Interview:Wenn es "Klick" macht

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Susanne Seuffert, 47, züchtet Maine Coons - eine dem Luchs ähnliche Katzenart - und lebt in Olching. Als mobile Tierheilpraktikerin bietet sie im Landkreis neben dem Clickertraining auch Erste-Hilfe-Kurse für Tierbesitzer an. (Foto: privat)

Susanne Seuffert weiß, wie man Tiere durch Geräusche erzieht. Ihr Clicker-Training bietet die Tierheilpraktikerin bei Volkshochschulen an

Interview von Marie Ludwig, Unterhaching

Susanne Seuffert ist während ihrer dreijährigen Ausbildung zur Tierheilpraktikerin auf das sogenannte Clicker-Training aufmerksam geworden. Die Olchingerin hat im Landkreis München unlängst in Unterhaching einen Kurs angeboten. Der nächst findet am Samstag, 15. Oktober, von 14 Uhr an bei der Volkshochschule Würmtal/Planegg statt. Dann kann sogar mit Schildkröten und Goldfischen geclickert werden.

SZ: Was ist das Clicker-Training und woher kommt es?

Susanne Seuffert: Clicker-Training ist eine Trainingsmethode durch positive Verstärkung. Das Schöne daran ist: Clickern kann man mit allen Tieren - vom Goldfisch über Hund und Katze bis zum Pferd. Ich habe sogar eine junge Kursteilnehmerin, die mit ihrer Schildkröte clickert und mir Videos schickt. Die Delfintrainerin Karen Pryor hat das Clicker-Training in der heutigen Form entwickelt. Sie trainierte Delfine für eine Show, um Geld für wissenschaftliche Untersuchungen zu sichern. Dieses Training war der Grundstein für das Clickertraining wie wir es heute kennen.

Was können die Tiere denn durch das Clickern erlernen?

Eine ganze Menge: Neben Kunststückchen - wie beispielsweise das Licht an- oder ausmachen und kleinen "Zirkusnummern" - können mit dem Tier auch bestimmte Alltagssituationen trainiert und erarbeitet werden. Ängstliche Hunde können beispielsweise so erlernen, beim Spaziergang eine enge Beziehung zu ihrem Herrchen aufzubauen; sie sind so fokussierter und weniger schreckhaft.

Was bietet das Clicker-Training im Gegensatz zu anderen üblichen Trainingsmethoden?

Jeder kann Clickern - das ist einer der Hauptvorteile an der Methode. Wenn das Tier beispielsweise nur auf ein bestimmtes Familienmitglied und dessen Stimme hört, kann der Clicker helfen, dass das Tier auch mit anderen interagiert. Denn der Clicker klingt immer gleich - egal wer ihn verwendet! Somit werden auch Missverständnisse im Trainingsablauf minimiert. Da wir nur mit positiver Verstärkung arbeiten, kann durch das Clickern auch das Selbstbewusstsein und Vertrauen der Tiere gesteigert werden. Außerdem bestimmt das Tier selbst das Trainingstempo. Clickern ist einfach ein Training ohne Zwang und Gewalt - wir arbeiten nur mit Erfolgserlebnissen.

Welche Idee steht denn hinter dem Clickertraining?

Zunächst einmal ist es wichtig, zu verstehen wie Clicker-Training funktioniert. Man kann es ein bisschen mit dem Pawlowschen Reflex vergleichen: Der Verhaltensforscher hat in seinem Experiment als erster die klassische Konditionierung gezeigt. Er läutete immer eine Glocke bevor er seine Hunde fütterte, nach einer Weile setzte der Speichelfluss bei den Hunden bereits ein, wenn sie nur die Glocke hörten, auch wenn noch kein Futter in Sicht war. Die Hunde waren auf die Glocke konditioniert. So ähnlich ist es auch beim Clickern: Die Tiere lernen, auf jeden Klick folgt ein Leckerli - wir konditionieren das Tier also auf den Clicker! Man kann es sich ein bisschen wie einen Fotoapparat vorstellen, wir "fotografieren" das richtige Verhalten mit dem Clicker und dann folgt die Belohnung. Hört sich einfach an - ist es aber am Anfang nicht!

Warum nicht?

Das Schwierigste ist das richtige Timing. Das Klickgeräusch muss so genau gesetzt werden, dass es nicht zur Verwirrung beim Tier kommen kann. Mensch und Tier müssen sich darauf einlassen. Das braucht Übung. Denn nicht alle Tiere lernen gleich schnell. Deshalb empfehle ich immer, mit einer Übung zu beginnen, die beiden Spaß macht, aber nicht zwingend nötig ist. So ist man auch selbst entspannter. Natürlich kann man aber auch mit den Tieren die Einnahme von Medikamenten oder die Fellpflege trainieren, aber das ist für den Anfang meistens zu kompliziert.

Wie schafft man es denn, richtig zu clickern?

Also ich übe zuerst mit meinen Kursteilnehmern das Clickern untereinander, denn so merkt man erst einmal, wie schwierig es ist, wenn man sich nicht mit Worten ausdrücken kann, sondern nur auf das Click-Geräusch vertrauen muss. Einer clickert und ein anderer Teilnehmer übernimmt die Rolle des Tieres - das macht vor allem auch den Kindern und Jugendlichen im Kurs viel Spaß. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier bekommt - meiner Meinung nach - durch das Clickertraining eine ganz andere Qualität: Man begegnet sich auf Augenhöhe. Denn ich gebe meinen Kursteilnehmern immer einen Satz unter Augenzwinkern mit auf den Weg: "Stellen Sie nie die Intelligenz Ihres Tieres in Frage, es macht genau das, was Sie geclickt haben."

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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