", so Hahn. Er habe gemeinsam mit den CSU-Bundestagskollegen Reinhard Brandl und Stephan Mayer seit Juni 2016 diesen Prozess vorangetrieben, die Entscheidung für Neubiberg unterstreiche, "welche Anziehungskraft unsere Infrastruktur mittlerweile hat".

"Unsere Strategie ist aufgegangen."

Nachdem die Führung des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus begonnen hatte, große Teile des Unternehmens aus Ottobrunn/Taufkirchen nach Frankreich zu verlagern, sah sich die Politik dazu veranlasst, den Landkreis anderweitig zu stärken. Man etablierte das Forschungszentrum "Ludwig-Bölkow-Campus" auf dem Airbus-Areal, richtete an der Bundeswehr-Universität das Forschungszentrum Cyber Defence (Code) ein und etablierte dort einen innovativen Studiengang, der die Vermittlung von ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen Fähigkeiten mit einer Pilotenausbildung kombiniert.

Nun also der Coup mit Zitis. "Unsere Strategie ist aufgegangen", sagt Hahn. "Die frühe Schwerpunktsetzung auf Luft- und Raumfahrt in der Region, die neue Fokussierung auf den Bereich Sicherheit mit dem Ludwig-Bölkow-Campus und der Ausbau der Bundeswehr-Universität im Bereich Cyber haben dafür den Weg geebnet." Durchaus bemerkenswert ist es allemal, dass man sich gegen den Standortkonkurrenten Berlin durchsetzen konnte.

Hauptaufgabe soll die Entwicklung technischer Werkzeuge sein

Die Hauptaufgabe von Zitis soll sein, technische Werkzeuge im Kampf gegen Terrorismus, Cybercrime und Cyberspionage zu entwickeln, speziell im Bereich der digitalen Forensik, Telekommunikationsüberwachung, Dekryptierung und Massendatenauswertung. Die Befugnisse bleiben laut Bundesinnenministerium bei den Sicherheitsbehörden, Zitis erhalte "keine Eingriffsbefugnisse".

Auf dem Campus Neubiberg begrüßt man die Entscheidung. "Wir freuen uns, dass es geklappt hat", sagt Universitätspräsidentin Merith Niehuss. Allerdings müsse man großes Augenmerk darauf legen, großzügig genug zu planen, denn zunächst sollen 120 Planstellen entstehen, perspektivisch soll Zitis im Jahr 2022 laut Innenministerium 400 Stellen haben. "Das fordert uns infrastrukturell einiges ab", sagt die Universitätschefin. "Ich denke etwa an Kantinen und Parkplätze." Zusätzliche Erfordernisse an die Sicherheit sieht Niehuss nicht: "Wir bleiben wie bisher eine zugängliche Universität. Wenn zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen nötig sind, werden diese direkt am Gebäude eingerichtet."

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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