Hohenbrunn:Dazwischengefunkt

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Anwohner haben jahrelang gegen den Mobilfunkmast auf einem Haus an der Brennereistraße protestiert. (Foto: Angelika Bardehle)

Seit zehn Jahren ist eine Mobilfunkanlage Streitthema in Hohenbrunn. Jetzt soll der Mast endlich verschwinden.

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Seit etwa zehn Jahren kämpfen die Anwohner der Brennereistraße in Hohenbrunn darum, dass die Firma E-Plus ihren Mobilfunkmast entfernt. Nach vielen Gesprächen hätte das am 31. März passieren sollen. Aber er steht immer noch. Für Julia Multhammer Grund zum Ärger: "Die ganze Siedlung hat dem Datum entgegen gefiebert." Auch vom Gemeinderat fühlt sich die Hohenbrunnerin im Stich gelassen: "Ich habe das Gefühl, niemand interessiert sich dafür so richtig. Dabei ist das doch kein Wischi-Waschi-Bordsteinkanten-Thema."

Regelmäßig fanden Demonstrationen gegen den Funkmasten statt

Der Mast ist, seitdem er vor zehn Jahren in Betrieb genommen wurde, ein Streitthema in der Gemeinde. Das liegt auch daran, dass ein Messtechniker damals laut Multhammer festgestellt hat, dass die Strahlenbelastung der Antenne um ein Vielfaches höher sei als bei anderen Anbietern. So alarmiert fanden mittwochs regelmäßig Demonstrationen statt. Eine Bürgerinitiative gründete sich, es wurde in Hohenbrunn sogar zum Boykott von E-Plus aufgerufen. Doch in den vergangenen Jahren wurde es um das Thema ruhiger.

Einwohner, Gemeinderat und Paul Steinegger, auf dessen Haus der Mobilfunkmast steht und der den Vertrag mit E-Plus geschlossen hat, fanden eine Lösung. "Wir haben abgemacht, dass Herr Steinegger den Vertrag zum nächsten Zeitpunkt kündigt", sagt Multhammer. Dass es überhaupt zu diesem Versprechen kam, liegt an der Arbeit des Gemeinderats, meint Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU). "Wir müssen uns auf dieses Ehrenwort verlassen. Denn zwingen können wir ihn nicht."

Mobilfunkantennen müssten durch den Gemeinderat nicht genehmigt werden. Deshalb habe er auch keine rechtliche Handhabe, etwas gegen den Mast zu unternehmen. Straßmair hat die schriftliche Kündigung aber gesehen. Danach hat E-Plus mitgeteilt, dass man den Mast aus technischen Gründen erst Ende Juli abbauen könne. "Ich vertraue darauf, dass er dann tatsächlich wegkommt", sagt Straßmair.

Anwohner fürchten die Strahlung der Antennenanlage

Steinegger selbst möchte sich zu dem Thema nicht äußern, doch Julia Multhammer befürchtet, dass E-Plus nun alle paar Monate mit so einem Schreiben "daherkommt". "Ich fühle mich echt ein bisschen veräppelt. Wir wollen das Ganze doch endlich abschließen." Das ist der Hohenbrunnerin auch deshalb so wichtig, weil die Strahlung der Antenne nach ihrer Überzeugung negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Anwohner habe. "In jedem zweiten, dritten Haus gibt es Krankheiten, die nicht von ungefähr kommen." Viele Mütter seien an Krebs erkrankt und es gebe zwei Kinder mit Trisomie 21. Für Julia Multhammer ist klar: Das liegt an der besonders hohen Strahlung der Antenne.

E-Plus antwortet auf den Vorwurf schriftlich: Die Anlage werde mit der üblichen Sendeleistung betrieben, "also nicht mehr und nicht weniger als anderswo". Zudem sei die Anlage mittlerweile gar nicht mehr in Betrieb. Der technische Rückbau brauche allerdings etwas Zeit. Aus diesem Grund sei um eine Vertragsverlängerung bis Ende Juli gebeten worden.

Bis Ende Juli will E-Plus den Mobilmasten abbauen

"Wir hoffen, dass das keine solche Hinhaltetaktik ist", sagt Multhammer. "Nach zehn Jahren wäre das eine Riesenniederlage." Enttäuscht sei sie auch von dem Verhalten des Bürgermeisters. "In letzter Zeit herrschte bei dem Thema null Transparenz. Er hat total gemauert." Straßmair kann diesen Vorwurf nicht nachvollziehen. "Ich habe die Sorgen der Bürger immer ernst genommen." Er sei ständig in Gesprächen gewesen, habe nach Lösungen gesucht und viel Zeit investiert. "Wenn der Mast Ende Juli abgebaut wird, dann ist das auch mein Verdienst." Da ist sich Straßmair sicher

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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