Freimann:Überrollt

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In Freimann ist der Ärger über die Arena-Erweiterung groß

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Ausverkauft. Bei jedem Heimspiel. Mittlerweile weiß ein jeder Fußballfan, dass die Allianz-Arena seit der letzten Aufstockung 75 000 Zuschauer fasst; zur Freude der Bayernanhänger. Zum Ärger der Stadtteilpolitiker in Schwabing-Freimann. Denn die empfanden und empfinden es als Zumutung, dass die Stadt ihre Argumente gegen den Ausbau nicht ernst nehmen mag. "Das ist eine Beleidigung dieses Gremiums", zürnte Bernhard Dufter (Grüne) in der Sitzung des Bezirksausschusses. Eine Mehrheit im Gremium teilte seinen Zorn - und lehnte die Erweiterung des Stadions erneut ab.

Die Stadt, so die verbreitete Auffassung im Münchner Norden, nehme sich die Freiheit, hier alles, was sie nicht haben will, abzukippen. Aber geben will sie uns nichts dafür, heißt es. Das gelte auch bei den zusätzlichen Plätzen in der Arena. "Die Begründung ist lückenhaft, ein Freifahrtschein für den Ausbau der Allianz-Arena, obwohl nicht klar ist, ob der Shuttle-Verkehr Entlastung schafft", grollte Dufters Fraktionskollege Ekkehard Pascoe.

Der Grund für den Groll: Die Stadt ist der Auffassung, dass die Stadion-Erweiterung verträglich abgewickelt werden kann, der Großteil im BA glaubt das nicht. Die Stadt stützt sich auf ein Verkehrsgutachten, das die Bürgervertreter als "schöngerechnet" abtaten. Die Expertise geht von 900 Fahrzeugen aus, die während eines Spiels in den umliegenden Siedlungen abgestellt werden, BA-Politiker und Freimanner Bürger sagen: Es sind viel mehr.

Eine Voraussetzung für die Genehmigung war und ist der von Pascoe erwähnte Shuttle-Service. Der FCB muss auf eigene Kosten an der Donnersbergerbrücke Busse bereitstellen, die Fans kostenlos zur Arena fahren. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatte davon ihre Zustimmung abhängig gemacht. Anfangs klappte der Shuttle-Service nur bedingt. Beim Bundesligaspiel am 27. Februar nutzten nur 400 statt der avisierten 2000 Fans das Bus-Angebot. Nach Angaben des FC Bayern waren es jedoch beim Champions-League-Match gegen Schachtjor Donezk bereits 1600 Mitfahrer. "Die kontinuierliche Steigerung zeigt, dass das Angebot angenommen wird", sagt FCB-Sprecher Markus Hörwick. Auch die MVG ist mit der Tendenz zufrieden. Als "ausbaufähig" wird aber noch die Kommunikation gesehen. Vielen Fahrgästen sei noch unklar, wann die Busse fahren. Deshalb solle der FC Bayern die Fahrplandaten der Busshuttles mitteilen, damit sie den Nutzern per elektronischer Fahrplanauskunft zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Abstimmung mit dem Verein laufe. Einen "Freifahrtschein" sieht die Stadt dadurch indes keinesfalls ausgestellt. "Es gibt keine Garantie, dass es eine dauerhafte Genehmigung geben wird", sagt Thorsten Vogel vom Planungsreferat. Man müsse die Testphase abwarten. Bislang seien jedoch keine Probleme bekannt geworden. Seine Behörde, so versichert der Sprecher, werde bis Ende Juli weitere Verkehrszählungen durchführen. Doch es gibt auch andere Stimmen. "Manche trauen dem Frieden nicht", zeigt der BA-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD) Verständnis. Doch er fügt hinzu: "Ich halte die Einschätzung der Stadt für schlüssig und seriös."

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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