Hadern:Krach im Seniorendomizil

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Draußen stehen die Gerüste, drinnen stört der Baulärm: das Augustinum-Satmmhaus. (Foto: haas)

Die Sanierung des Augustinum-Stammhauses in Hadern stellt die Bewohner auf eine harte Probe. Einige beklagen Informationsmängel und fordern eine Minderung der Miete - und keine Erhöhung zum Jahresende

Von Jürgen Wolfram, Hadern

Schlimm sind die Presslufthammer-Tage. Wenn der Baulärm die Bewohner in Mark und Bein erschüttert und sie deshalb bis tief in die Nacht an Appetit- und Schlaflosigkeit leiden. Wenn es für sie zu laut geworden ist zum Telefonieren. Wenn sie nicht mehr das Gefühl haben, in einer formidablen Seniorenresidenz zu leben, sondern einem Martyrium anheimzufallen. Kernsanierung nennt sich, was gegenwärtig im Augustinum in Hadern passiert. Dabei werden selbst noch die Rohrleitungen herausgerissen und durch neue ersetzt. Betroffen von derlei Heimsuchungen sind etwa 230 Mieter im Stammhaus des 1962 eröffneten Augustinums Neufriedenheim. Sie klagen nicht nur über Schmutz und Lärm; dafür haben die meisten - Stichwort: unvermeidliche Renovierung - sogar Verständnis. Was sie aber empört ist die Art und Weise, wie der Altenwohnheim-Betreiber, eine kirchennahe Stiftung, mit den Problemen umgeht.

Eine Handvoll Bewohner der Anlage am Stiftsbogen - sie wollen aus Gründen des Hausfriedens nicht namentlich genannt werden - ist dezidiert der Auffassung, sie hätten Anspruch auf eine Mietminderung. "Dann", sagt eine regelmäßige Besucherin des Hauses, "hätten die Leute das Gefühl, anständig behandelt zu werden". Die Heimleitung hat stattdessen Gutscheine über 300 Euro für hauseigene Leistungen verteilt. Ein Klacks, verglichen mit dem, was ihnen eigentlich zustünde, meinen Betroffene. Als unpassend empfinden sie zudem, dass es noch in diesem Jahr Mieterhöhungen geben soll - das vertrage sich nicht mit dem Bild einer Großbaustelle, die sich über neun Stockwerke erstreckt. Schließlich fühlen sich einige Neumieter unfair behandelt, weil man sie nicht beizeiten darauf hingewiesen habe, was ihnen in ihrem Domizil der gehobenen Kategorie zeitweise an Belästigungen blüht. Übel dran ist, wer in München keine Verwandten oder Bekannten hat, zu denen er ausweichen kann, wenn's mal wieder dick kommt bei den Bauarbeiten.

Matthias Steiner, Pressesprecher der Augustinum-Gruppe, zeigt für die Lärmbeschwerden Verständnis. Er beteuert jedoch, die Heimleitung habe "umfangreiche Maßnahmen" getroffen, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten, beispielsweise durch den vorübergehenden Einbau schalldichter und staubschützender Türen. Um ein Haus zu sanieren und etwa den Brandschutz und die Elektrik auf den neuesten Stand zu bringen, sei Lärm aber nicht gänzlich zu vermeiden. Stockwerk für Stockwerk würden möglichst viele Arbeiten auf einmal erledigt, damit die Bauzeit insgesamt überschaubar bleibt. Ende November soll alles erledigt sein.

Steiner bestätigt die Ausgabe der 300-Euro-Gutscheine an jede Person, die in den betroffenen Sanierungsabschnitten der Seniorenwohnanlage daheim ist. Für ihn ist das kein billiges Trostpflaster anstelle einer Mietminderung, sondern eine Geste der Solidarität. Das Augustinum habe einen engen Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern seiner Häuser, versichert der Unternehmenssprecher, zur Klärung von Problemen stünden Servicemitarbeiter sowie der Direktor der Einrichtung zur Verfügung. Was die in diesem Jahr fällige Mieterhöhung angeht, so sei diese eben wegen der Belästigung durch die Bauarbeiten von Juli auf Dezember verschoben worden - "ein gewisser Ausgleich".

Den Vorwurf, Neubewohner seien vor ihrem Einzug nicht über die zu erwartenden Baumaßnahmen informiert worden, weist die Augustinum-Gruppe entschieden zurück. "Wir informieren wirklich offen, und das tun wir immer, sobald wir wissen, dass Baumaßnahmen bevorstehen", beteuert Steiner. Abgesehen davon könne jeder, der sich umsieht, rasch erkennen, dass am Haus gearbeitet wird. Wenn im Einzelfall trotzdem etwas schiefgegangen sein sollte, könnten sich Betroffene jederzeit an die Augustinum-Mitarbeiter wenden.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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