Naturschutz:Haustiere vor der Haustür

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Der Umweltgarten der Gemeinde Neubiberg dient seit drei Jahrzehnten der Bildung und Erholung. Dass er stetig weiterentwickelt wurde, ist auch dem vor 15 Jahren gegründeten Förderverein zu verdanken

Von Angela Boschert, Neubiberg

"Der Umweltgarten ist eine Einrichtung von Bürgern für Bürger", heißt es im 2013 überarbeiteten Leitbild der Grünoase am S-Bahnhof Neubiberg. Vor 30 Jahren wurde der Garten eingerichtet und dient der Umwelterziehung und Erholung in der Natur. Auf dem 3,2 Hektar großen Areal tummeln sich Ponys, Schafe, Ziegen, Kaninchen, Hühner, Gänse und Enten. Auch ein Spielplatz, eine Kapelle, die Ökoschule und der Marktplatz, auf dem jeden Donnerstag ein Biomarkt stattfindet, laden zum Verweilen und Entdecken ein.

Bei der Eröffnung am 7. Mai 1988 betonte der damalige Bürgermeister Josef Schneider: "Der Umweltgarten Neubiberg soll der Bevölkerung Erholung bieten, der Umwelterziehung dienen, die Verbundenheit mit der Natur fördern, insbesondere aber die Erkenntnis vertiefen, dass letztlich unser Verhältnis zu Natur und Umwelt unsere - und unserer Kinder - Zukunft bestimmt". An diesem Ziel hat sich in den vergangenen 30 Jahren nichts geändert.

Auf dem ehemaligen Sportgelände zwischen S-Bahn-Schienen und Äußerer Hauptstraße leben inzwischen 80 Haustiere. Darunter sind schon immer Ziegen, zur Freude der Kinder, die zahlreich die Gehege besuchen. "Ziegen sind kontaktfreudig und gehen direkt auf die Kinder zu", erklärt Umweltgarten-Leiter Heinrich Wolfensberger mit Blick auf Linda, Gucki, Conny und Lore, die der Obst- und Gartenbauverein, der Umweltgartenverein und Einzelpersonen - darunter Wolfensberger selbst - der Einrichtung gespendet haben. Doch ist dies nur ein Beispiel für die Verbundenheit zwischen den Bürgern und ihrem Naherholungsgebiet.

Dieses Jahr komplett vegetarisch und vegan: der Nachtbiomarkt des Umweltgartens in Neubiberg. (Foto: Claus Schunk)

Ein anderes Beispiel ist die kleine Kapelle "Zum guten Hirten", die am 23. Juli 1989 geweiht wurde. Sie hat ihren Namen von dem dortigen Holzrelief, das Josef Abstreiter nach einem Entwurf des in Neubiberg ansässigen, 2015 verstorbenen Kunst- und Kirchenmalers Josef Kneuttinger schnitzte. Die Idee für die Kapelle als einen Ort der Besinnung hatte der damalige Pfarrer der Pfarrei Rosenkranzkönigin, Siegfried Bleichner, schon bald nach der Eröffnung des Umweltgartens. Schnell fand er unter seinen Schäfchen Helfer, die ihm ehrenamtlich bei der Errichtung halfen.

Auch von der nahe gelegenen Ökoschule gehen Aktionen im Umweltgarten aus. Zum einen dient das kleine, funktionell eingerichtete Holzhaus nahe dem Marktplatz als Sitzungsraum für den 2003 gegründeten Umweltgartenverein und für die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz. Zum anderen ist es Veranstaltungsraum für Vorträge zur Umweltbildung oder Aktionen für Familien. Diese kommen besonders zahlreich, wenn unter fachlicher Anleitung nach alter Art Brot im historischen Traidkasten gebacken wird. Zumal sie, während das Brot backt, einen würzigen Kräuteraufstrich herstellen dürfen.

Kinder lieben vor allem die Tiere, die sie dort auch mal streicheln dürfen. (Foto: Claus Schunk)

Selbst aktiv werden - das wird im Umweltgarten also groß geschrieben. Wer will, kann im Heil- und Gewürzkräutergarten den Geheimnissen und der Faszination von Pflanzen auf die Spur gehen oder zum Tierpaten werden. Die Möglichkeit, Baumpate zu werden, bietet das neue Arboretum. Schon 2009 wurde es ins Auge gefasst, doch erst im Februar 2015 fiel im Gemeinderat die Entscheidung für die Anlage einer solchen öffentlich zugänglichen Sammlung von frei wachsenden, einheimischen und exotischen Holzgewächsen. Gleich am Osteingang zum Umweltgarten gelegen, soll das Arboretum mit Baumliege und Bänken zum Verweilen und mit Baumklavier, Waldtelefon und Tierweitsprung zu spielerischen Entdeckungen einladen. Seine Anlage wurde auch möglich, weil die Gemeinde Anfang 2013 das sogenannte Schomberg-Grundstück kaufen konnte, auf dem knapp zwei Hektar des Umweltgartens liegen, die bis dahin nur gepachtet waren. Die Zukunft der allseits beliebten grünen Oase Neubibergs scheint gesichert zu sein.

Aber nicht nur der Umweltgarten Neubiberg hat Geburtstag, auch der Umweltgartenverein. Nach mehreren Monaten Vorarbeit wurde er am 31. März 2003 mit der Absicht gegründet, die Gemeinde bei Erhaltung und Pflege der Neubiberger Grünoase zu unterstützen. Zu den treibenden Kräften zählte damals die heutige SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen: "Der Umweltgarten in Neubiberg ist ein Kleinod und es braucht eine Lobby, um es zu schützen. Kinder können dort ihren ersten Kontakt mit der Natur machen - ohne den typischen Wachstumsdruck der Städte. Nicht nur als Bürgerin, sondern auch als Biologin war das für mich ein Gründungsimpuls", sagt Kohnen.

Zahlreiche Veranstaltungen finden im Umweltgarten statt. (Foto: Angelika Bardehle)

Die inzwischen 66 Mitglieder finden Freude und Entspannung beim gemeinsamen - natürlich ökologischen und inzwischen auch fachkundigen - Bearbeiten der Garten- und Rasenflächen und erleben zum Beispiel, "mit welch beeindruckender Neugier und Freude Kinder bei Führungen und Bastelaktionen mitmachen", wie Vereinsmitglied Susanne Ewald sagt. Auch wer sich in Biologie und Pflanzenkunde weiterbilden will, ist beim Umweltgartenverein an der richtigen Adresse. Neben Fachvorträgen oder kundigen Führungen bietet der Verein Familienveranstaltungen, von der Schafschur über das Kürbisschnitzen bis zu Klangexperimenten.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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