Feldkirchen/Putzbrunn:Die Vermessung der Unterwelt

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Die Stadtwerke München suchen auch im Umland nach Geothermie. Der Fokus liegt aber auf dem Stadtgebiet

Von F. Dürmeier, S. Galler, Feldkirchen/Putzbrunn

Im Herbst rücken die Techniker an: Die Stadtwerke München (SWM) werden von November 2015 bis März 2016 umfangreiche seismologische Untersuchungen im Stadtgebiet und Umland von München in Angriff nehmen, um die Erschließung der Geothermie weiter voranzutreiben. Denn die Fernwärme-Vision der SWM ist ambitioniert: Bis 2040 soll München die erste deutsche Großstadt werden, in der Fernwärme zu hundert Prozent aus regenerativen Energien gewonnen wird. "Aktuell bereiten wir diese 3D-Seismik-Messkampagne vor, mit der wir neue Erkenntnisse gewinnen sowie die Ergebnisse früherer punktueller 2D-Seismik-Messungen präzisieren möchten", teilt SWM-Pressesprecher Christian Miehling mit.

Fest steht, dass das Untersuchungsgebiet auch einige Umlandgemeinden betrifft, etwa Unterhaching, Neubiberg, Ottobrunn, Hohenbrunn, Grasbrunn, Haar und Putzbrunn. Die Messungen finden voraussichtlich von November bis März statt. Untersucht wird der Untergrund über Schallwellen, in der Regel im Konvoi mit drei Vibrator-Fahrzeugen, in Wohngebieten höchstens bis 20 Uhr.

"In der Untersuchung wird kein besonderes Augenmerk auf bestimmte Gemeinden gerichtet", sagt SWM-Sprecher Miehling. "Vielmehr soll ein zusammenhängendes Bild des Untergrundes in den Erlaubnisfeldern der SWM erzeugt werden."

Dennoch sind einige Gemeinden bereits hellhörig geworden und haben ihrerseits Maßnahmen eingeleitet: Feldkirchen etwa hat in einer Stellungnahme an das Bergamt der Regierung von Oberbayern um eine rechtzeitige gemeinsame Abstimmung über den endgültigen Trassenverlauf und um weitere Informationen wie Beginn und Dauer der seismischen Arbeiten gebeten. Feldkirchen fordert, dass bei den Bohrungen auf den Verkehrsfluss geachtet wird, dieser soll durch ein geeignetes Zeitmanagement nicht stark beeinträchtigt werden. Die Feldkirchner Bahnlinien sowie die Autobahn A 94 fallen allerdings nicht in die Zuständigkeit der Gemeinde.

Mit großem Interesse verfolgt man auch in Putzbrunn die neuen Entwicklungen. Auf Gemeindegebiet besitzen die Stadtwerke einen Claim für die Förderung von Geothermie, bislang jedoch halten sich die Anstrengungen, hier etwas voranzubringen, in engen Grenzen. Sehr zum Ärger der Gemeinde, die schon seit längerer Zeit darauf dringt, dass hier etwas voran geht und sich durchaus in der Lage sieht, ein Geothermieprojekt rentabel umzusetzen. Zumindest in Kooperation mit der Energieversorgung Putzbrunn, die zu 50 Prozent der Kommune gehört.

"Das wird so schnell nichts", sagt Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD), der durch die Ankündigung der SWM, neuerliche Untersuchungen zu starten, zunächst auf eine Wende gehofft hatte. "Aber auch wir haben die Information erhalten, dass diese Bohrungen nicht direkt mit Putzbrunn zu tun haben, sondern Teil der Münchner Untersuchung sind", so der Rathauschef. Vereinzelt seien die Stadtwerke bereits auf Putzbrunner Landwirte zugekommen, weil deren Grundstücke offenbar im Trassenbereich der Untersuchungen liegen. "Dennoch sind nach Aussage der Stadtwerke derzeit intensive Untersuchungen in Putzbrunn nicht geplant", sagt Klostermeier, der ohnehin glaubt, dass der Münchner Süden und Osten nach dem Abschluss der Bohrungen in Riem nun warten müssen. "Ich könnte mir vorstellen, dass womöglich Freiham wegen des dortigen neuen Wohngebietes Vorrang haben wird.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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