Der Unterhaltungswert von Bürgerversammlungen ist meist mäßig. Es gilt, einen Vortrag des Versammlungsleiters über stadtpolitische Themen zu erdulden, bis es endlich zur Sache geht mit den Anträgen der Bürger. Doch es gibt Stadtteile, die diese bierernsten Veranstaltungen mit etwas Kurzweil auszustatten verstehen. Freimann zum Beispiel.
Plötzlich schallen am Donnerstag im MOC-Messecenter Hip-Hop-Beats aus den Boxen; acht junge Mädchen führen einen zackigen Synchrontanz auf - und zwar, nachdem CSU-Stadträtin Evelyne Menges als Versammlungsleiterin auf ihren Vortrag verzichtet hat. Der Jugendtreff am Biederstein zeigt zum 75. Geburtstag des Bezirksausschuss-Vorsitzenden Werner Lederer-Piloty (SPD) eine Performance. "Ich bin gerührt", sagt er. Die Besucher sind es auch - sie klatschen ausgiebig - neun von ihnen wohl auch deshalb, weil sie nun heiter gestimmt die Anträge an die Stadt vortragen können.
Zunächst tritt ein Anwohner aus dem Umfeld des Hartwegs ans Mikrofon und beklagt die Zustände auf dem nahen Spielplatz: regelmäßige Randale und Ruhestörungen, Drogenkonsum. Dazu, "und das ist wirklich so", ungenierter Geschlechtsverkehr. Die Polizei solle vermehrt kontrollieren, zu festen Zeiten. Letzteres kann der anwesende Beamte nicht zusagen, verspricht aber mehr Präsenz. Fidel geben die Bürger einem Ruheständler ihre Stimme, der fordert, Rentner sollten mit nur einem statt mit zwei Streifen eine MVV-Zone durchqueren dürfen. Ferner sprechen sich die Bürger für eine Linienänderung der Tram 23 aus - die Strecke solle nach Süden bis zum Sendlinger Tor geführt werden.
Für die Freisinger Landstraße dringt die Bürgerschaft auf einen zusätzlichen Radweg sowie auf Lärmschutzmaßnahmen entlang der Neubauten. Schließlich pocht die Versammlung darauf, in der Fröttmaninger Heide mit der Kampfmittelräumung Gas zu geben. "Das ist noch nicht ausreichend umgesetzt", so Menges' Schlusswort. Das gilt auch für Tanz-Einlagen als Bestandteil von Bürgerversammlungen, mögen sich die Besucher beim Rausgehen gedacht haben.