Medizintouristen:Echte Mieter gehen vor

Eine Stadt wie München braucht Unterkünfte für Feriengäste. Sie benötigt aber auch bezahlbaren Wohnraum.

Kommentar von Dominik Hutter

Urlaub und Ferienwohnung - das gehört für viele untrennbar zusammen. Keine Hotelrezeption, keine festen Frühstückszeiten, keine ungeduldige Putzfrau. Dafür eine eigene Küche, viel Platz und das Gefühl, in der Fremde daheim zu sein. Ist das etwa verwerflich? Natürlich nicht, jede weltoffene Stadt benötigt ausreichend Unterkünfte für ihre Besucher, sei es in Hotels, Ferienwohnungen oder auf dem Campingplatz. Nur: Sie benötigt eben auch Wohnraum, und der ist gerade in München äußerst knapp geworden.

Sobald Feriengäste und langfristige Bewohner in direkte Konkurrenz geraten, gilt es, Prioritäten zu setzen. Dabei haben ohne jeden Zweifel "echte" Mieter die Nase vorn. Unterkünfte für München-Besucher gibt es ja trotzdem, aber eben in Gewerbeimmobilien.

Die Beweisführung ist schwierig

Die Stadt tut gut daran, den knappen Wohnraum durch eine Zweckentfremdungssatzung zu schützen. Die Regelung soll verhindern, dass Münchner keine Wohnung mehr finden, weil sich Vermieter lieber für lukrative Feriengäste entscheiden. Oder für Medizintouristen, die zahlen gerne noch deutlich mehr.

Das Problem ist nur: Es ist sehr schwer, diese Vorgabe auch umzusetzen. Personalmangel wie auch die äußerst schwierige Beweisführung erschweren es den städtischen Mitarbeitern, die Privathoteliers unter den Vermietern herauszufischen. Immerhin hat die Stadt das Problem erkannt und die zuständige Abteilung aufgestockt. Gut möglich, dass sie noch einmal nachlegen muss.

Der Kampf gegen illegale Ferienwohnungen sollte als wichtiger Teil der städtischen Wohnungspolitik begriffen werden. Die steht bekanntlich auf zwei Füßen: forciertes Bauen neuer Wohnanlagen sowie der Erhalt bestehender, im Idealfall auch noch preisgünstiger Wohnungen. Dass Nimmersatts mehr Geld verdienen, ist dabei nicht vorgesehen.

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