Private Investoren:Warum sich die Investition in einen Konzertsaal lohnt

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Das Haus "Werk 3" ist schon im Bau. Der Platz davor soll das Herz des neuen Viertels am Ostbahnhof werden. Simulation: Steidle Architekten (Foto: N/A)
  • Zwei private Investoren würden in einen neuen Konzertsaal in München investieren.
  • Werner Eckart bringt eines seiner Grundstücke im Werksviertel am Ostbahnhof als Standort in die Diskussion, Immobilien-Entwickler Mathias Niemeier hat die alte Paketposthalle im Blick.
  • Die derzeit niedrigen Zinsen laden zu Investitionen ein - das günstige Geld verspricht eine langfristige Rendite.

Von Christian Krügel

Natürlich ist es nur die Liebe zur Musik. Warum sonst sollte ein privater Investor für einen neuen Konzertsaal Millionen von Euro ausgeben oder teure Flächen bereitstellen wollen? "Ich will, dass München endlich einen neuen Saal bekommt", sagt Werner Eckart - und bringt eines seiner Grundstücke im Werksviertel am Ostbahnhof als Standort in die Diskussion. "Ich bin bereit, viel Geld in eine tolle Idee zu investieren", sagt Mathias Niemeier - und kündigt Millioneninvestitionen für eine Musikstadt in der alten Paketposthalle an. Alles nur aus Idealismus?

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Beide, der Pfanni-Erbe Eckart wie der Immobilien-Entwickler Niemeier, sind Geschäftsmänner durch und durch und haben bei dem Wettstreit um einen Konzertsaal sicher auch wirtschaftliche Interessen. Niemeier etwa würde bei dem Mega-Projekt nahe der Friedenheimer Brücke der Post das gesamte Areal zwischen Arnulfstraße und Gleisanlagen abkaufen, inklusive der Paketposthalle. Das sind rund 75 000 Quadratmeter - wovon 25 000 besonders interessant sind. Der gültige Bebauungsplan sieht an der Wilhelm-Hale-Straße Gewerbeflächen vor, die sich gut vermarkten ließen. Niemeier spricht von Büros, Hotels und ähnlichem. Sein Partner Michael Dankerl ist Bauunternehmer aus der Oberpfalz und als solcher auf Gewerbe- und Logistikbauten spezialisiert.

Die niedrigen Zinsen laden zu Investitionen ein

Die Post aber braucht ein neues Briefzentrum an anderer Stelle, wenn sie die Paketposthalle aufgibt - Dankerl würde das gewiss gerne bauen. Für ihn und Mathias Niemeier bliebe aber immer noch der eigentlich unrentable Koloss der Paketposthalle, in die locker ein Betrag zwischen 150 und 350 Millionen Euro investiert werden muss, wenn daraus eine Musikstadt werden soll. Die Investoren wollen das in Eigenregie stemmen. Warum? Wohl deshalb: Die extrem niedrigen Zinsen zwingen kleine Sparer, erst recht aber Investoren mit reichlich Kapital dazu, sich Anlageformen zu suchen, die zumindest eine kleine Rendite abwerfen. Dauerhafte Einnahmen durch einen sicheren und solventen Mieter sind eine goldene Lösung, noch dazu, wenn sich der Mieter auf Jahre hinaus bindet. Die Rechnung bei der Paketposthalle könnte daher so gehen: Die Investoren nehmen zu besten Zinskonditionen Geld bei den Banken auf und steuern eigenes bei.

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Damit bauen sie die Halle um, sichern sich aber in einem Leasing- oder Mietvertrag den Freistaat Bayern und den Bayerischen Rundfunk und seine Orchester als Nutzer - am besten über Jahrzehnte. Von einem "Pachtvertrag mit 50-jähriger Laufzeit" ist denn auch im Konzeptpapier die Rede. Die Rendite, die das abwirft, mag im Schnitt nicht hoch sein - aber sie ist sicher. Ein Kenner der Münchner Immobilienszene sagt: "Die Banken zwingen Bauunternehmer und Immobilienbesitzer derzeit geradezu, solche Großprojekte zu machen. Denn Geld war nie so billig wie heute." Zudem gäbe es für Niemeier und Dankerl einen Steuervorteil: Sie investieren in eine denkmalgeschützte Halle - Ausgaben für den Denkmalschutz können prima abgesetzt werden.

Die Aussicht auf eine langfristige Rendite bei einem Projekt mit dem Freistaat hätte Werner Eckart im Werksviertel wohl auch. Für ihn könnte aber auch ein indirekter Wert wichtig sein. In dem neuen Viertel entstehen nicht nur Bars, Restaurants und - außer den bestehenden Musikhallen - mehrere Bühnen für Live-Acts. Geplant sind auch mehrere Hotels. Für zwei von ihnen wurden vor Kurzem Pächter präsentiert, ein drittes will Eckart auf den früheren Kartoffelsilos der Pfanni-Werke bauen. Ein Konzertsaal in unmittelbarer Nähe würde Übernachtungszahlen garantieren - und auch eine Form von Rendite.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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