Gedenkfeier für Opfer in Solln:500 Rosen gegen das Entsetzen

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Betroffenheit und Wut: Hunderte Münchner versammelten sich am Bahnhof Solln, wo Dominik B. zu Tode geprügelt wurde, zu einer Gedenkfeier.

Lisa Sonnabend

Es sind so viele Menschen gekommen, dass diejenigen, die Blumen und Kerzen mitgebracht haben, gar keinen Platz finden, um sie niederzulegen. Hunderte Münchner nehmen am Mittwochabend am S-Bahnhof Solln an der Gedenkandacht für Dominik Brunner teil. An der Gedenkfeier für den 50-jährigen Geschäftsmann, der sich am Samstagnachmittag hier der Gewalt entgegengestellt hat - und dabei den Tod fand. Während die Andacht um 18:30 Uhr beginnt, stehen in München für eine Gedenkminute die S- und U-Bahnen sowie Busse und Straßenbahnen still.

Die Teilnehmer der Gedenkandacht in Solln legten 500 Rosen und 500 Teelichter für Dominik B. nieder. (Foto: Foto: dpa)

Der katholische Pfarrer Wolfgang Neidl sagt in dem ökumenischen Gottesdienst auf dem Parkplatz neben dem Bahnsteig: "Betroffenheit, Bestürzung, Fassungslosigkeit - ja, auch Wut - waren in den vergangenen Tagen unsere Begleiter. Und sie werden es wohl auch nach diesem Abend sein."

Der Pfarrer drückt den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Sein Blick gehe aber auch zu den Tätern, sagte er. "Auch sie müssen mit dem, was geschehen ist, fertig werden". Es reiche nicht, sich über den Anwalt für die Tat entschuldigen zu lassen.

Der evangelische Pfarrer Christian Wendebourg mahnte nicht wegzuschauen, wenn Reden und Handeln geboten wäre - ob am Arbeitsplatz, in der Schule, im Verkehr oder in der Familie. "Dominik Brunner hat ein Signal gesetzt, dass wir Gewalt entgegentreten müssen", sagte er. Das Foto des Opfers steht im Mittelpunkt des Geschehens.

Auf dem Boden liegen Steine so verteilt, dass sie eine Spirale bilden. Sie sollen eine "Spirale der Gewalt" symbolisieren. Später legen die rund 500 Gottesdienstbesucher Rosen über die Steine und stellen Kerzen dazwischen. Als Zeichen, dass man die Gewalt durchbrechen kann.

"Lass uns keine Ruhe geben, wenn wir merken, dass Hife nötig ist", heißt es in einer Fürbitte. 500 Rosen und 500 Teelichter liegen am Ende zwischen 100 Steinen. Viele Münchner weinen und blicken noch immer fassungslos vor sich hin.

Den Gottesdienst haben innerhalb von zwei Tagen die evangelische Apostel- und Petruskirche und die katholische Gemeinde Johann Baptist gemeinsam mit dem Bezirksausschuss auf die Beine gestellt. Hans Bauer, Vorsitzender des Bezirksausschusses, sagt, der Bahnhof Solln müsse zu einem Ort des Erinnerns werden. Er betont, dass es sich bei dem Gottesdienst um keine politische Veranstaltung handle. Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) gibt nach der Gedenkfeier dennoch für die Presse Statements ab.

Nach 45 Minuten ist die Andacht vorüber. Die beiden Gedenkstellen auf dem Bahnsteig sind zu einem riesigen Blumenmeer angewachsen. Unzählige Kerzen brennen. Eine Mutter legt mit ihrem Sohn eine weiße Rose nieder. "Wenn du siehst, wie jemand auf einen anderen einprügelt", sagt die Mutter zu ihrem Kind. "Dann musst du versuchen, gemeinsam mit jemand anderen den Schläger zu packen."

Am Mittwoch ist der 50-Jährige Brunner posthum mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt worden, der höchsten Auszeichnung, die der Freistaat Bayern zu vergeben hat. Er ist erst die zweite Person, die den Orden posthum verliehen bekommt.

Am Mittwoch wurde auch bekannt, dass Sebastian L., einer der beiden Jugendlichen, die auf Brunner eingeprügelt hatten, und sein Freund Christoph T. bereits am 7. September einen Rentner überfallen und bedroht hatten. Auch hier forderten sie Geld von dem Mann.

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