Bürgermeisterwahl in Baierbrunn:Eigenes Pflaster

Lesezeit: 2 min

Aus den Visionen von Felix Maiwald (links) wurde nichts, dafür gab es Tipps von Landrat Christoph Göbel. (Foto: Claus Schunk)

Wie die CSU ihre jüngsten Wahlniederlagen erklärt

Von Martin Mühlfenzl, Baierbrunn

Ein alter Bauernhof als Rathaus, im Hintergrund der Kirchturm und hinter dem Zaun picken die Hühner im Gras. Wenn die Vordenker der CSU in ihrer modernen, verglasten Zentrale am Mittleren Ring ein Bild des Freistaats zeichnen, wie sie ihn gerne hätten, dürfte in etwa die pittoreske Silhouette des Isartalidylls Baierbrunn herauskommen. Die Baierbrunner indes wollen diesem Bild so gar nicht gerecht werden: Hier, auf dem Land zwischen Pullach und Schäftlarn, gab es erst ein einziges Mal einen CSU-Bürgermeister: von 2008 bis 2014 stand Eugen Kramer der Gemeinde vor, ehe er vor der Kommunalwahl überraschend hinwarf.

Die Christsozialen haben in Baierbrunn eigentlich nie so recht einen Fuß auf den Boden bekommen. 18,7 Prozent - mehr war am Sonntag bei der Bürgermeisterwahl auch für den aktuellen CSU-Kandidaten Felix Maiwald nicht drin. Der war dennoch zufrieden mit seinem Ergebnis und sprach davon, der "Amtsbonus" habe letztendlich den Ausschlag zugunsten von Wolfgang Jirschik gegeben, der für Überparteiliche Wählergruppe (ÜWG) angetreten war - und haushoch gesiegt hatte.

Ein Blick in die Vergangenheit macht deutlich, dass die Baierbrunner - für bayerische Verhältnisse - sehr eigen sind. In ihrer Chronik rühmen sich die örtlichen Sozialdemokraten, "bei der Landtagswahl 1919 auf 62,4 Prozent" gekommen zu sein. Mehr noch: "Selbst 1933 - Hitler war bereits Reichskanzler - stimmten noch 31,1 Prozent der Baierbrunner für die SPD." Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten die Sozialdemokraten lange Zeit die Geschicke der Kommune. In den Achtzigerjahren waren die Baierbrunner sogar echte Vorreiter: 1987 wählten sie - als erste im Landkreis München - eine Frau ins Bürgermeisteramt. Mehr als 20 Jahre lang führte Christine Kammermeier, eine Sozialdemokratin, anschließend die Geschäfte im Rathaus.

"Baierbrunn ist schon ein sehr eigenes Pflaster - auch für uns als CSU", sagt Florian Hahn. Zwei Niederlagen hat der CSU-Kreisvorsitzende in den vergangenen zwei Wochen hinnehmen müssen: In Putzbrunn schaffte es CSU-Kreisgeschäftsführer Eduard Boger bei der Bürgermeisterwahl auch im zweiten Anlauf gegen Amtsinhaber Edwin Klostermeier (SPD) nicht in die Stichwahl, am Sonntag nun der chancenlose Auftritt von Felix Maiwald gegen Interimsbürgermeister Jirschik in Baierbrunn. In Erklärungsnot sieht sich Hahn dennoch nicht. "Bürgermeisterwahlen sind Personenwahlen", sagt der Bundestagsabgeordnete aus Putzbrunn. "In beiden Fällen haben sich erfahrene Kandidaten durchgesetzt." Vor allem die Baierbrunner hätten nach den Unruhen rund um den Rücktritt von Barbara Angermaier (BIG) auf "den kommunalpolitisch sehr erfahrenen Wolfgang Jirschik gesetzt", erklärt sich Hahn den Wahlausgang. In dieser Situation habe es ein Kandidat wie Maiwald, der dem Gemeinderat gar nicht angehört, sehr schwer. "Es ist daher wirklich respektabel, dass sich Felix Maiwald zur Kandidatur bereit erklärt hat."

Eine strukturelle Schwäche seiner Partei nach den beiden Niederlagen will der Kreisvorsitzende ohnehin nicht erkennen. Die CSU sei nach wie vor die dominierende politische Kraft im Landkreis München. Dennoch ist der "Tanker" CSU, wie er intern gerne genannt wird, in den vergangenen Jahren langsamer geworden. In nur noch neun von 29 Städten und Gemeinden im Landkreis München stellt die CSU den Rathauschef.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: