Windkraftprojekt:Idealisten vor dem Aus

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Das Kottgeiseringer Windkraftprojekt kommt ins Wanken: Die Regierung von Oberbayern und Naturschützer stellen sich gegen die Planung der Initiative - wegen schützenswerter Vogelarten.

Von Manfred Amann

Die Planung der Initiative "Bürgerwind Kottgeisering" (BWK), nördlich des Dorfes auf bewaldeten Höhenzügen drei Windräder zu errichten, kommt ins Wanken. Die Regierung von Oberbayern und Naturschützer halten die beiden Flächen, die in der Landkreisplanung als Konzentrationszonen vorgesehen sind, für "naturschutzfachlich grundsätzlich sensible Gebiete". Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geht noch weiter und schlägt vor, die "Fläche möglichst vollständig aus der Plankulisse zu nehmen". Für die sieben BWK-Idealisten, die sich verpflichtet haben, dass jeder wenigstens 5000 Euro Risiko-Kapital einsetzt, um die Windkraftpläne voranzubringen, sind die Stellungnahmen erst einmal ein Schock. "Wir werden aber so lange weitermachen, bis man uns endgültig sagt, das geht nicht", erklärt Sprecher Peter Woderschek. Man habe damit gerechnet, dass sich in den Waldgebieten schützenswerte Vögel oder Fledermäuse aufhalten könnten, aber um zu erfahren, ob dadurch die Errichtung von Windrädern verhindert wird, brauche man aktuelle Erkenntnisse, die man nur über eine artenschutzrechtliche Prüfung erlangen könne. Die Regierung nehme Bezug auf Feststellungen, die teilweise aus dem Jahr 2005 stammten, und sie spreche teilweise im Konjunktiv. Bis heute könne sich aber vieles geändert haben. In ihrer Stellungnahme zur Landkreisplanung merkt die Bezirksregierung an, dass beide Vorzugsflächen "in einem Waldgebiet mit möglicherweise besonderer Funktion als Nist- und Jagdhabitat für schützenswerte Greifvögel" liegen, und falls sich das bestätige, diese als Ausschlussgebiet anzusehen seien.

Laut Regierung basieren die Daten zu den Vogelarten auf der Artenschutzkartierung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz und der bundesweit durchgeführten Brutvogelerfassung von 2005 bis 2009, aber auch auf aktuellen Erfassungen des Landesbundes für Vogelschutz von 2011 bis 2013. Danach liegen die Flächen innerhalb der Abstände, die zu Nistplätzen des Rotmilans einzuhalten sind. "Hierbei handelt es sich um aktuelle, sichere Brutnachweise" - was darauf schließen lasse, dass das gesamte Gebiet auch regelmäßig durchflogen wird. Zudem sind 2005 nördlich der Flächen Brutplätze des Schwarzmilans ausgemacht worden, und südlich davon ist "ein sicherer und ein wahrscheinlicher Brutplatz des Wespenbussards" registriert. Weil das gesamte Gebiet als Jagdhabitat anzusehen sei, bestehe ein erhöhtes Tötungsrisiko durch Rotoren für die Vögel, das es zu vermeiden gelte.

Zudem rechnet die Regierung damit, dass aufgrund der Waldstruktur innerhalb der Konzentrationsflächen Fledermäuse ihr Jagdgebiet haben. Das Brucker Amt für Ernährung teilt diese Auffassung. In dem an die Konzentrationsflächen angrenzenden Naturreservat, das seit 40 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werde, seien jede Menge Totholz und Biotopbaumteile vorhanden, die für die Entwicklung einer großen Artenvielfalt von Vögeln und Fledermäusen sicher förderlich gewesen seien. Auf den Vorzugsflächen selbst stünden vielfach ältere Buchenbestände, von denen es im Landkreis nur wenig gebe, und die deshalb zu schützen seien.

Auch von der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz werden die Flächen als nicht geeignet für Windkraftanlagen beurteilt. Bürgermeister Josef Drexler ist der Auffassung, dass die BWK-Mitglieder ihre Planung einstellen und sich damit auch der Widerstand im Dorf auflösen könnte. Die Gegner um Gemeinderätin Maria Klotz "können zwar etwas aufatmen", wollen aber weitermachen, denn schließlich habe man sich im Verbund mit anderen Initiativen entschlossen, "grundsätzlich gegen die Landkreisplanung" vorzugehen. Für Gerald Kurz von der Grafrather Initiative machen die Stellungnahmen deutlich, dass die Suche nach Konzentrationsflächen nicht richtig angegangen wurde. Da die Regierung noch für weitere Gebiete, die für Windräder reserviert werden sollen, davor warnt, dass sie wegen des Rotmilans oder des Wespenbussards zu Tabuzonen werden könnten, werde die Planung immer mehr zur Makulatur. Würde die Artenschutzprüfung, wie es auch der von der Gemeinde Oberschweinbach eingeschaltete Fachanwalt gefordert habe, vor der Festlegung von Konzentrationsflächen durchgeführt, hätte man sich auf die Gebiete konzentrieren können, die dann im Landkreis noch übrig bleiben. Die BWK-Aktivisten hätten es sich dann sicher genau überlegt, ob sie Zeit und Geld für eine Totgeburt opfern wollten, glaubt Kurz, der unlängst zusammen mit Peter Gittel (Oberschweinbach), Maria Klotz (Kottgeisering) und Elvira Unger aus Hattenhofen an den Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und an die Regierung die Bitte richtete, die Planung des Landkreises zu stoppen.

© SZ vom 26.11.2013/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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