Fantasy Filmfest:Absichten eines Clowns

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Das 31. Fantasy Filmfest eröffnet mit Stephen Kings "Es", daneben stehen 51 schaurig-schöne Spielfilme auf dem Programm.

Von Josef Grübl

Kaum eine Berufsgruppe wurde in jüngster Zeit so diskreditiert wie der Clown. Im Rheinland, dem Epizentrum der deutschen Fröhlichkeit, verurteilte man Anfang August einen Spaßmacher wegen Belästigung, im badischen Rheinfelden erschreckte ein Gruselclown eine Frau zu Tode. Und eine Hamburger Boulevardzeitung verteilte anlässlich des G20-Gipfels sogar einen Aufkleber mit dem Konterfei des aktuellen US-Präsidenten.

Darüber stand: "Horror-Clowns? Nein Danke." Es lief also schon einmal besser für die bunt geschminkten Witzbolde; man könnte sogar soweit gehen, ihnen ein massives Image-Problem zu unterstellen. Nicht ganz unschuldig daran ist der Amerikaner Stephen King: Der Großmeister des gepflegten Grusels schrieb Mitte der Achtzigerjahre ein Buch über sieben Kinder, die es mit einem sadistischen Clown namens Pennywise aufnehmen mussten. "It" wurde ein Hit und 1990 fürs Fernsehen verfilmt, 27 Jahre später folgt die Kinoversion.

Doch bevor der neue Pennywise, dargestellt vom Schweden Bill Skarsgård, im Rüschenkostüm und mit Luftballons in der Hand Kinder anlocken und fressen kann, eröffnet er das Fantasy Filmfest. Dem Festival, das wie jedes Jahr im Spätsommer durch sieben deutsche Großstädte tourt, ist damit ein echter Coup gelungen: It (zu Deutsch: Es) gilt als einer der meisterwarteten Filme des Kinojahres, noch vor dem US-Kinostart ist er am Mittwoch, 6. September um 20 Uhr im Cinemaxx am Isartor zu sehen (der deutsche Kinostart ist am 28. September).

Auch sonst setzt das Festival in seiner 31. Ausgabe auf einige Premieren und einen immer wieder überraschenden Mix aus Horrorfilmen, Thrillern und anspruchsvollen Independent-Produktionen. Auf dem Festival in Cannes entdeckten die Macher etwa den indonesischen Rachewestern Marlina the Murderer in Four Acts: Darin geht es um eine alleinstehende Frau, die von einer Gang überfallen und vergewaltigt wird, sich dann aber zur Wehr zu setzen weiß. Mit einem abgeschlagenen Männerkopf und einer Machete im Gepäck zieht sie übers Land.

Das erinnert ein bisschen an Quentin Tarantinos Kill Bill-Filme - auch wegen der Widescreen-Bilder und des an Ennio Morricone erinnernden Soundtracks (Donnerstag, 14. September, 22.45 Uhr).

Ebenfalls aus Cannes mitgebracht haben die Festivalmacher das italienische Mafia-Märchen Sicilian Ghost Story, darin geht es um die Entführung eines Mafioso-Sohns, um Ohnmacht und Liebe, Realität und Fiktion (Sonntag, 10. September, 17.30 Uhr). Ein Fantasy Filmfest-Dauergast ist Daniel Radcliffe: Im vergangenen Jahr wurden gleich zwei neue Filme des Briten (Harry Potter) gezeigt, dieses Jahr fährt er in der Bestsellerverfilmung Jungle in den bolivianischen Regenwald.

Klingt nach großem Abenteuer, entpuppt sich aber bald als Reise ins grüne Herz der Finsternis: Seine Reisegruppe bekommt es mit Insekten und Schlangen, reißenden Flüssen und halluzinativen Bewusstseinsströmen, sowie einem undurchsichtigen Globetrotter (gespielt vom Deutschen Thomas Kretschmann) zu tun. Ziemlich viel Bedrohung für einen einzigen Film, aber immerhin werden sie von Clowns verschont (Montag, 11. September, 20.30 Uhr).

31. Fantasy Filmfest, Mittwoch, 6., bis Samstag, 16. September, Cinemaxx, Isartorplatz 8, www.fantasyfilmfest.com

© SZ EXTRA vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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