"Ein Bereich, in dem unheimlich viel gelacht wird" - so beschreibt
Pfarrer Rainer Liepold seine Tätigkeit als Altenheimseelsorger. Die Begeisterung für seine Arbeit ist ihm anzumerken, ebenso der Enthusiasmus, mit dem er seiner Zukunft entgegenblickt: Nach 17 Jahren als Pfarrer und Seelsorger in München-Freimann wechselt er an das evangelisch-lutherische Pfarramt Höhenkirchen. Dort wird er in halber Stelle das Amt neben Pfarrer Thomas Lotz bekleiden. Die Arbeit in der Altenheimseelsorge möchte er ebenfalls beibehalten, im Pflegeheim "Lore-Malsch-Haus" bekleidet er auch eine Halbtagsstelle. Am Sonntag, 4. März, wird er seine neue Gemeinde kennenlernen, wenn er um 17 Uhr in der Kreuz-Christi-Kirche feierlich in sein Amt eingeführt wird: "Ich war bis jetzt in einer sehr aktiven Kirchengemeinde und bin guter Dinge, dass ich auch in einer solchen bleibe", sagt er.
Liepold war ein Jahr alt, als er nach München kam. Der Kirche half er von seiner Konfirmation an viele Jahre in der Jugendarbeit. Sollte er Sozialpädagogik, Psychologie oder Theologie studieren? Er war sich nicht sicher, ob sein Glaube für einen guten Pfarrer ausreichen würde. Eine "Erleuchtung" habe er gehabt, als er einen krebskranken Mitbewohner beim Sterben begleitete. "Ich hatte das Gefühl, Kraft zu spüren, die über meine hinaus geht. Dieses Gefühl hat mich auch später, in angenehmen Situationen nicht verlassen," erinnert sich der Pfarrer. "Da war mir klar, dass ich Pfarrer werden will." Es folgte ein Theologiestudium in München und Bonn, Abschluss und Promotion in Greifswald, Vikariat in Bamberg. Seit 2000 ist Liepold zurück in München. Die 17 Jahre mit der Gemeinde in Freimann seien für ihn eine "beglückend schöne Zeit" gewesen. "Mit zwei beglückend vollen Kirchen" feierte er auch seinen Abschied Ende Januar.
Thomas Lotz, den neuen Kollegen, kennt Liepold bereits seit einigen Jahren. Auch ihm ist Liepolds Vorfreude auf die neue Stelle zu verdanken. "Mit Kollege Lotz ist bereits ein sehr präsenter Pfarrer vor Ort. Ich kenne ihn als fair, geduldig und liebevoll." Liepold wird, wie er betont, in der neuen Stelle nicht als "Unterstützungspfarrer" fungieren, sondern als gleichberechtigter zweiter Pfarrer. Wie die neuen Aufgaben genau aussehen, würde mit seinem Antritt geklärt. Das Gestalten liebevoller Zeremonien liege ihm am Herzen, sagt Liepold. "Ich bemühe mich, den Gottesdienst so zu gestalten, dass die Menschen darauf Lust bekommen." Über Beerdigungen - zu dem Thema schrieb er bereits ein Buch - erreiche er besonders viele Menschen: "Man lernt auch Leute kennen, die sonst nicht zur Kirche kommen." Lebensglück im Alter - Liepolds Buch hierzu erschien 2014 - ist ihm ein weiteres Anliegen. Besonderes Interesse gilt der Arbeit mit dementen Menschen, seinem Steckenpferd. Dazu hat er einige Geschichten zu erzählen; von Gottesdiensten, die auf Demente in üblicher Form nicht zugeschnitten seien. So leerte einmal ein Mann bei einem Abendmahl den Kelch Wein komplett aus und meinte laut "Oh, ein edler Tropfen!" Diepold erklärt: "Demente Menschen sind auf ihre Weise durchaus kommunikativ und wach." Wichtig sei, sie auf emotionaler Ebene anzusprechen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich wohl fühlen. Die für Höhenkirchen geplanten zwei halben Stellen kommen ihm gelegen: "Ich freue mich darauf, dass jetzt beide Aufträge ganz klar nebeneinander stehen." Ob das wohl helfen wird? Zeit sei in seinem Beruf ein grundsätzliches Problem. "Ich habe in meinem ganzen Dienst nie auf die Uhr geguckt. Wenn man Arbeit überzeugend tut, wird sie nicht weniger, sondern mehr." Er sei schon "ein relativ ausgeprägter Workaholic," gesteht sich der 50-Jährige ein. "Dass mir langweilig wird, glaube ich nicht, und ich bin guter Dinge, dass sich das alles so organisieren lässt."