Feuerwehr-Parade:München sieht Rot

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Die größte Feuerwehr-Parade der Welt lockt Tausende Schaulustige an. Manche Fans nehmen sogar eine stundenlange Anfahrt auf sich.

Von Marco Völklein

Ist der Mann wirklich so weit angereist, um die größte Feuerwehrfahrzeugparade der Welt zu sehen? "Boston Fire Department" steht auf dem Rücken seines T-Shirts. "Nein", sagt Thomas Falter dann in breitestem Schwäbisch. "Ich bin nur Feuerwehrfan."

In jeder Stadt, in der der Mittvierziger Urlaub macht, schaut er bei mindestens einer Feuerwache vorbei. Gibt es dort sogar ein Feuerwehrmuseum, "dann steht das natürlich ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten", erzählt der Mann aus der Nähe von Stuttgart.

An diesem Sonntag nun springt Falter, ausgerüstet mit zwei Kameras und einer schweren Fototasche, auf der kleinen Straße herum, die nördlich des Chinesischen Turms durch den Englischen Garten führt. Ein historisches Feuerwehrfahrzeug nach dem anderen steht dort aufgereiht in einer Schlange.

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Die Freiwillige Feuerwehr aus dem oberpfälzischen Vohenstrauß zum Beispiel zeigt ein gut erhaltenes Mercedes-Tanklöschfahrzeug, Baujahr 1960; die Werkfeuerwehr Alzmetall ein MAN-Löschfahrzeug von 1963. Ein Stück weiter steht die Oldtimergruppe der Freiwilligen Feuerwehr aus Lohnsburg (Oberösterreich) mit einem geländegängigen Dodge WC55 aus dem Jahr 1939, der als "Kleinlöschfahrzeug" verwendet wurde.

Thomas Falter kann sein Glück kaum fassen. "Wahnsinn", sagt er, "was hier alles zu sehen ist." Das frühe Aufstehen am Sonntagmorgen, die gut zweistündige Fahrt mit dem Zug - "das hat sich jetzt schon gelohnt".

Dabei hat sich zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges der mehr als 400 Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge in Bewegung gesetzt. Erst gegen elf Uhr geht es los mit der Parade über Leopold- und Ludwigstraße, auf der nicht nur die historischen, sondern auch die aktuellen Fahrzeuge verschiedener Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und vieler anderer Hilfsorganisationen zu sehen sind. Thomas Falter hat deshalb auch wenig Zeit; er muss sich einen guten Platz zum Fotografieren auf der Ludwigstraße sichern.

Auch zu sehen: die "eierlegende Wollmilchsau"

Und wie dringend dies ist, zeigt sich wenig später auf dem Odeonsplatz: Auf vielen Abschnitten stehen die Menschen zum Teil in Sechserreihen an den Absperrgittern. Kinder werden in die Luft gehoben, ebenso die vielen Smartphones. Fachleute der verschiedenen Feuerwehren und Hilfsorganisationen erläutern fast jedes einzelne Fahrzeug, das an den Zuschauern vorüberzieht.

Und so lernen die Besucher, dass ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, von denen allein die Münchner Feuerwehr 30 Stück in der Parade zeigt, eine "eierlegende Wollmilchsau" ist. Brände löschen, Verletzte bergen, Autos auftrennen - all das können die Besatzungen mit den Geräten, die auf einem HLF mitgeführt werden.

Große Augen bekommen die Besucher aber auch wegen der vielen Sonderfahrzeuge, die die rote Autoschau bereichern: Eine Hubrettungsbühne etwa, mit der die Berufsfeuerwehr Personen aus bis zu 53 Metern Höhe holen kann. Das 1000 PS starke Flugfeldlöschfahrzeug, mit dem die Flughafenfeuerwehr in 180 Sekunden jede Ecke des Airports im Erdinger Moos erreicht.

Oder den Hochleistungslüfter, den die Feuerwehr einsetzt, um Rauch aus Autotunneln oder U-Bahnhöfen zu pusten. Mit dem sie aber auch "in einer 75-Quadratmeter-Wohnung in nur drei Sekunden einen kompletten Luftaustausch durchführen kann", wie Feuerwehrmann Florian Hörhammer sagt.

Unter den Zuschauern tummeln sich zudem zahlreiche Gruppen von Feuerwehrleuten aus anderen Städten und Gemeinden - gut zu erkennen am meist einheitlichen Poloshirt mit Rücken- oder Brustaufdruck. Feuerwehr Pastetten steht da etwa zu lesen, oder Feuerwehr Klein-Umstadt. Auch aus Schwandorf, Leipheim und Eichstätt sind Feuerwehrler da.

Und die staunen nicht schlecht, was die Kameraden von der Isar da alles an Material auffahren. "Pah, die Münchner", lacht etwa einer aus dem mittelfränkischen Schwarzenbruck, der sich zuvor eine Liste mit den auf der Parade gezeigten Autos ausgedruckt hat. "Die haben allein 21 Mehrzweckfahrzeuge", sagt er und schaut auf die Armada an roten Autos, die da gerade an ihm vorbeirollt. Seine Feuerwehr in Schwarzenbruck besitzt insgesamt sechs Fahrzeuge, darunter exakt ein Mehrzweckfahrzeug.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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