Bar Vesperia:Trinken wie im Bergdorf

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Tirolerhüte über dem Tresen und eine Kuh auf der Toilette: Die Vesperia in der Schmellerstraße überzeugt nicht nur mit einer eigenwilligen Einrichtung, sondern zeigt auch, wie vielfältig eine schwäbische Brotzeit sein kann.

Von Inga Rahmsdorf

Manch einer behauptet ja, die Toiletten würden heute mehr über ein Lokal aussagen als die Getränkekarte. Wenn man dieser These folgt, dann muss man in der neuen Bar Vesperia zunächst mit Rosalinde anfangen. Rosalinde ist nicht die Bardame, sondern eine schwarz weiß gescheckte Kuh, die mit großen Augen von der Latrinenwand herabblickt und dem Gast beim Pinkeln zuschaut - sowohl im Herren- wie auch im Damenklo. Und Rosalinde verrät einem tatsächlich ein wenig über die Bar im Schlachthofviertel, die einen urban-alpenländischen Charme aufweist, und zwar nicht aufdringlich, sondern eher zurückhaltend, so wie die Kuh Rosalinde eben.

Auf den ersten Blick könnte die Kneipe in der Schmellerstraße ebenso gut auch in Berlin eröffnet worden sein. Ein klarer, fast quadratischer Raum mit einer großen Fensterfront zur Straße hin, indirektes, orangefarbenes Licht, ein Holzfußboden und Holztische. Doch wenn man genauer hinschaut, dann bemerkt man, dass die Vesperia nicht nur schlicht gemütlich ist, sondern man sich nach einer Weile sogar ein wenig wie in einem Bergdorf fühlt.

Am Tresen hängen Tirolerhüte

Brennende Holzscheite im Ofen wärmen den Raum, über der Tür wacht ein Plüschwildschwein, über dem Tresen hängen kleine Tirolerhüte als Lampenschirme, auf schlichten Regalbrettern stehen Weinflaschen aufgereiht, auf den Tischen frische Blumen, draußen neben dem Eingang leuchtet eine Laterne.

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Wirt Andreas Hock hat nicht nur lange nach einer geeigneten Lokalität für seine neue Bar gesucht. Genau genommen hat er schon seit 25 Jahren auf die Vesperia hingearbeitet, auch wenn ihm die Idee mit dem Namen erst vor Kurzem gekommen ist. Der 43-Jährige ist in Fürstenfeldbruck aufgewachsen. Dort fing er mit 16 Jahren an, in einem Lokal zu jobben. Und seitdem ist er immer in der Gastronomie geblieben, zuletzt in der Muffathalle. Doch irgendwie hat ihn der Wunsch nach einer eigenen Bar nie losgelassen und so hat er jetzt seinen Job gekündigt und im März die Vesperia eröffnet.

Kulinarisch gehts von Schwaben bis nach Italien

Der Name leitet sich von der schwäbischen Vesper ab, also der klassischen Brotzeit. Ein Freund von ihm hatte sie stets beim Bergwandern dabei. Und die Vesper prägt auch die Essenskarte, wobei Hock das Konzept der schwäbischen Zwischenmahlzeit neu interpretiert hat und verschiedene Teller anbietet, die wirklich mehr sind als eine bloße herkömmliche Brotzeit: Platten mit Hühnchen, Rinderröllchen und Käsebällchen mit Dips und Käsecremes (11 bis 13 Euro). Daneben gibt es auch drei Pastagerichte (sieben bis neun Euro). Kulinarisch richtig eindeutig verorten lässt sich die Bar eben nicht. Betreiber Hock will den Bogen von Schwaben, über Bayern und Österreich bis nach Italien spannen.

Bei den Getränken wollte er nicht auf eine der großen und in München in vielen Lokalen vertretenen Brauereien zurückgreifen, sondern hat sich in der Nähe seines Heimatortes umgesehen und die Brauerei Maisach ausgewählt. Das Bier kommt nicht aus dem Zapfhahn, sondern aus Flaschen - damit man weiß, was man im Krug hat. Das Bier wird nämlich in Steinkrügen serviert (3,40 Euro für den halben Liter Maisacher Perle). Bei den Cocktails gibt es eigene Kreationen, als Alternative zum Hugo bietet Hock den Triolimo an mit Weißwein und Holunder (6,50 Euro), lecker ist auch der frisch-herbe Ludo Vigo mit Rum und Limette (neun Euro).

Auf der Webseite steht, dass die Vesperia um Mitternacht schließt, doch Hock hat eine Konzession bis fünf Uhr und ein Rausschmeißer werde er nicht sein, verspricht er. Wenn was los ist, dann bleibt die Vesperia auch länger geöffnet. Und wenn es der Frühling endlich einmal länger als ein paar wenige Tage bis nach München geschafft hat, dann kann man auch draußen an den Tischen auf dem Bürgersteig in der Abendsonne sitzen.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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