Hasenbergl:Mit Bangen ins elfte Jahr

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Gutes günstig: Der Second-Hand-Laden "Schickeria" ist für viele Familien im Hasenbergl zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Second-Hand-Laden "Schickeria" am Stanigplatz ist mittlerweile ein wichtiger Treffpunkt im Hasenbergl. Wenn die Ladenzeile dem Neubau eines Alten- und Service-Zentrums weichen muss, verliert er sein Domizil

Von Simon Schramm, Hasenbergl

Auch nach langem Warten ist es noch immer nicht soweit: Der Bau eines Alten- und Servicezentrums im 24. Stadtbezirk ist nach wie vor nicht gesichert. Seit Jahren wird die Einrichtung im Bezirk Feldmoching-Hasenbergl erwartet, und fast genauso lange ziehen sich nun schon die Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Bauträger, der Dibag Industriebau, hin. Im März hieß es seitens der Stadt, die Gespräche zwischen der Verwaltung und Dibag seien endlich abgeschlossen, und die Dibag kündigte an, im April den Bauantrag bei der Lokalbaukommission einzureichen. Geschehen ist das trotzdem noch nicht. Die Stadt erwartet, dass der Bauantrag nun im Juli in der Baukommission eingeht.

Sobald das Genehmigungsverfahren erfolgreich abgeschlossen ist, will die Stadt unmittelbar danach mit dem Bau beginnen. Die Bauzeit wird von einer Sprecherin des Sozialreferates mit etwa 18 Monaten angegeben. Als Standort ist der Stanigplatz im mittleren Hasenbergl vorgesehen.

Die Dibag übernimmt bei Neubauten für den eigentlichen Bauträger des ASZ, die Wohnungs- und Siedlungsbau (WSB), die Projektentwicklung. Gegenüber der Stadt hat die Dibag angegeben, es habe sich erneut hinausgezögert, den Bauantrag einzureichen, weil man noch mit einer Vielzahl weiterer Bauvorhaben zu tun gehabt habe. In einem ASZ werden Seniorinnen und Senioren beraten, bei Schwierigkeiten können sie dort Hilfe erhalten. Im 24. Stadtbezirk ist eine solche Institution nötig: Fast jeder fünfte im Viertel ist älter als 64 Jahre.

Hans Sedlmaier und das Team des Second-Hand-Ladens "Schickeria" sind den schleppenden Fortschritt gewohnt. "Der mögliche Abriss begleitet den Laden von Anfang an", sagt Sedlmaier, der auch im Nachbarschaftsbüro Hasenbergl arbeitet. Als der Laden der Diakonie Hasenbergl im Jahr 2007 in der Geschäftszeile am Stanigplatz eröffnet wurde, war von Anfang an klar, dass die "Schickeria" die Räume wahrscheinlich einmal wieder verlassen werden muss, wenn das ASZ tatsächlich gebaut wird. Dass der Laden raus muss, glaubt Sedlmaier aber erst, wenn die Bagger anrollen. Unterdessen feiert die "Schickeria" in diesen Tagen den 10. Geburtstag, unter anderem am Mittwoch, 5. Juli, mit einem Fest, zu dem Mitarbeiter und Kunden geladen sind.

Welche Konsequenzen ein Fortschritt in Sachen ASZ für die Schickeria hat, ist noch nicht absehbar; eine Idee, wie die Zukunft des Ladens aussehen könnte, gibt es aber schon - zum Beispiel im neuen ASZ. Das ist insofern auch von Vorteil, als dass der Laden in seinem zehnten Jahr im Viertel etabliert ist. Die Absicht, einen günstigen Kleiderladen im Hasenbergl zu gründen, gab es schon vor 2007 und ging von der Frauengruppe der Gemeinwesenarbeit Hasenbergl aus, erzählt Sedlmaier, der sich seit 2014 um den Laden kümmert. Die Gruppe hatten schon zuvor mit dem Kleidersammeln begonnen.

Dann ergab sich, dass der WSB die Gewerbeflächen am Stanigplatz abreißen wollte und zum Übergang die Räume der Gruppe mietfrei anbot. Wie die Damen auf den Namen des Ladens kamen? Banal. "Die wollten einfach für etwas Schickes stehen. Es sollte nicht den Mief einer Kleiderkammer haben", sagt Sedlmaier.

Von Anfang an diente der Laden als Treffpunkt im Viertel. Weil aber das Warenangebot in der "Schickeria" stieg, wurde der Platz zum Beisammensein weniger. Dennoch gebe es Kunden, die immer noch täglich kommen, sagt Sedlmaier. Der Kundenstamm, hauptsächlich aus dem Münchner Norden, aber auch aus dem Rest der Stadt oder dem Landkreis, sei gestiegen, das zeige sich auch Umsatz. Oder in dem Feedback, das der Laden zum Jubiläum eingeholt hat. "Bester Laden in München", "zweite Heimat", "weiter so", lautet das Lob. Dass der Laden sich hält, hat aber auch mit der ehrenamtlichen Arbeit der zehn Mitarbeiterinnen zu tun, und damit, dass die "Schickeria" nur für die Nebenkosten aufkommen muss.

Wenn der Bau des ASZ in diesem Jahr tatsächlich beginnt, wird es ernst um die Zukunft des Ladens: Falls die Diakonie den Zuschlag bekommt, das ASZ zu betreiben, sollen in dem neuen Gebäude auch Räume für die "Schickeria" eingerichtet werden. Dann werden sich Sedlmaier und das Team allerdings überlegen müssen, wie der Laden finanziert werden soll und ob womöglich die günstigen Preise steigen, weil ab diesem Zeitpunkt dann doch die monatliche Miete fällig wird. Zum Übergang will man in Containern unterkommen, die gegenüber vom Stanigplatz bei den Kirchen stehen sollen. Wenn die Diakonie nicht Träger des ASZ wird, ist es ungewiss, ob es die "Schickeria" im Hasenbergl weiterhin geben wird. "Räume im Hasenbergl zu finden ist schwer", sagt Sedlmaier.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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