Krieg und Liebe

Der Krieg ist ein Geschäft, genau wie die Liebe. Was sich vordergründig wie ein Kampf um Freiheit, Gleichheit oder wahre, tiefe Gefühle darstellt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein unehrenhaftes Gerangel um persönlichen Profit. Der Sturm und Drang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz hat die unseligen Verflechtungen zwischen Krieg und Liebe bereits in seinem 1776 veröffentlichten Stück "Die Soldaten" dramatisiert: ein Vater, der den Lebensplan seiner Tochter für den eigenen sozialen Aufstieg manipuliert, ein Offizier, der sich nicht auf die Liebe einlässt, und ein verschmähter Liebhaber, der zum Mörder wird. Der Regisseur Maximilian Sachsse geht in seiner Inszenierung des Stücks mit dem Ensemble "Lichtbühne" so weit, dass er den Soldaten Protagonisten der Jetztzeit an die Seite stellt: Bankiers, Personaldienstleister, Politiker. Sie alle zeigen in ihrem Verhalten die Tendenz zur Verrohung. Und der Krieg als Phänomen zeitloser Grausamkeit feiert seine gnadenlose Omnipräsenz in Form moderner Kreuzzüge zur Verbreitung von Demokratie oder als kapitalistische Auswüchse der modernen Arbeitswelt. Für die "Lichtbühne" ist Theater nach eigenem Bekunden ein Suchen und Finden nach Erkenntnissen. Zumindest über das Wesen des Menschen werden die Theatermacher angesichts ihrer aktuellen Inszenierung Gewissheit erlangt haben. Denn "Die Soldaten" zeigen den Menschen in seinem unzivilisierten Urzustand. An diesem Sonntag um 18 Uhr feiert das Ensemble mit dem Stück Premiere im I-Camp, Entenbachstraße 37. Weitere Aufführungen sind dort am 13., 14. und 15. April um 20.30 Uhr sowie am 18. und 19. April, 20 Uhr, im Kunsttreff Quiddezentrum, Quiddestraße 35, und am 21., 22. und 23. Mai, 20 Uhr, in der Pasinger Fabrik, August-Exter-Straße 1.