Energievision:Zeit, etwas zu tun

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Im Energiepark Kirchstockach soll ein Umweltinformationsgebäude für Kinder und Jugendliche entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Vom fahrradfreundlichen Landratsamt übers Energie-Büro bis zum Umweltinformationsgebäude - der Landkreis setzt das Klimaschutzkonzept um

Von Stefan Galler, Landkreis

Im Vorjahr ist der Landkreis München von seinen alten Klimaschutzzielen abgerückt: 60 Prozent der Energie sollte bis 2050 eingespart werden und die verbleibenden 40 Prozent dann vollständig aus regenerativen Quellen bezogen werden. Frühzeitig wurde klar, dass das nicht hinhauen wird, weshalb man sich eine neue Marschrichtung verordnete: Man setzt nun alles daran, die Pro-Kopf-Emission der Bürger im Landkreis zu senken, und zwar von 13 Tonnen CO₂ aus dem Jahr 2010 auf sechs Tonnen im Jahr 2030.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Landkreis einen ganzen Katalog an Maßnahmen beschlossen, die unter dem Motto "29++ Klima. Energie. Initiative" zusammengefasst wurden. Zuletzt gab die Kreisverwaltung im Ausschuss für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen einen Sachstandsbericht zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes ab.

Kindern und Jugendlichen soll der Klimaschutz näher gebracht werden

Man sei in den meisten Bereichen auf einem guten Weg, so der Tenor des Vortrages, das gelte etwa für die Aufwertung des Fahrradverkehrs im Landkreis, für das Pilotprojekt Hybridbusse und die Busbeschleunigung. Grünen-Kreisrat Markus Büchler bezeichnete die Einlassungen zu den vielfältigen Maßnahmen als "erfreulich", mahnte jedoch an, dass man bei der Umsetzung der Ideen nicht nachlassen dürfe: "In der Vergangenheit haben wir oft festgestellt, dass die Umsetzung des Konzepts nicht überall rasant fortschreitet." Man müsse auch an eine Überarbeitung des Planes denken, so Büchler weiter: "Dort, wo man mit den Vorgaben fast durch ist, muss über neue Maßnahmen nachgedacht werden."

In Form einer vierseitigen Tabelle informierte die Verwaltung die Räte über alle Einzelmaßnahmen und den Stand der Realisierung, verschiedene Grüntöne signalisierten dabei, inwieweit die Dinge noch im Fluss oder schon abgeschlossen sind. Besonders weit ist man demnach bei der Bildung eines Energienetzwerkes mit den Gemeinden des Landkreises und bei der Umsetzung des Punktes "Fahrradfreundliches Landratsamt", wozu auch das erfolgreiche "Stadtradeln" zählt.

Unter dem Motto "Energie im Alltag" ist eines der vordringlichsten Ziele, Kinder und Jugendliche nicht nur für den Klimaschutz zu interessieren, sondern auch zu einem aktiven Umweltbewusstsein zu bewegen. Dazu wurden bereits zwei Netzwerktreffen abgehalten, die Planung für das laufende Jahr steht.

"Nicht nachlassen" mahnte Kreisrat Markus Büchler, Grüne, angesichts der vielen guten Ideen zur Umsetzung der Klimainitiative. Über die bisherigen Ansätze freut er sich sehr. (Foto: Angelika Bardehle)

Was die regenerativen Energien angeht, soll schon bald eine Kommunikations- und Dialogplattform im Internet eingerichtet werden. Diese soll unter dem Titel "Best Practice Energiewende" firmieren; auch hier widmet man sich der Umweltbildung für Kinder und Jugendliche im Landkreis. Die Plattform soll jedoch auch für viele andere Themen und Projekte genutzt werden.

Für Repair Cafés stehen die Fördermittel bereit

In Bezug auf das Energiemanagement in Betrieben setzt der Landkreis auf seine künftige Kompetenzstelle, eine Art "Energie-Büro", das schon bald seine Arbeit aufnehmen soll. Die Unternehmen sehen laut Verwaltung in ihrer Belegschaft besonderen Bedarf in Sachen Bewusstseinsbildung, Wissensaufbau, sowie bei der Energieeffizienz in Produktion und Produkt, sowie dem Bereich Mobilität - die Sachverständigen aus der Kompetenzstelle sollen hier Abhilfe schaffen.

Matthäus Kirschenhofer, Sachgebietsleiter Tiefbau und kommunale Abfallwirtschaft, stellte fest, dass im Bereich der Energiepotenziale der Bioabfallvergärungsanlage mittlerweile die angeforderten Gutachten vorlägen: 2019 werde der Landkreis beginnen, die Abwärmenutzung der Hackschnitzeltrocknung ins Fernwärmenetz zu realisieren. "Und im Herbst stellen wir einen Planvorschlag für den Energiepark Kirchstockach vor, ein absolut umweltgerechtes Projekt, in dem wir auch ökologische Recycel-Baustoffe einarbeiten wollen", so Kirschenhofer weiter.

Es wird ein Umweltinformationsgebäude entstehen mit Schulungszentrum für Kinder und Jugendliche, aber auch alle anderen interessierten Bürger. "Dort wollen wir auch in Form von Schaubildern über Fotovoltaik, Geothermie oder die Kompostierung im Vergleich zur Bioabfallvergärung informieren", sagte Sachgebietsleiter Kirschenhofer.

Ein weiteres Thema, das der Landkreis noch in diesem Jahr voranbringen will, sind Secondhandläden und Repair Cafés in den Wertstoffhöfen; Beschlüsse seien gefasst, die Fördermittel stünden zur Verfügung. Den Nutzen dieser Einrichtungen müsse man aber überprüfen, hieß es aus der Verwaltung.

Eine Anregung brachte dann noch Grünen-Kreisrat Oliver Seth vor: Er forderte, dass das bereits 2014 veröffentlichte Klima-Sparbuch des Landkreises eine Neuauflage erhält, schließlich habe sich durch die Neuformulierung der Klimainitiative 29++ einiges an der Strategie des Landkreises verändert. "Da ist es Zeit, dass wir etwas tun", sagte Seth. Ein Leitspruch, der auf das gesamte Thema Klimaschutz angewandt werden kann.

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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