Motorsport:Garchinger Stadträte bremsen Kartbahn aus

Lesezeit: 3 min

Die große Mehrheit im Garchinger Bauausschuss spricht sich gegen Pläne für eine 1100 Meter lange Rennstrecke in einer ehemaligen Kiesgrube bei Hochbrück aus - trotz eines positiven Lärmgutachtens vom TÜV und der Fürsprache von ADAC und Technischer Universität.

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Pläne, erneut eine Kartbahn in Hochbrück aufzubauen, sind vom Tisch. Der Bauausschuss des Garchinger Stadtrats hat es einzig gegen die Stimme von Josef Euringer (Bürger für Garching) abgelehnt, ein Bebauungsplanverfahren aufzustellen. Er glaube nicht, dass die Untere Naturschutzbehörde dem Projekt zustimmen werde, der Standort in einer ehemaligen Kiesgrube zwischen dem Gewerbegebiet Hochbrück und einem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet sei nicht geeignet, hatte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) seine Haltung formuliert, wobei er betonte, dass er auch als Vorsitzender des Heideflächenvereins spreche.

Die Antragsteller hatten Pläne vorgelegt, die eine 1100 Meter lange Rennstrecke in einer ehemaligen Kiesgrube vorsahen, zudem Büros, Garagen, Werkstatt, Shop, Bistro. Um das Gelände hinter dem Gewerbegebiet zu erreichen, hätte ein Spazierweg von der Lilienthalstraße aus in die Felder als Straße ausgebaut werden müssen. Der neue Platz wäre ganz in der Nähe der alten Bahn gewesen, die schließen musste, weil die Fläche an BMW vermietet wurde.

In der Diskussion halfen auch die Argumente des ADAC nicht, der auf der Bahn nicht nur junge Leute an den Rennsport heranführen wollte, sondern auch Fahrsicherheitstrainings organisiert hätte. Die Kartbahn in Garching wäre die einzige im Großraum München gewesen. Auch der Hinweis von Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik, die TU könne an der Kartbahn Tests vornehmen, blieb ohne Wirkung. Die Haltung der meisten Stadträte blieb negativ.

Mit E-Karts hätte die Entscheidung anders ausfallen können

Genannt wurden verschiedene Argumente, häufig auch ein Ja, aber. So sprach der Bürgermeister etwa die Gefahr an, sollte die Kartbahn in das Außengebiet kommen, dann könnte der Eigentümer des Grundstücks, das zwischen dem Gewerbegebiet und der Kartbahn liegt, auch für sich eine Entwicklung des Areals beanspruchen. Dann sei "Tür und Tor zu einer weiteren Entwicklung des Gewerbegebiets geöffnet", sagte Gruchmann.

Eine besondere Rolle in der Debatte spielten Elektrokarts. Die Grünen hatten stets betont, mit E-Karts könnten sie der Bahn zustimmen. Denn, wie der Dritte Bürgermeister Walter Kratzl (Grüne) sagte, dort sei Freizeitsport möglich, Verkehrstraining, auch die TU sei interessiert, alles positive Argumente. "Hier hätte der Betreiber die Möglichkeit, die erste E-Kartbahn in Deutschland zu betreiben von Anfang an." Der Betreiber hatte jedoch schon schriftlich mitgeteilt, dass E-Karts momentan noch nicht für Außenanlagen verfügbar seien. Zurzeit gibt es E-Modelle serienmäßig nur für die Halle, sie fahren langsamer und haben auch eine kürzere Reichweite. Die Antragsteller hatten allerdings ihre Bereitschaft zu erkennen gegeben, so schnell wie möglich auf E-Karts umzurüsten. Die Infrastruktur sollte von Beginn an darauf ausgerichtet werden. Kratzl wollte sich damit nicht abfertigen lassen: "Wenn der Wille da wäre, dann tät's schon gehen."

Auf die E-Karts zielte auch Albert Biersack (CSU) ab. Mit Elektrokarts "wären wir dabeigewesen. So wird es extrem schwierig", sagte er. Neue Lärmgutachten lehnte er ab, die brächten auch keine neuen Erkenntnisse. Der TÜV hatte den Betreibern bescheinigt, dass eine Bahn in der Kiesgrube die Lärmwerte unterschreite beziehungsweise sie einhalte. Die Verwaltung hatte jedoch eine Untersuchung gefordert, die auch Garchinger Wohngebiete miteinbezieht. Biersack beurteilte das Projekt insgesamt skeptisch: "Ich glaube nicht, dass es funktioniert", sagte er. "Ganz klar gegen diese Bahn" sprach sich Florian Baierl, Fraktionschef der Unabhängigen Garchinger, aus. Er nannte die Erschließung als Grund und schloss sich ansonsten den Argumenten der Vorredner an.

In der Kritik stand auch der Standort

SPD-Fraktionssprecher Joachim Krause kritisierte den Standort: "An der Stelle halte ich es für nicht geeignet." Wenn Garching sich für eine Kartbahn ausspreche, sei klar, "dass wir Lärm und Abgase haben werden". Er erinnerte als früherer Bewohner von Hochbrück an seine Erfahrungen mit dem Lärm, "besonders an Wochenenden". Auch die Versiegelung könne er nicht positiv bewerten und er befürchtete Auswirkungen auf das benachbarte Naturschutzgebiet. Hierzu hätte der Betreiber noch ein eigenes Gutachten vorlegen müssen, wenn die Stadträte eine Kartbahn generell an dieser Stelle in Erwägung gezogen hätten. Das hatte zuvor der Zweite Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching) gefordert. Bevor Garching seinen Flächennutzungsplan, der noch nicht rechtskräftig genehmigt ist, wieder ändere, müssten noch verschiedene Dinge geklärt werden von den Antragstellern, sagte Kraft.

Das ist nun nicht mehr nötig, denn außer Josef Euringer, dem die Vorstellung gefiel, dass die TU an der Strecke Testfahrten unternehmen könne und die Entwicklung von Elektrofahrzeugen voranbringe, stimmte niemand für die Kartbahn in Hochbrück.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: