Mobilität:Unter Anschlusszwang

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Der Landkreis will das MVG-Mietradsystem auch in Höhenkirchen, Sauerlach und Feldkirchen durchsetzen, indem er selbst die Investitionskosten trägt. Damit sollen andere Orte besser an die S-Bahn angebunden werden.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach/Brunnthal

Der Landkreis unternimmt einen neuen Anlauf, jene Gemeinden, die sich bisher gegen die Einführung des Mietradsystems der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sträuben, von dessen Vorzügen zu überzeugen. Am Mittwoch kommender Woche beraten die Mitglieder des Kreisausschusses für Mobilität einen neuen Vorschlag der Verwaltung im Landratsamt: Der Landkreis soll "vorerst" die Kosten für den Aufbau, den Betrieb und die "vorbereitenden Grundstückskosten" von Mietradstationen in den Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Sauerlach und Feldkirchen übernehmen. Alle drei Kommunen sprechen sich bisher gegen den Einstieg in das System aus.

Seit dem Grundsatzbeschluss des Kreistags aus dem Jahr 2016, das Leihsystem der Verkehrsgesellschaft flächendeckend für den Landkreis München zu übernehme, gibt es insbesondere im Südosten unterschiedliche Meinungen zu dem Infrastrukturprojekt. Die Gemeinderäte in Brunnthal gehören zu den energischsten Befürwortern des MVG-Leihräder. Die kleine Kommune hat keinen direkten Anschluss an das S-Bahnnetz, sie liegt zwischen den Ästen der S-Bahnlinien 7 und 3.

Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) wirbt daher bei jeder sich bietenden Gelegenheit für eine Vernetzung seiner Gemeinde vor allem mit der Nachbarkommune Höhenkirchen-Siegertsbrunn und dem dortigen S-Bahnhof. Wenn ein Brunnthaler Pendler in Höhenkirchen den Bus nach Brunnthal verpasst, müsse er 40 Minuten auf die nächste Fahrt warten, wird Kern nicht müde zu wiederholen. Dieses Problem könnte sich nach Ansicht des Rathauschefs durch MVG-Radstationen in beiden Gemeinden effektiv lösen lassen.

Gegenwind bekommt das Projekt von Höhenkirchens Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU). Sie glaubt nach eigenen Worten nicht, dass sich das System durchsetzt. "Es funktioniert sicher in München und den stadtnahen Gemeinden, aber nicht bei uns auf dem Land", sagt Mayer. Wenn sich der Kreismobilitätsausschuss für einen neuen Vorstoß pro MVG-Radstationen aussprechen sollte, werde sie diesen dennoch noch einmal im Gemeinderat beraten lasen, so die Bürgermeisterin.

Investitionskosten von je 18.000 Euro

Dass der Landkreis in Sauerlach, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Feldkirchen bei der Finanzierung von Leihradstationen in Vorleistungen gehen will, liegt an ihrer geografischen Lage: Von Brunnthal und dem Hauptort Aschheim aus, die keinen eigenen Anschluss ans S-Bahnnetz haben, sind sie die nächstgelegenen Haltestellen. Es müsse gewährleistet werden, "allen Kommunen den bestmöglichen Start in das Mietradsystem zu ermöglichen", heißt es in der Beschlussvorlage. Die Investitionskosten von je 18 000 Euro dürften nicht den Kommunen auferlegt werden, die Pendlern aus anderen Orten als "Zielgebiet" dienen - etwa Feldkirchen mit seinem S-Bahnhof den Aschheimern.

Dass mit dem neuen Vorstoß des Kreises auch in Sauerlach eine neuerliche Debatte über den Einstieg in das MVG-Leihsystem beginnen könnte, hält Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) durchaus für möglich. Sie selbst hat im Gemeinderat für die Leihräder gestimmt, sich aber nicht durchsetzen können. "Die Entscheidung liegt ausschließlich beim Gemeinderat", sagt Bogner. "Es kommt sicher darauf an, wie weit der Landkreis geht." Das sieht auch Ursula Mayer so, äußert aber Bedenken: "Ich habe die Sorge, dass der Landkreis den Aufbau zwar finanziert. Aber wenn das ein Flop wird, bleiben wir auf den Folgekosten sitzen."

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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