Ausstellung:Das Adlerauge

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Die Flugwerft Schleißheim zeigt spektakuläre Luftbilder von Klaus Leidorf

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Der Fotograf hängt in einem abgesägten Flugzeugrumpf unter der Decke, wird damit hin- und hergezogen und vielleicht auch geschüttelt und muss dabei mit seiner Kamera Bilder von aufgemalten Landschaften etwa zehn Meter unter ihm schießen. Seit 1914 hatte die Schleißheimer Fliegerkompanie in ihrer Fliegerschule am jungen Flugplatz die einzige Beobachterschule in Bayern, wo Offiziere lernten, aus großer Höhe mit bloßem Auge Ziele und Motive zu erkennen, zu identifizieren und zu fotografieren; Luftaufklärung war zunächst der einzig militärische Einsatzbereich der neumodischen Flugzeuge. Die Technische Hochschule Breslau hatte für Schleißheim eigens einen Flugsimulator gebaut, der seinerzeit zumindest im Deutschen Reich einzigartig war.

Wie Ameisen wimmeln die Menschen über den Münchner Marienplatz. Klaus Leidorf zeigt in seinen Luftbildern bekannte Orte aus ungewohnter Perspektive. (Foto: Klaus Leidorf/Flugwerft Oberschleißheim)

Moderne Luftbildfotografie tut sich da technisch etwas leichter. 12 577 Luftbilder aus Bayern hat der nahe Landshut lebende Klaus Leidorf in seiner Online-Datenbank zusammengestellt, mehr als eine Million hat er aus der Luft fotografiert. Bis 26. August zeigt er gut 40 davon in der Sonderausstellung "Sichtflug" in der Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums. An diesem Donnerstag wird sie eröffnet. Es ist eine Referenz des Museums an die Anfänge der Königlich-Bayerischen Fliegertruppe auf dem Flugplatz Schleißheim, dem ältesten noch aktiven Flugplatz Bayerns und seit 1992 Standort der Luftfahrtabteilung des Deutschen Museums.

Leidorf stammt ursprünglich aus Bonn und lebt seit 1985 in Bayern, wo er zunächst für das Landesamt für Denkmalpflege arbeitete. Seit 1989 firmiert er als freiberuflicher Luftbildarchäologe. Neben der Dokumentation von archäologischen Befunden aus der Luft entwickelte sich sein Interesse immer mehr auch zu künstlerischen Motiven aus der Vogelperspektive. In diesem Themenkreis sind die in der Flugwerft Schleißheim ausgestellten Fotografien verortet. Auf eine "wirklich fantastische Ausstellung" freut sich Gerhard Filchner, der Leiter der Flugwerft.

Bezeichnet sich selbst als Luftbildarchäologe: der Fotograf Klaus Leidorf bei der Arbeit. (Foto: Privat)

Gezeigt werden Luftaufnahmen abstrakter Formen, abwechslungsreicher Muster und stimmungsvoller Farben, die beim Sichtflug über die bayerische Flur entstanden. Vor zwei Jahren schon waren in der Flugwerft Luftbilder zu sehen, die mit Perspektiven aus der ganzen Welt bemerkenswerte geologische Formationen aus der Luft erfassten. Der Fokus der Ausstellung Leibold liegt nun ausschließlich auf Bayern und dem künstlerischen Aspekt der Motive.

Auch hier schließt sich wieder der Kreis zu den Schleißheimer Pionieren der Luftbildfotografie vor über hundert Jahren. Denn auch wenn die Aufgabe der Fliegertruppe Anfang des 20. Jahrhunderts die Beobachtung feindlicher Truppen oder die Ergänzung kartografischen Materials war, so nutzten die Flieger gerne auch Zeit und Material, um imposante Landschaftsaufnahmen zu schießen. In der Fliegerkompanie Schleißheim entstanden so seit 1912 speziell bei Übungsflügen beeindruckende Landschaftsbilder, die dann auch als historisches Dokument mehrfach publiziert wurden.

Die Sonderausstellung "Sichtflug" dauert bis zum 26. August. Die Flugwerft Schleißheim ist Montag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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