Garching:Tödliche Schüsse im Biergarten

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Zwei Brüder haben sich in einem Biergarten in Garching per Kopfschuss selbst getötet. Beide Männer waren drogenabhängig und der Polizei bekannt. Nun soll ein Gutachten klären, ob sie auch zur Tatzeit unter Drogeneinfluss standen.

Von Florian Fuchs, München

Die beiden Männer, die sich am Montagabend in einem Biergarten in Garching mit einer Pistole das Leben genommen haben, waren Brüder. Laut Auskunft der Ermittler waren der 31-Jährige und der 25-Jährige wegen diverser Drogendelikte und Beschaffungskriminalität polizeibekannt. Das Motiv der Tat ist weiterhin unklar. Bei dem 31-Jährigen aber hatten Polizisten bei einem Einsatz im November letzten Jahres einen Abschiedsbrief gefunden. Er hatte angekündigt, sich erschießen zu wollen, woraufhin der Mann in ein Krankenhaus zur psychiatrischen Behandlung kam. Hinweise auf einen politischen Hintergrund oder Verbindungen der Brüder zur rechtsterroristischen Szene, wie bereits spekuliert wurde, gibt es laut den Ermittlern nicht.

Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch und der Leitende Kriminaldirektor Frank Hellwig schilderten am Dienstag detailliert den Tatablauf. Demnach war ein Passant gegen 20 Uhr an dem Biergarten Mühlenpark vorbeispaziert und hatte die beiden Männer in einer Laube mit einer Pistole hantieren sehen. Der Biergarten war zu dem Zeitpunkt geschlossen, es befanden sich keine Gäste dort. Der Spaziergänger alarmierte die Polizei, die mehrere Streifenwagen schickte.

Zwei Zivilpolizisten näherten sich den beiden Männern, weil es dunkel war in der Anlage, hatten sie eingeschaltete Taschenlampen dabei. Sie leuchteten die beiden Männer an und gaben sich als Polizisten zu erkennen. In diesem Moment hielt sich einer der Brüder die Pistole an den Kopf und drückte ab. Die Polizisten zogen sich sofort zurück und forderten Spezialeinheiten an, als es einen zweiten Knall gab. Als die Verstärkung angekommen war und die Einsatzkräfte sich erneut näherten, lagen beide Männer am Boden. Ein Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Das vorläufige Obduktionsergebnis bestätigt, dass sich die Brüder selbst das Leben genommen haben. "Es gibt keinen Hinweis, dass ein Dritter beteiligt war", sagte Steinkraus-Koch. Die Brüder sind der Polizei bekannt, weil sie seit langem Drogen nahmen und verkauften und weil sie häufig stahlen, um sich die Betäubungsmittel zu finanzieren. Keiner der beiden Männer sei je mit einer Schusswaffe auffällig gewesen, aber mit einem Messer und einem Würgeholz.

Bei dem 31-Jährigen lief noch eine Bewährungsstrafe. Er wohnte zuletzt bei seiner Großmutter in Garching, der 25-Jährige hatte eine eigene Wohnung. Im November 2013 hatte die Großmutter die Polizei gerufen, weil sie bei ihrem Enkel eine Pistole vermutete. Bei einer Durchsuchung fand die Polizei keine Schusswaffe, stattdessen aber den Abschiedsbrief, woraufhin der Mann zur Behandlung in die Psychiatrie kam. Bei Wohnungsdurchsuchungen in der Nacht auf Dienstag fanden Polizisten keine weiteren Schreiben.

Ein chemisch-toxologisches Gutachten soll nun klären, ob die Brüder am Montag unter dem Einfluss von Drogen standen. Durch Befragungen von Bekannten und Verwandten wie der Großmutter und der Mutter erhoffen sich die Ermittler weitere Aufklärung.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Selbsttötungen zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

© SZ vom 28.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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