Hadern:Auto-Lawine im Idyll

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Haderner fühlen sich von Pkw der vielen Studenten überrollt und zugeparkt und fordern Parkraummanagement und Halteverbote. Die Behörden sehen allerdings keine Voraussetzung dafür. Die Stadtteilpolitiker fordern weiterhin Abhilfe, warnen aber vor großen Hoffnungen

Von Berthold Neff, Hadern

Am Waldspitz, Am Kornacker, Waldhüterstraße: Die Straßennamen am westlichen Rand Haderns verheißen ein Idyll - für die Menschen aber, die hier wohnen, ist ihr Viertel inzwischen alles andere als das. Sie fühlen sich überrollt von einer Auto-Lawine. Die Wohnstraßen, in denen man frühere problemlos einen Stellplatz fand, sind jetzt schon am Vormittag von den vielen Studenten besetzt, denen der Fußweg von den Parkplätzen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) auf Martinsrieder Grund hin zu ihren Instituten zu weit erscheint. Am Montagabend erschienen erneut Dutzende Bürger in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Hadern, um ihrem Ärger Luft zu verschaffen und Hilfe einzufordern.

Einen ähnlichen Auftritt hatten die Anwohner schon in der Juni-Sitzung hingelegt. Sie schilderten, dass ihnen oftmals durch die parkenden Studenten-Autos die Ausfahrten aus ihren Grundstücken versperrt seien. Weil vor ihren Häusern alles zugeparkt sei, müssten sie selber oft einige Straßen weiter fahren, um einen Parkplatz zu finden. Das sei, vor allem nach einem Einkauf, höchst beschwerlich.

Eine Anwohnerin, die schon im Juni lautstark und ausdauernd protestiert hatte, fragte diesmal: "Das geht doch nicht, dass wir als Ureinwohner ausziehen müssen, sollen wir nach Martinsried ausweichen?" Dass die Lage schon seit Längerem angespannt ist, bestätigten auch BA-Mitglieder, die rings um die Problemzonen wohnen - etwa Ulrich Schlösser (SPD), der in der Ringstraße wohnt: "Nur noch in den ganz kleinen Straßen, die die Studenten noch nicht gefunden haben, gibt es noch Parkplätze."

Bleibt die Frage: Was tun? Eine Antwort darauf erhofften sich die BA-Mitglieder und die aufgebrachten Bürger von Experten der Stadtverwaltung, die man in der Hoffnung eingeladen hatte, dass sie einen Lösungsvorschlag parat hätten. Das Trio aus Bau-, Planungs- und Kreisverwaltungsreferat konnte jedoch nur mit einer bitteren Botschaft aufwarten. Es sei nicht möglich, in diesem Gebiet das Parkraummanagement einzuführen, das den Anwohnern zumindest zwischen 9 und 23 Uhr beim Parken bevorrechtigen würde. "Dafür ist das Gebiet zu klein", hieß es. Erst wenn ein Gebiet von mindestens einem Quadratkilometer Größe "flächendeckend überlastet" sei und ein "Defizit an privaten Stellplätzen" aufweise. Bei einer Inspektion an einem Wochentag gegen 11 Uhr mit Fokus auf das Gebiet rund um die U-Bahnstation Großhadern sowie das Gebiet nördlich der Würmtalstraße gegenüber den LMU-Instituten habe man eine flächendeckende Überlastung nicht feststellen können. Es seien zwar einige Straßen überlastet, doch die Situation entspanne sich in einer Entfernung von ein paar Baublöcken. Das sei typisch für "großstädtisches Leben". Unisono versicherten die drei Experten: "Wir sehen keinerlei Voraussetzung für eine Parklizenzierung." Es sei rechtlich nicht möglich, die Parklizenzierung lediglich für einzelne Straßen einzuführen.

Die Bürger, aber auch die BA-Mitglieder mochten sich mit diesem generellen Nein jedoch nicht abfinden. Birgit Hainz (CSU) forderte einen genauen Bericht, aus dem hervorgeht, welche Abschnitte die Experten inspiziert haben und wie die Parksituation in den einzelnen Straßen aussieht. Matthias Stadler (CSU) sagte, die Stadt sei gefordert, hier Lösungen zu präsentieren. Die Stadt sollte sich flexibler zeigen, forderte auch Anke Wittmann (parteifrei), die in Vertretung des BA-Vorsitzenden Johann Stadler (CSU) die Sitzung leitete. Man kam überein, dass sich der Unterausschuss Verkehr mit dem Problem befasst. Der CSU-Fraktionssprecher Peter Winklmeier, der diesen Unterausschuss leitet, warnte jedoch vor zu großen Hoffnungen. Winklmeier, der von Beruf Polizeibeamter ist, gab im Übrigen zu bedenken, dass die von einigen Bürgern geforderten Halteverbote in den überlasteten Straßen auch für sie selber gelten würden.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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