Dass man es mit Schlüpfrigkeiten, Unwahrheiten und Beleidigungen sehr weit bringen kann, wissen wir nicht erst seit der Wahlnacht in den USA. Werbestrategen beherrschen schon lange das Spiel mit Provokationen. Ein Bonner Unternehmen hat erst kürzlich seine Smoothies nicht etwa mit einem Allerwelts-Slogan wie "Frisch, fruchtig und gesund" beworben, sondern hat die erotische Seite des Produktes ins Blickfeld gerückt: "Oralverzehr - schneller kommst du nicht zum Samengenuss" lautet der geistige Erguss der beauftragten Werbestrategen, worauf wunschgemäß ein Sturm der Entrüstung über diesen sexistischen Schenkelklopfer hereinbrach, sich halb Deutschland darüber aufregte und somit der Saft in aller Munde war, jedenfalls im übertragenen Sinne. So geht Werbung.
Um das Hassobjekt gefällig darzustellen, schwingt sich der Werbestratege zu Hochleistungen auf
Für einen Hohenbrunner Agrar-Unternehmer ist das alles nichts Neues. Seit vier Jahren schon wirbt er regelmäßig in diversen Gemeindeblättern für seine Produkte. Dazu gehören auch Laubbläser, jene Foltergeräte, die alle ruhebedürftigen Menschen gerne mitsamt ihrem Hersteller auf den Mond schießen würden. Dass die Werbestrategen des Agrar-Unternehmers sich zur Hochleistung aufschwingen müssen, wenn sie Hassobjekte gefällig darstellen sollen, versteht sich.
Das Ergebnis aber ist beeindruckend. Der Blick der Leser der Gemeindeblätter fällt unweigerlich auf eine junge Frau mit hochwehendem Sommerkleid wie dereinst bei Marilyn Monroe. Mit dem Unterschied, dass sie nicht über einem Luftschacht steht, sondern auf einer grünen Wiese. Ihr Kleid wird von einem Laubbläser bis Schenkelhöhe befördert. Der Text daneben lautet: "Die schönste Seite des Herbstes erleben sie mit Laubsaugern und -bläsern. Wir finden auch für Sie das passende Gerät." Abgesehen davon, dass für die meisten Menschen der Herbst sich erst dann von seiner schönsten Seite zeigen würde, wenn endlich ein Laubsaugerwegbläser erfunden würde, geißelte die Grünen-Gemeinderätin Martina Kreder-Strugulla vor allem den sexistischen, frauenfeindlichen Kontext. Nach vier Jahren wurde es aber auch wirklich Zeit für diese öffentliche Empörung - denkt sich der Agrar-Unternehmer.