Interview:"Ein bisschen wie ein Raubtier"

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25 Jahre nach der Wiedervereinigung führt eine Nostalgiefahrt für Eisenbahnfans vom Münchner Hauptbahnhof in den Osten Deutschlands. Die längste Strecke ziehen zwei baugleiche Dampfloks die historischen Reisewagen - eine war in der Bundesrepublik, die andere in der DDR im Einsatz

Interview von Marco Völklein

Tobias Mühlbauer ist ein echter Dampflokomotiven-Liebhaber. Am 3. Oktober startet er zu einer ganz besonderen Ausfahrt: Mit zwei Dampfloks der Baureihe 01 organisiert Mühlbauer eine deutsch-deutsche Jubiläumsfahrt - 25 Jahre nach der Wiedervereinigung. Los geht die Nostalgiefahrt für Eisenbahnfans am Münchner Hauptbahnhof.

SZ: Herr Mühlbauer, was ist denn das Besondere an Ihrer Dampf-Fahrt?

Tobias Mühlbauer: Wir haben zwei Loks der Baureihe 01 dabei. Beide wurden vor dem Krieg gebaut - eine im Jahr 1934, die andere im Jahr 1935 -, und beide waren nach 1945 auch weiter im Einsatz. Nur die eine eben bei der Bundesbahn im Westen, die andere bei der Reichsbahn im Osten. Nun vereinigen wir beide wieder.

Stehen die gewählten Strecken auch unter dem deutsch-deutschen Motto?

Ja, wir fahren von München über Nürnberg und dann weiter auf der Frankenwaldbahn über die ehemalige innerdeutsche Grenze nach Saalfeld und Arnstadt. Dort gibt es ein historisches Bahnbetriebswerk, wo die Loks auf einer Drehscheibe gedreht werden. Dann geht es zurück über die Höhen des Thüringer Waldes nach Oberhof, wo beide Loks an einem historischen Wasserkran ihre Vorräte auffüllen. Anschließend fahren wir über Mellrichstadt, Schweinfurt und Bamberg nach Nürnberg.

Und was ist das Besondere an diesen Trassen, außer dass sie zweimal die ehemalige Grenze überqueren?

Auf der Strecke nach Saalfeld fuhren früher die Interzonenzüge - und in Probstzella wurden die Fahrgäste von den DDR-Grenzern oft genug schikanös kontrolliert. Und auf dem Rückweg fahren wir über Rentwerthausen nach Mellrichstadt - diese Strecke war während der deutschen Teilung außer Betrieb. Erst seit der Wiedervereinigung rollen dort wieder Züge zwischen Thüringen und Franken. Insgesamt legen wir so gut 900 Kilometer zurück.

Und das alles unter Dampf?

Leider nicht ganz. Auf der Strecke von München nach Nürnberg und dann von Nürnberg wieder zurück nach München lassen wir unsere historischen Reisewagen und unseren Speisewagen von einer modernen E-Lok ziehen. Andernfalls wären wir viel zu lange unterwegs. Trotzdem bleiben gut 500 Kilometer, die wir mit Dampf fahren.

Unterscheiden sich die beiden Dampfloks eigentlich voneinander?

Oh ja, die Ost-Lokomotive befindet sich noch weitgehend im Ursprungszustand, während die West-Maschine später umgebaut wurde. Die erhielt unter anderem einen Hochleistungskessel. Die bringt damit auch gut 150 PS mehr auf die Schiene als ihre ostdeutsche Schwesterlok. Und sie sieht bulliger aus, ein bisschen wie ein Raubtier.

Mehr Informationen unter www.eisenbahn-nostalgiefahrten-bebra.de und Tel. 06622/ 9 16 46 02.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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