Kommentar:Zukunft kostet Geld

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Wer beklagt, dass das Deutsche Museum nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, muss auch die Konsequenz ziehen. Und mehr Geld in das Haus stecken

Von Martina Scherf

Wer A sagt, muss auch B sagen. Diese Binse trifft auf die Sanierung des Deutschen Museums in ganz besonderer Weise zu, und sie bedeutet: Es braucht mehr Geld für die Sanierung. Denn wie sähe es aus, würde man eines Tages im hinteren Teil der Insel ein runderneuertes Museum präsentieren und vorne, an der Schokoladenseite, stünden noch immer die grauen, maroden Bauten, um die Besucher auf der Suche nach dem Haupteingang herumschleichen müssen?

Zu lange wurde die Museumsinsel vernachlässigt. Während im Kunstareal seit den Achtzigerjahren drei neue Museen entstanden, lief das größte Technikmuseum der Welt jahrzehntelang Gefahr, dass ihm das Dach einstürzt oder der Keller voll Wasser läuft. Dann endlich gab es Geld für die Sanierung, doch es war bald klar, dass 400 Millionen Euro bei den Anforderungen an Klimatechnik, Denkmalschutz und neue Ausstellungen nicht für die ganze Insel reichen. Zum Vergleich: das Augsburger Stadttheater kostet 200 Millionen, die Berliner Museumsinsel weit mehr als eine Milliarde.

Nimmt man die These ernst, dass Wissensvermittlung in der immer komplexeren Welt oberste Priorität genießt, dann sind Museen wie kaum ein anderer Ort dafür prädestiniert, Orientierung zu liefern. Dann muss aber das Deutsche Museum in der Lage sein, nicht nur mit historischen Schiffen und Flugzeugen zu punkten, sondern auch mit einem modernen Science-Lab, oder wie immer man aktuelle Dialogformen nennen will.

Dann muss es Stadt, Land, Bund und privaten Sponsoren darum gehen, dieses beliebte Museum - es zieht jedes Jahr mehr als eine Million Besucher an - zu einem Vorzeigemodell zu machen.

Das Museum selbst hat aus seinen Fehlern gelernt. Es zieht nun endlich internationale Experten zu Rate, um zu hören, worauf es bei moderner Museumsgestaltung ankommt. Das ist umso nötiger, als ihm in der eigenen Stadt Konkurrenz erwächst: Auf dem Garchinger Forschungscampus geht nächstes Jahr ein Super-Planetarium der Europäischen Südsternwarte in Betrieb. Das neue Naturkundemuseum in Schloss Nymphenburg wird wohl gleichzeitig mit dem sanierten Deutschen Museum eröffnet. Der Münchner Museumslandschaft stehen alle drei gut zu Gesicht.

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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