Garching:Sonne, Mond und Explosionen

Lesezeit: 2 min

Die Arbeiten am astronomischen Besucherzentrum "Eso Supernova" schreiten voran. Im November 2017 soll der spektakuläre Bau eröffnen. Dann können dort Tausende Besucher lernen, wie das Sonnensystem entstanden ist - und das kostenlos

Von Gudrun Passarge

Einmal mit Sonne und Mond spielen oder gar Aliens erschaffen, in der Eso Supernova ist das alles kein Problem. Das geplante astronomische Besucherzentrum mit Planetarium der Europäischen Südsternwarte bietet für jede Altersklasse einen Zugang zum Universum. Sternenkunde unterhaltsam aufbereitet für Familien, Schulklassen, aber auch für Hobby-Astronomen, das ist das Ziel der Eso, die jährlich 150 000 Besucher in Garching erwartet. Noch ist sie eine Baustelle, die Eröffnung ist im November 2017 geplant.

Das Wort "Super" passt in jeder Hinsicht. Das fängt schon beim Gebäude an. Es soll die Struktur eines Doppelsternensystems symbolisieren, bei dem der eine Stern dem anderen Masse abzieht, bis er als Supernova explodiert. 1396 einzeln gefertigte Fassadenbleche, die wie Schuppen einer Echse in der Sonne glänzen, werden außen am Baukörper angebracht. 5000 Kubikmeter Beton und 1000 Tonnen Stahl werden nach einem Entwurf des Architekturbüros Bernhardt und Partner verbaut, berichtet Projektleiter Fabian Reckmann. Krönender Abschluss des "Welt-Raums" im Foyer: Eine 14-Meter-Glaskuppel, die den südlichen Sternenhimmel mit LED-Technik an die Decke zaubert. "Wir können hier 22 verschiedene Sternbilder darstellen", sagt Reckmann. Der nach oben offene Raum soll zusätzlich mit der Milchstraße tapeziert werden. Das Haus ist eine Schenkung der Klaus Tschira Stiftung. Sobald es fertiggestellt ist, ist die Eso allein für den Unterhalt zuständig.

Eine Führung durch das Haus zeigt, dass noch viel Arbeit zu erledigen ist, bis hier die Besucher, maximal 600 am Tag, durch die Galaxien gleiten werden. Doch schon jetzt ist die Eso mit den umfangreichen Vorarbeiten gut beschäftigt. Tania Johnston ist die Leiterin der Supernova, sie hat zuvor Erfahrungen am Royal Observatory in Edinburgh gesammelt. Johnston berichtet, die Ausstellung werde sich zunächst mit 13 Fragen beschäftigen. Zum Beispiel: Wie entstand das Sonnensystem, woher kommen wir? Die Besucher werden auf einer 255 Meter langen Rampe, die sich spiralförmig durch das Haus windet, 2200 Quadratmeter Ausstellungsfläche besichtigen können. Dabei gibt es an jeder Station Erklärungen für die Kleinsten, etwa in Sprechblasen, dann für Erwachsene und schließlich noch für Menschen mit astronomischem Vorwissen. Alles auf Deutsch und Englisch, versteht sich. Es wird Möglichkeiten geben, beispielsweise ein Selfie in der nachgestellten Atacama-Wüste zu machen. Kleine Kinder können die Erdanziehung mit Playmobil-Figuren nachvollziehen. Darüber hinaus sind Führungen und Workshops für Schulklassen geplant, mit etwa 20 000 Schülern rechnet die Eso im Jahr. Einer der Höhepunkte dürfte der Besuch des hochmodernen Planetariums sein. 110 Menschen werden einmal in diesem schwarz gestrichenen Raum mit der geneigten 14-Meter-Kuppel Platz finden und von dort aus ins Weltall blicken. Kommt eine Klasse aus Rosenheim, kann sie unter ihrem Nachthimmel sitzen, genauso wie die Gruppe aus Landshut ihren eigenen Sternenhimmel bestellen kann.

Für so ein ambitioniertes Programm braucht es viele Menschen, die mitarbeiten - und auch Geld. Einnahmen wird die Eso keine haben, denn der Eintritt zur Supernova wird kostenlos sein, genauso wie der zum Planetarium, wie Pressesprecher Lars Lindberg Christensen betont. Momentan laufe eine Anfrage bei einer Stiftung, über die für drei Jahre ein Lehrer eingestellt werden könnte. Der Pressesprecher hofft außerdem, die Eso könne ein Teil der Ausbildung von Lehrern werden, eine enge Kooperation mit TU und LMU gebe es bereits. Workshops für die Fortbildung von Lehrern seien ebenfalls geplant. Christensen berichtet zudem von interessierten Ex-Kollegen bei der Eso, die schon in Rente sind. Sie könnten sich eine Mitarbeit, zum Beispiel als Führer durch die Ausstellung oder als Vortragsredner, vorstellen.

Die Planetraiumsdecke von oben. (Foto: Catherina Hess)

Auf jeden Fall sucht die Südsternwarte, eine zwischenstaatliche Organisation von 16 europäischen Staaten, auch noch nach Geldgebern. Die Räume der Supernova könnten für Veranstaltungen gemietet werden. Noch bleibt ein wenig Zeit, um alles auf die Beine zu stellen. Doch das Ziel wird Tania Johnston nicht aus den Augen verlieren: "Wir wollen, dass allen europäischen Bürgern die astronomischen Errungenschaften bewusst sind und sie stolz darauf sind." Welches Haus würde sich dafür besser eignen, als die strahlend helle Supernova?

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: