Kunst:Kirche und Oper

Lesezeit: 1 min

Predigt und inszeniert: Sigrid Herzog. (Foto: Stephan Rumpf)

Regisseurin Sigrid Herzog bespielt einen Gottesdienst in St. Paul

Auch wer in Bayern katholisch sozialisiert ist, wird sich sofort zurechtfinden, sollte er in Perugia, Johannesburg oder Manila eine Messe besuchen. Mühelos kann er sich dort in die Liturgie einklinken, er weiß, wann ein Amen fällig, das Kreuz-Zeichen zu schlagen ist. Alles läuft nach einem festen Ritual. Das Wiederkehrende, die definierten Rollen, es vermittelt Sicherheit, zumal in einer Gemeinschaft erlebt. Viele Menschen aber sehen heute in der liturgischen Strenge nur noch ein leeres Ritual, dem tiefere Bedeutung, Sinnlichkeit abhanden gekommen sind.

Das Spannungsfeld zwischen tradierter Liturgie und seiner Aktualisierung nach den Regeln der Kunst hinterfragt an diesem Sonntag, 18. Februar, 20.15 Uhr, in der Kirche St. Paul an der Theresienwiese die Regisseurin Sigrid Herzog. Der Abend gehört zur Reihe "Der Gottesdienst und die Künste", mit der die katholische und die evangelische Kirche zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst und der Gesellschaft für Gegenwartskunst "Artheon" Beziehungen zwischen der Liturgie und den Künsten ergründen. Pfarrer Rainer Hepler von der Kunstpastoral im Erzbistum hat Sigrid Herzog gebeten, seinen Gottesdienst aus der Sicht einer Dramaturgin und Regisseurin zu betrachten. Die ehemalige Vizedirektorin der Otto-Falckenberg-Schule, die jetzt im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper den Nachwuchs unterrichtet, wird am Sonntag, Romano Guardini zitierend, in St. Paul ihr "Heiliges Spiel" vorstellen und selbst auch predigen. Mit Selene Zanetti und Niamh O'Sullivan bringt sie auch zwei Sängerinnen aus dem Opernstudio mit.

Fortgesetzt wird die Reihe am 11. März, 10 Uhr, in der evangelischen Lukaskirche an der Isar. Unter dem Titel "Wo Himmel und Erde" wird es dort eine musikalisch-liturgische Performance geben, gestaltet von Pfarrerin Beate Frankenberger, Regisseurin Annalena Maas und dem Lukas-Chor. Am Mittwoch, 21. März, 19 Uhr, gibt es in der ehemaligen Karmeliterkirche, Karmeliterstraße 1, einen Diskussionsabend mit allen Beteiligten der Reihe.

Nicht zur Veranstaltungsreihe gehört eine Kunstinstallation im Beichtstuhl, die von diesem Sonntag, 18. Februar, an nach dem Gottesdienst in St. Ursula am Kaiserplatz 1 erfahrbar ist (bis 24. März). Die Theatermacherin und angehende Religionspädagogin Judith Huber und der Psychotherapeut Klaus Lang haben dort ein kurzes Hörspiel mit dem Titel "Ist da wer?" installiert.

© SZ vom 17.02.2018 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: