Kot an Badeplätzen:Gans im Glück

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Im Englischen Garten wächst stellenweise wegen der Gänse kein Gras mehr. (Foto: Catherina Hess)

Zwei Kilogramm Kot scheidet eine Gans täglich aus - und vieles davon bleibt an Badeplätzen rund um München liegen. Aus Angst vor Tierschützern traut sich niemand, radikal gegen die Vögel vorzugehen. Nun sollen Falken das Problem lösen.

Von Armin Greune

Kaum ist die Badesaison richtig in Gang gekommen, häufen sich die Klagen der Erholungssuchenden: Viele Liegewiesen an den Seen rund um München sind vor lauter Gänsekot kaum noch zu nutzen. Tatsächlich fühlen sich nicht nur Badegäste am Starnberger See wohl: "Es sind fühlbar wieder mehr Gänse geworden", sagt Stefan Diebl, Sprecher des Starnberger Landratsamts.

Und auch im Englischen Garten und im Nymphenburger Park wächst die Grauganspopulation rasant, allein um 200 Prozent in den Jahren 2007 bis 2009, so der Wildbiologe Andreas König. Deshalb sollen die Vögel vertrieben werden, nur die Methoden sind umstritten.

Das Erholungsgebiet Kempfenhausen mögen die Graugänse offenbar besonders gerne. "Morgens treffen sich 100 bis 150 Stück zu einer richtigen Fressorgie", beschreibt Stefan Diebl die Szene. Der Landkreis Starnberg habe deshalb extra jemanden eingestellt, der mit der Kehrmaschine den Kot einsammelt - was freilich nur bei trockenem Wetter funktioniert.

Deshalb wird es wohl zu drastischen Maßnahmen kommen müssen: So erteilte das Landratsamt 2012 etwa in Feldafing eine Ausnahmegenehmigung zur Gänsejagd im eigentlich "befriedeten" Ortsgebiet. Amtssprecher Stefan Diebl rechnet heuer mit ähnlichen Anträgen - was aber neuen Ärger bringt. Denn wenn die Jäger zur Flinte greifen, laufen örtliche und überörtliche Tierschützer meist dagegen Sturm.

Zwei Kilogramm Kot pro Gans

Probleme mit Gänsen gibt es aber auch in München: In den vergangenen Tagen haben 50 bis 60 Gänse den Ehrenhof des Schlosses Nymphenburg derart verschmutzt, dass Verwalter Josef Schwab nun einen Falkner bestellen will. Der soll mit seinem Greifvogel die unliebsamen Gäste in den nahen Park vertreiben, was in den Vorjahren bereits funktionierte.

Zwei Kilogramm Kot, verteilt auf 170 Portionen, scheidet eine Gans täglich aus. Für Erholungssuchende sei dies "vor allem ein Ärgernis und eine Belästigung", sagt Hubert Maiwald, Umweltmediziner des Münchner Gesundheitsreferats, "das gesundheitliche Risiko ist eher als gering einzuordnen". Die Infektionsgefahr bei Hundekot etwa sei ungleich höher.

Experten wie der Freisinger Wildbiologe Andreas König raten, zunächst "einen gesellschaftlichen Konsens zu finden" und dann erst Gänsemanagementpläne zu entwickeln, die Schutz-und Bekämpfungszonen an Gewässern festlegen. König hat ein Buch über Wasservogel-Management in urbanen Gebieten veröffentlicht, das seine Studien in München zusammenfasst: "Langfristig wird man nicht an einer Populationskontrolle vorbeikommen". Theoretisch bietet sich eine Behandlung der Eier an, die aber gegen das Jagdgesetz verstößt.

Thomas Köster, Leiter der Parkverwaltung, hat im Englischen Garten andere Probleme: Südlich des Kleinhesseloher Sees wächst auf 1000 Quadratmetern wegen der Überweidung durch die Gänse kein Gras mehr. Eine Bekämpfung hat die Stadt längst aufgegeben, und selbst das Fütterungsverbot wird nicht mehr überwacht: "Zuletzt haben unbekannte Täter die einbetonierten Verbotsschilder ausgegraben und in den See geschmissen", erzählt Köster. Immerhin halten sich hier aber die Beschwerden über die Gänse in Grenzen: "Die Toleranz ist gestiegen, Leute und Gänse scheinen sich zu einigen."

© SZ vom 09.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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