Kommentar:Einschläferndes Largo

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Seit mehr als zehn Jahren wird über den Umbau der Philharmonie im Gasteig diskutiert. Für die Münchner Philharmoniker drängt jetzt langsam die Zeit - doch die Stadt vertröstet sie weiter

Von Egbert Tholl

Es dürfte mindestens zehn Jahre her sein, da fing in der Stadt die Erkenntnis an zu keimen, dass man mit der Philharmonie im Gasteig vielleicht doch nicht den besten Saal der Welt hätte. Wobei, ganz neu war die damals schon nicht, siehe Leonard Bernsteins "Burn it" und andere legendäre Aussagen. Mindestens acht Jahre ist es her, da wurden die ersten konkreten Pläne für einen Umbau des Saals vorgestellt. Diese hatten vor allem ein Ziel: Die Verbesserung der Akustik, nicht nur für die Zuhörer, auch für die Musiker selbst, weil man als Orchester nun einmal bedeutend besser spielt, wenn man sich gegenseitig hört.

Dann ließen die Münchner Philharmoniker ihr bestes Argument für eine Forcierung des Umbaus ziehen. Und Christian Thielemanns Nachfolger Lorin Maazel war zu wenig Zeit beschieden, um in die Diskussion wirklich entscheidend eingreifen zu können. Doch auch er, wie schon Thielemann und nun Valery Gergiev, war in den Proben vor allem mit einer Aufgabe beschäftigt: Wie stellt man das Orchester auf dem Podium auf, sodass es eine wenigstens halbwegs befriedigende Arbeit leisten kann?

Natürlich: Die Diskussion um den Konzertsaal für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist noch älter, war noch verworrener, aber führte inzwischen wenigstens zu einem erwartbaren Ergebnis. Davon sind die Münchner Philharmoniker, die Philharmonie, der Gasteig und die Zuhörer noch weit entfernt. Längst weiß man, dass der gesamte Gasteig renoviert werden muss. Da ist es schon erstaunlich, mit welcher Nonchalance die Stadt jegliche Konkretisierung des Bauvorhabens vermeidet. Nun heißt es, im März werde darüber gesprochen werden, was nötig sei. Nun, das weiß man seit mehr als zehn Jahren. Aber zu einer Entscheidung durchringen mag man sich dennoch nicht. Immerhin ist man inzwischen soweit, die Notwendigkeit eines Umbaus nicht mehr als geschmäcklerische Eskapade abzutun. Gleichzeitig jedoch behindert die Zögerlichkeit jede sinnvolle Suche nach einem vernünftigen Ausweichquartier für die Zeit der vielleicht doch noch kommenden Baumaßnahmen.

Die Philharmoniker entwickeln derweil eine ganz andere Strategie: Sie stellen Aufnahmen ihrer Konzerte ins Netz. Das klingt zwar daheim auf dem Computer auch mies, aber man muss sich für dieses Erlebnis nicht bewegen.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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