Hep Monatzeder nach der Niederlage:"Ein Betriebsunfall"

Nach seiner schweren Niederlage gegen seine parteiinterne Konkurrentin Sabine Nallinger bemüht sich Hep Monatzeder äußerlich um Fassung und kündigt seinen Rückzug aus der Stadtpolitik an. Bleibt die Frage, warum er an der OB-Kandidatur gescheitert ist.

Katja Riedel

Es sei nicht sein bestes Jahr gewesen, wird er später sagen, nachdem er die große Kraftanstrengung des Vormittags im großen Saal des Rathauses hinter sich gebracht hat. Die Fassade hat er da gewahrt. Und dann hat er sich, kurz vor Ende der Sitzung, davonstehlen wollen, ohne einen Kommentar zu seiner klaren Niederlage, die ihm, Hep Monatzeder, dem bekanntesten Gesicht der Münchner Grünen, im Kampf um die OB-Kandidatur ausgerechnet die Basis beschert hat. Und das unerwartet deutlich.

Hep Monatzeder nach der Niederlage: 22 Jahre im Stadtrat, 16 davon als dritter Bürgermeister und 2014 soll Schluss sein. Bis dahin will Hep Monatzeder nur noch seine Themen "zu Ende bringen".

22 Jahre im Stadtrat, 16 davon als dritter Bürgermeister und 2014 soll Schluss sein. Bis dahin will Hep Monatzeder nur noch seine Themen "zu Ende bringen".

(Foto: Stephan Rumpf)

Es sei wahrlich nicht sein Jahr gewesen, bilanziert Monatzeder. "Erst im Frühjahr der schwere Verkehrsunfall im Urlaub auf den Philippinen", und jetzt, sagt er, "dieser Betriebsunfall". Ganz nachdenklich sieht er nun aus, ein wenig blasser als gewohnt das immer gebräunte Gesicht. Das Lächeln, zuvor in großer Runde noch allzu krampfhaft ins Gesicht gepresst, ist nun doch verschwunden.

Sein inneres Lächeln dürfte ihm bereits am Morgen vergangen sein, schlagartig gegen Viertel nach neun, in dem Moment, in dem er dank einer SMS des Münchner Grünen-Vorsitzenden Sebastian Weisenburger Gewissheit hatte: Es wird nichts mehr mit seiner dritten OB-Kandidatur. Bei den beiden Anläufen 2002 und 2008 hatte er, trotz aller Beliebtheit bei den Münchner Bürgern, gegen Christian Ude (SPD) mit 2,7 und 3,4 Prozent nur sehr magere Ergebnisse eingefahren. Diesmal, ohne Udes starke Konkurrenz, sollte es endlich besser werden.

Pech gehabt", sei ihm durch den Kopf gegangen, als er nun von der parteiinternen Niederlage erfuhr. In der Politik gewinne man mal, und mal gehe es ans Verlieren. Und dieses Pech, dieses Verlieren, muss ihn hart getroffen haben: An der Spitze haben ihn gerade einmal halb so viele Grünenmitglieder sehen wollen, wie Sabine Nallinger Anhänger hatte.

Nach dieser niederschmetternden Nachricht stand Hep Monatzeder von seinem Schreibtisch auf und ging aus seinem Büro hinaus in die gemeinsame Sitzung von Bau- und Kreisverwaltungsausschuss, die er leitete. Zumindest rein äußerlich ist er, der gewusst haben muss, dass seine politische Karriere in diesem Moment zu Ende geht, zur Tagesordnung übergegangen: zu mobilen Geschwindigkeitsanzeigen, zu Anwohnerparkgarage, zum Verkehrsbericht der Landeshauptstadt.

Nach 22 Jahren im Stadtrat, nach 16 Jahren als dritter Bürgermeister, wird der gebürtige Niederbayer jetzt noch diese eine Amtszeit beenden. "Dann kommt der 30. April, und dann ist Schluss. Das war's dann", sagt er am Dienstag nach der Sitzung. Mit seiner politischen Arbeit? Mit dem Rathaus? "Ich werde sicher nicht über die Liste antreten", fügt er hinzu.

Er sei jedoch "nicht auf der Flucht, ich mache meine Jahre zu Ende". Drei große Baustellen will er voran- und möglichst zu einem Abschluss bringen, bevor er das Rathaus verlässt: Das Zentrum für Islam in Europa (ZIEM) soll gebaut werden. Die hochdefizitären Kliniken, deren Aufsichtsrat Monatzeder leitet, sollen wieder auf ein sicheres Gleis kommen. Und der ärgerliche Sanierungsfall Deutsches Theater soll endlich abgeschlossen werden. Und dann fällt ihm noch der Fußgängerkongress "Walk 21" ein, den er nach München holen will.

Sachpolitik, Zu-Ende-Bringen, so soll seine Devise für die nächsten zwei Jahre lauten. Um den nötigen Rückhalt in der grünen Stadtratsfraktion, den er auch braucht, um sein Erbe zu ordnen, fürchtet Monatzeder nicht. Am Wahlkampf will er sich nicht mehr beteiligen, kein Helmut Schmidt oder Hans-Jochen Vogel der Grünen will er werden, für eine solche Rolle als Elder Statesman fühlt sich der 61-Jährige noch zu sehr dem aktiven Geschäft verhaftet. Sich dem Wähler anzubieten, wenn man gar nicht mehr zur Wahl stehe, das hält er zudem für unredlich. Er klingt nicht, als falle es ihm schwer, sich herauszuhalten. Windmaschine für eine andere zu spielen, ist seine Sache nicht.

Warum er gescheitert sei, warum Sabine Nallinger, die Unbekannte, ihn derart überflügeln konnte? Monatzeder kann sich da, bei allem Bemühen um Fassung, einen Seitenhieb nicht verkneifen. Wenn nun die Visionäre gewünscht seien, da müsse er den Spielverderber geben, sagt er. Er stehe und habe immer für das gestanden, was er einhalten könne - so spielt er unter anderem auf die etwas vollmundigen Pläne Nallingers in der Wohnungsbaupolitik an. Sagt's und geht, erst in sein Büro. Und dann aus dem Rathaus. Er wolle sich noch einen schönen Tag machen, das müsse sein, an einem Tag wie diesem.

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