Man hat es nicht leicht als Unternehmer, wenn man sein Geld mit der Zielgruppe junger Hipster verdienen will. Früh dran muss man sein mit einem angesagten Konsumgut und in der Regel schon ein Auge auf das übernächste Trendprodukt haben. Denn die Ansprüche der Kundschaft wechseln ständig.
Sobald in den Straßen am Glockenbach die Dichte an alten Rennrädern oder Menschen mit Hut zu hoch wird, springt der wahre Hipster ab und will sich mit dem nächsten In-Produkt von den trendmäßig langsameren Hipstern abgrenzen. Ein weiteres Ärgernis für den Unternehmer: Funktioniert eine Geschäftsidee, wie etwa die Sache mit dem Oma-Café, aus dem ein neuer Betreiber eine hippe (!) Kneipe macht, wird es bald schon fünf weitere ehemalige Oma-Cafés geben, in denen sich langsame wie schnelle Hipster wohl fühlen.
Nun ist also Opas Mofa dran. In den Straßen des Glockenbachviertels steigt die Dichte der motorisierten Gefährte, die beinahe vergessen zu sein schienen, rapide an. Irgendwelche Schnellst-Hipster haben sich ihrer erinnert, und nun zuckeln sie damit zwar langsam hinter den Typen mit den flotten Rennrädern her, ernten aber viel mehr Aufmerksamkeit, und darum geht es schließlich.
Neulich im völlig unhippen Giesing: Ein altes Mofa rollt über eine Kreuzung, weißer Rahmen, verchromter Spiegel, dezentes Knattern. Hipsters Traum. Am Steuer: Ein biederer alter Herr, der seinem Mofa wohl über Jahrzehnte die Treue gehalten hat und kaum wissen wird, dass er ein wenige Kilometer weiter sehr begehrtes Objekt besitzt.
Für Unternehmer mit Zielgruppe Hipster ist das eine echte Chance: Schwärmt aus in die unhippen Viertel der Stadt! Ramersdorf, Giesing oder Sendling dürften voll sein von trendunkundigen Mofabesitzern. Schwatzt ihnen die Teile ab! Unter den etwas langsameren Hipstern wird es genug gierige Kundschaft geben. Zumindest ein Weilchen noch.