Engagement:Mit Soli zum Solo

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Vor fünf Jahren feierte die Musikschule den Einzug in die neuen Räume am Haidgraben, jetzt begeht der Förderverein sein 20-jähriges Bestehen mit einem Festakt für geladene Gäste. (Foto: Claus Schunk)

Der Förderverein der Ottobrunner Musikschule kauft Instrumente und übernimmt Kursgebühren bedürftiger Kinder. Am 25. November feiert er 20-jähriges Bestehen

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Erst vor kurzem hat sich wieder ein Junge mit einem Brief bei Iris Rohrhirsch, der Vorsitzenden des Förderkreises der Rosmarie-Theobald-Musikschule Ottobrunn, bedankt. Es sei so toll, dass der Verein ihn unterstütze. Der Förderkreis hat ihm zugesagt, auch im kommenden Schuljahr einen Teil des Unterrichtsbeitrags zu übernehmen. Er kann also weiter sein Instrument lernen, was ihm sonst vermutlich nicht möglich wäre, weil die Familie den Beitrag nicht stemmen könnte. "So ein Brief freut mich sehr, das ist wie Balsam für die Seele", sagt Rohrhirsch. Ein Beweis dafür, dass sich die Arbeit des Förderkreises gelohnt hat. Am Samstag, 25. November, feiert er sein 20-jähriges Bestehen.

Die Arbeit des Vereins - das ist Klinkenputzen, Spendensammeln, Aktionen veranstalten. "Wir sind eigentlich ständig am Betteln", sagt Rohrhirsch mit einem Augenzwinkern. Und das alles, um die Aufgaben des Vereins zu erfüllen: neue Instrumente für die Musikschule anzuschaffen und sozial schwache Schüler zu fördern. Das bisher größte Projekt war die Finanzierung eines schwarzen Yamaha-Konzertflügels im Jahr 2010: 20 000 Euro haben Iris Rohrhirsch und ihre Kollegen vom Verein eingetrieben. 2009 gab es eine Konzertreihe der Musikschule, die sehr gut besucht war, "wo die Spendenfreudigkeit enorm hoch war", wie Rohrhirsch berichtet. Als weitere Aktion hat der Verein Tasten einer Klaviatur verkauft - keine echte, sondern eine von einer Grafikerin gestaltete aus Papier. Der Förderkreis hat aber auch viele andere Instrumente angeschafft, darunter Orff-Instrumente für die Kleinen, ein Sopransaxofon, ein Digital-Piano. Was die Musikschule eben brauchte. Um die Kasse noch mehr aufzubessern, hat der Förderkreis 2016 auch einen "Soli" eingeführt. Wenn sie damit einverstanden sind, zahlen Eltern von Musikschülern zusätzlich zur Unterrichtsgebühr nun 50 Cent pro Monat an den Förderkreis.

Das Geld kommt dann auch Schülern wie dem Jungen zugute. Wenn deren soziale Bedürftigkeit belegt wurde und die Musikschullehrer auch die fachliche Eignung bestätigt haben, kann der Verein einen Teil des Unterrichtsbeitrags übernehmen. "Es wäre schade, wenn man manche nicht fördern würde", sagt Rohrhirsch. Sie denkt da auch an ein paar Mädchen, die bei dem Wettbewerb "Jugend musiziert" stets weit vorne lagen, deren Mutter den Beitrag aber irgendwann nicht mehr finanzieren konnte. "Wir unterstützen sie jetzt", sagt Rohrhirsch.

Dass es die Förderung gibt, findet die Vorsitzende enorm wichtig: "Denn es gibt ja Kinder, die nicht so viel Spaß an Sport haben, dafür aber an Musik. Und sie sollen nicht auf der Strecke bleiben."

Genau um solche finanziellen Engpässe abzumildern, wurde der Förderkreis 1997 gegründet. Damals strichen umliegende Gemeinden, die bisher für Gemeindemitglieder, die an der Ottobrunner Musikschule Unterricht hatten, Zuschüsse zahlten, diese Förderung. Mit den kommunalen Zuschüssen sank auch die staatliche Förderung. So mussten die Gebühren für die Kinder aus den umliegenden Gemeinden erhöht werden. Viele reagierten darauf damit, dass sie aus der Musikschule austraten. Bis dahin war auch die Teilnahme an einem Ensemble für Musikschüler gratis gewesen, nun wurde es kostenpflichtig. Um all das abzufedern, wurde der Förderkreis unter der Schirmherrschaft der damaligen Bürgermeisterin Sabine Kudera (SPD) gegründet. Zunächst fungierte Anja Verena Reich als erste Vorsitzende, seit 2007 hat das Amt Iris Rohrhirsch inne.

Heute verfügt der Verein über rund 5o Mitglieder und sieben Aktive im Vorstand. Am 25. November nun feiert er mit Ehrengästen und einem musikalischen Programm mit Schülern der Musikschule im Wolf-Ferrari-Haus sein 20-jähriges Bestehen. Rohrhirsch freut sich: "Es ist das erste Mal, dass wir so ein Fest feiern." Bisher hätten sie immer geschaut, Geld für die Dinge auszugeben, die sie wichtig finden. "Wir finden es aber passend, dieses Jubiläum zu feiern", sagt die Vorsitzende.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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