Illegale Sprayer:Schülerinnen beschmieren Wände mit 33 Graffiti

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Eines der Graffiti - Mädchen als Täter sind eher selten. (Foto: Polizei)

Ein Nachbar erwischt die beiden an der Schyrenstraße in flagranti. Als die Polizei daraufhin die Zimmer der Mädchen durchsucht, entdeckt sie verräterische Skizzenbücher.

Von Susi Wimmer

Die Schmierereien hörten das ganze Jahr über nicht auf: Ein paar Riesenbuchstaben an der Schyrenstraße, dann ein paar Straßen weiter sinnlose Lettern. Am Ende waren es 37 Mauern, die die Täter 2015 in Untergiesing verunstaltet hatten. Jetzt konnte die Polizei ihnen 33 Graffiti nachweisen, sie werden für den Schaden aufkommen müssen. Sie - das sind zwei Schülerinnen im Alter von 18 Jahren.

"Dass Mädchen sprühen, kommt selten vor", sagt Kriminalhauptkommissar Daniel Bartel. Er leitet die KoGra, die Koordinierungsgruppe Graffiti. Die kleine Ermittlungsgruppe, vor 16 Jahren gegründet, setzt sich aus Experten von Bundes- und Landespolizei zusammen. Was sinnvoll ist, da viele vermeintliche Künstler neben Hauswänden auch Bahnhöfe und Züge verschmieren.

Erst kürzlich hatten Unbekannte 88 S-Bahnzüge mit Spraydosen und Farbbeuteln versaut. Teilweise hatten die Täter sogar Lackfarben benutzt, was die Reinigung der Züge erschwerte. Die Dunkelziffer, sagt Bartel, sei hoch. Viele Geschädigte würden gar keine Anzeige erstatten. Er schätzt den Schaden, der jährlich durch Graffiti in der Stadt entsteht, auf Millionenhöhe. Rund 2000 Graffiti werden pro Jahr bei der Polizei angezeigt.

Nachbar erwischt Schülerinnen in flagranti

Im aktuellen Fall von Untergiesing hatten die Täterinnen einen Schaden von fast 11 000 Euro angerichtet. Aufgeflogen waren sie, weil ein Nachbar sie am 13. August 2015 an der Schyrenstraße in flagranti erwischt hatte: Damals pinselten sie ein gut zwei auf zwei Meter großes Zeichen an eine Hauswand. Die Polizei nahm die Mädchen fest, beide schwiegen, wurden wieder entlassen - und schmierten weiter.

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Dann übernahm die KoGra den Fall. Sie durchsuchten unter anderem die Zimmer der Mädchen und stießen auf ihre Skizzenbücher. Anhand der Entwürfe konnten ihnen die Ermittler 33 Schmierereien im Zeitraum von April bis Oktober 2015 nachweisen. Schließlich zeigten sich die Mädchen einsichtig und gestanden.

"Die meisten Jugendlichen sprühen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren", erzählt Bartel. Es sei eine pubertäre Phase, ein Ausbrechen, der Nervenkitzel, eher selten die künstlerische Ader. Es gebe sogenannte Crews, Zusammenschlüsse von Sprayern, die organisiert vorgehen, aber meist seien es lose Gruppen, die einfach rumsprühen. Für den Schaden allerdings müssen sie am Ende alle aufkommen. Zuweilen, sagt Bartel, gibt es einen Täter-Opfer-Ausgleich.

Das heißt, die Täter putzen und malern beim Geschädigten ihre Schandtaten wieder weg. "Das wirkt sehr gut, die Rückfallquote bei den Tätern ist sehr gering." Generell rät Bartel Geschädigten, sofort Anzeige zu erstatten und das Graffito sofort zu entfernen. "Sonst wird die Wand noch mehr vollgeschmiert."

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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