Kommentar:Wieder in der Warteschleife

Lesezeit: 1 min

Seit Jahren kämpfen die Bogenhausener für ein Kulturbürgerhaus. Wie die Stadt mit ihnen umspringt, entwickelt sich zu einer richtigen Pannen-Geschichte

Von Thomas Kronewiter

Der Spardruck auf den Münchner Haushalt schlägt auf die Projekte in den Stadtvierteln durch. Endlich, seufzt da vielleicht heimlich der Kämmerer, der nun schon seit Jahren vor den ungezügelten Ausgaben der großen Rathaus-Koalition warnt. Dass das Polit-Controlling ausgerechnet im wohlsituierten Bogenhausen spürbar wird, mag dabei tragikomische Randnotiz bleiben. Wenngleich die Bogenhausener bereits unübersehbare Zeichen der Empörung aussenden.

Man könnte dennoch der Ansicht sein, das eben beschlossene Kulturbürgerhaus für einen Stadtbezirk mit mehr als 80 000 Bewohnern dürfte angesichts der Baukosten in Höhe von 10,2 Millionen Euro immer noch gut nutzbar und ansehnlich ausfallen. Gleichwohl ist die jahrelange Geschichte des Vorhabens eine Historie der Pannen, der verpassten Chancen und nun auch des Spar-Aktionismus'. Beobachter wissen es vielleicht noch: Einst war für Bogenhausen und den Prinz-Eugen-Park ein Versammlungssaal für 300 Leute in der Aula der Ruth-Drexel-Schule vorgesehen. Den sparte man ein, mit Hinweis auf das geplante Kulturbürgerhaus. Dort aber war nach den ursprünglichen Konzepten nur für maximal 200 Leute unter niedrigerer Decke Platz, was schon für jede einigermaßen besuchte Bürgerversammlung zu klein ist. Gespräche und Gespräche folgten, was der Beschleunigung der Projekte nicht unbedingt gut tat.

Nun, am Ende mühsamer Planungen und Überplanungen, haben die Stadträte noch einmal die finanziellen Daumenschrauben angesetzt und in einer Vier-Wochen-Kassensturz-Pause abspecken lassen. Dass die jetzt folgende Detail-Umplanung wieder einen fünfstelligen Betrag kosten wird, dass das Projekt erneut in die Warteschleife geschickt wird, nehmen die Politiker in Kauf.

Viel sinnvoller hätte man sparen können - und Sparen ist unzweifelhaft nötig -, hätte man das Schul- und das Kulturprojekt vom Anfang an aufeinander abgestimmt. Sinnvoll sparen heißt, vor dem Projektstart glasklar zu definieren, was wünschenswert, was unverzichtbar und was unnötiger Luxus ist. Dann müsste man, um die Bildsprache der Stadtratsmitglieder aufzugreifen, jetzt nicht auf die Einparkhilfe und die beheizbaren Außenspiegel verzichten, sondern hätte statt des Premiumwagens gleich die Kompaktklasse bestellt.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: