Internetausbau in München:Breitbandanschluss gesucht

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Glasfaserkabel sind der schnellste und sicherste Übertragungsweg. (Foto: Stephan Rumpf)
  • 1400 Kilometer Glasfaserkabel haben die Stadtwerke München (SWM) bereits verlegt und 32 000 Gebäude angeschlossen.
  • Gerade in Stadtrandgebieten kritisieren Bewohner und Unternehmer, dass sie keinen Zugang zum schnellen Internet haben.
  • Der Ausbau des schnellen Glasfasernetzes ist keine Sache des Bundes, sondern bleibt Gemeinden oder privaten Investoren überlassen. Daher gibt es nicht nur bundesweit, sondern auch im Großraum München enorme Unterschiede.

Von Inga Rahmsdorf

Die Zahlen klingen beachtlich: 1400 Kilometer Glasfaserkabel haben die Stadtwerke München (SWM) bereits verlegt und 32 000 Gebäude angeschlossen. Die Hälfte aller Münchner Haushalte verfügt damit über einen Anschluss an das Glasfasernetz des kommunalen Unternehmens. Doch gerade in Stadtrandgebieten fühlen sich Bewohner und Unternehmer oft noch abgehängt und kritisieren, dass sie keinen Zugang zum schnellen Internet haben.

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Wie lange es dauert, um Daten herunterzuladen, ist nicht nur abhängig davon, ob man in einer Großstadt oder in einer ländlichen Gegend lebt, sondern auch davon, wo man innerhalb eines Stadtgebiets wohnt. Zwar ist die Hälfte der Münchner Haushalte an das Glasfasernetz der SWM angeschlossen, damit ist bisher jedoch nur ein Sechstel der Stadtfläche abgedeckt. Einige Kommunalpolitiker beklagen immer wieder, dass die Stadtwerke die Viertel am Stadtrand vernachlässigen und der Ausbau nicht schnell genug geht.

Anschlüsse variieren von Straße zu Straße

Dabei geht es nicht nur um Geschwindigkeiten, sondern auch um die Frage, ob man zwischen verschiedenen Internet-Anbietern auswählen kann. Schließlich gibt es neben dem kommunalen Telekommunikationsunternehmen M-Net, das das Glasfasernetz der Stadtwerke betreibt, auch private Firmen, die schnelle Internetverbindungen anbieten. Entscheidend für den Nutzer ist, welche Kabel vor seiner Haustür verlegt sind - und das kann schon von Straße zu Straße variieren.

In der Pause, im Park, in der Stadt - Smartphone oder Tablet haben viele Menschen immer dabei. Kostenlosen Internetzugang gibt es aber nicht überall. (Foto: Robert Haas)

Der Ausbau des schnellen Glasfasernetzes ist keine Sache des Bundes, sondern bleibt Gemeinden oder privaten Investoren überlassen. Daher gibt es nicht nur bundesweit, sondern auch im Großraum München enorme Unterschiede: Laut dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur verfügen in München 75 bis 95 Prozent der Haushalte über einen Internetzugang, bei dem 50 Megabit oder mehr pro Sekunde beim Herunterladen von Daten möglich sind. Im bundesweiten Vergleich steht die bayerische Landeshauptstadt damit noch relativ gut da.

In Glonn haben nur zehn Prozent aller Haushalte Zugang zu solchen Bandbreiten

Allerdings gibt es auch deutsche Städte, die schon wesentlich weiter sind. In Köln und Bonn beispielsweise haben bereits mehr als 95 Prozent der Haushalte Zugang zu schnellem Internet. Und auch in einigen Kommunen im Großraum München, etwa in Dachau und Germering, verfügen bereits mehr als 95 Prozent der Haushalte über Bandbreiten von 50 Megabit und mehr. In Erding oder Markt Schwaben dagegen sind es gerade einmal 50 bis 75 Prozent. In Aying nur zehn bis 50 Prozent, und in Glonn sogar höchstens zehn Prozent aller Haushalte, die Zugang zu solchen Bandbreiten haben.

Die Münchner Stadtwerke haben vor etwa acht Jahren mit dem flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes begonnen. Wer angeschlossen ist, hat laut M-Net Bandbreiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Weit mehr als 250 Millionen Euro haben die Stadtwerke eigenen Angaben zufolge schon in den Ausbau investiert. Langfristig sollen alle Münchner Haushalte an das Netz angeschlossen werden, doch bis es so weit ist, wird es wohl noch dauern. Wie lange, darüber machen die SWM keine Angaben, die Planungen seien noch nicht abgeschlossen, heißt es.

Bisher sind es vor allem die Gebiete innerhalb des Mittleren Rings, in denen schon Glasfaserkabel verlegt worden sind. Wer am Münchner Stadtrand Kunde von M-Net ist, hat dagegen deutlich geringere Internetgeschwindigkeiten. Mit Ausnahmen: Derzeit werden zum Beispiel im Olympiadorf Glasfaserkabel verlegt. Daneben sind es vor allem Neubaugebiete wie die ehemalige Funkkaserne in Freimann, die angeschlossen werden, sagt M-Net-Sprecher Wolfgang Wölfle. Je dichter die Bevölkerung, desto eher rentiert sich auch der Ausbau.

Nutzen kann das Glasfasernetz der Stadtwerke bisher nur, wer auch Kunde bei der regionalen Firma M-Net ist. "Wir bieten auch anderen Unternehmen an, dass sie unser Netz nutzen und darüber eigene Dienste anbieten, aber wir haben bisher kein Unternehmen gefunden, das Interesse daran hat", sagt Sprecher Wölfle.

Glasfaserkabelverlegung gleich mit Fernwärmearbeiten verbinden

Glasfaserkabel gelten als sicherste und schnellste Technologie. Doch sie zu verlegen ist aufwendig und kostenintensiv. Wenn kommunale Stadtwerke wie in München selbst die Kabel verlegen, haben sie den Vorteil, dass sie die Arbeiten mit anderen Erdarbeiten kombinieren können. Wenn man schon die Straße aufreißt, um das Fernwärmenetz auszubauen oder Trinkwasserrohre zu sanieren, kann man auch gleich noch Rohre für die Glasfaserkabel legen. Damit spart man sich Kosten und zusätzliche Baustellen.

Das kritisieren private Unternehmen wie Kabel Deutschland. Die Firma mit Sitz in Unterföhring nutzt vor allem aufgerüstete Fernsehkabel, um schnelles Internet bundesweit anzubieten, doch sie erhöht auch zunehmend ihren Anteil an Glasfaserkabeln. Anders als M-Net müsse die Firma den Bau von Glasfaserleitungen aber selbst finanzieren, sagt Sprecher Marco Gassen. "Und wenn M-Net nicht auf Glasfaserleitungen der Stadt München zurückgreifen kann, verkauft M-Net DSL auf Basis der Telekom-Anschlüsse", kritisiert er.

"Die Speckgürtel werden genauso versorgt"

Kabel Deutschland decke mit seinem eigenen Netz bis auf wenige Ausnahmen den Großraum München sehr gut ab, sagt Gassen. Insgesamt 750 000 Haushalten bietet das Unternehmen eigenen Angaben zufolge Internetverbindungen mit bis zu 200 Megabit pro Sekunde an. Dabei würden die Stadtrandgebiete oder Landkreise keineswegs vernachlässigt. "Die Speckgürtel der Städte werden von uns genauso versorgt wie die Innenstädte", sagt Gassen.

Die Telekom setzt vor allem auf das sogenannte Vectoring-Verfahren, bei dem Kupferkabel aufgerüstet werden. München werde bis Ende 2016 für den Umstieg fit gemacht, sagt Telekom-Sprecher Markus Jodel. Die Geschwindigkeiten würden sich dann von derzeit 50 auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde erhöhen. "Grundsätzlich erfolgt der Ausbau bedarfsgerecht und nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten", so Jodl.

Nur ein Drittel der Unternehmen im Freistaat ist mit der Bandbreit zufrieden

Eine schnelle Internetverbindung ist nicht nur praktisch, um zu chatten, surfen oder Filme anzusehen, sondern längst auch ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen. Laut einer Umfrage der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) ist nur ein Drittel der Unternehmen im Freistaat mit der derzeit verfügbaren Bandbreite zufrieden. 17 Prozent der Firmen gaben an, dass sie über einen Glasfaseranschluss verfügen. Gut die Hälfte erklärten, dass die Zusammenarbeit mit Partnern oder Firmenstandorten durch geringe Bandbreiten am eigenen Standort erschwert werde.

Die VBW fordert, dass bis spätestens 2020 allen Unternehmen und Haushalten eine Bandbreite von mindestens 100 Megabit zur Verfügung stehen sollte. Und der Bedarf wird wohl noch steigen. Dann könnte M-Net ohne Probleme die Bandbreiten erhöhen, sagt Sprecher Wölfle, die Zahl der Neukunden für Glasfaseranschlüsse sei in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. "Wir könnten jetzt schon weit mehr als 200 Megabit pro Sekunde anbieten", sagt auch Gassen von Kabel Deutschland, doch bisher sei dafür noch kein Bedarf da.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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