Wer jemals mit dem Fahrrad von Deisenhofen nach Ödenpullach gefahren ist, weiß, dass es einem angst und bange werden kann, wenn auf der schmalen Strecke die Autos vorbeizischen. Kommt in dem Moment auch noch Gegenverkehr daher, der überhaupt nicht daran denkt, mal abzubremsen, wähnt man sich schon im Straßengraben. Müssen die hier so schnell fahren, fragt sich der Radler dann. Sie müssen offenbar. Denn die gerade erst angeschraubten Tempo-70-Schilder, die die Gefahrensituation auch auf Anraten der Polizei entschärfen sollten, kommen zum Entsetzen vieler Radfahrer wieder weg, weil Autofahrer sich gegängelt fühlen - so die Begründung.
Diese Entscheidung ist insofern erstaunlich, da sich Oberhaching anschickt, das Gütesiegel "fahrradfreundliche Kommune" zu erhalten. Keine Kosten und Mühen wurden in den vergangenen Jahren gescheut, damit die Gemeinde im Süden Münchens vermehrt "aufsteigt", wie das Rathaus mit verschiedenen Aktionen wirbt. Im gesamten Ort gilt Tempo 30 und der Bau von Radschnellwegen wird forciert. Der Bürgermeister selbst kämpfte zudem jahrzehntelang für einen Radweg nach Oberbiberg. Und die Idee mit MVG-Mieträdern in der Gemeinde finden auch alle ganz toll.
Nur auf der Strecke zwischen Deisenhofen und Ödenpullach vergisst die Oberhachinger CSU plötzlich ihre Fahrradfreundlichkeit und gibt sich als bester Freund des ADAC. Zu glauben, dass mit dem Schild "Achtung Radfahrer" die Sache auch bestens gelöst wäre - ohne Autofahrer in ihrem flotten Fortkommen einzuschränken - ist völlig blauäugig. Man kann sich zwar wunderbar auf die gängige Rechtsprechung berufen, wonach auf Straßen mit diesen Verkehrsschildern nur noch 65 gefahren werden darf, sobald ein Radler auftaucht. Aber die Damen und Herren der CSU glauben doch nicht ernsthaft, dass das jemand tut, der schnell vorbei will. Denn mal ehrlich: Diese Regel kennt doch keiner!