Überraschender Rücktritt:Olchinger Pfarrer gibt Priesteramt auf

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Nur neun Jahren Jahre nach seiner Weihe kündigt Winfried Werner an, in die freie Wirtschaft zurückzukehren. Gründe nennt er nicht, aber es gibt Spekulationen.

Von Gerhard Eisenkolb

Olchings Pfarrer Winfried Werner, hier bei der Gräbersegnung, hält am Sonntag seine letzten Gottesdienste. (Foto: Günther Reger)

Neun Jahre nach seiner Priesterweihe hat der Olchinger Pfarrer Winfried Werner nach "langer und reiflicher Überlegung" eine schwerwiegende Entscheidung getroffen: Der 46-Jährige kündigt an, nach den Sonntagsgottesdiensten am 25. August sein Priesteramt aufzugeben und wieder in die freie Wirtschaft zurückzukehren. Vor dem Studium der Theologie und Philosophie absolvierte der Geistliche eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker. Dazu studierte er an der Fachhochschule in Kaiserslautern Elektro- und Energietechnik.

Laut einer Sprecherin des Münchner Ordinariats bat Pfarrer Werner kurzfristig darum, ihn von der Funktion als Pfarrer und Gemeindeleiter zu beurlauben, damit er sich beruflich neu orientieren kann. Ein Antrag auf Laisierung liege nicht vor, was die Voraussetzung dafür ist, das Priesteramt aufzugeben. Dies steht in einem gewissen Widerspruch zur Ankündigung Werners im aktuellen Wochenbrief der Olchinger Pfarreien, sein "Priesteramt aufzugeben". Der Fürstenfeldbrucker Dekan Albert Bauernfeind war über den Schritt des Olchinger Pfarrers nicht informiert worden. Ihn überraschte die Ankündigung ebenso wie die Mitglieder der Olchinger Pfarreien. In der vergangenen Woche hatte Werner die Laiengremien des im Aufbau befindlichen Pfarrverbands Olching über seine Entscheidung informiert. Der scheidende Pfarrer will am kommenden Sonntag, 25. August, zuerst von 8.30 Uhr an in Sankt Elisabeth in Esting und dann von 10 Uhr an in Sankt Peter und Paul in Olching Abschiedsgottesdienste feiern. Die Gläubigen haben danach Gelegenheit, sich an der Kirchentüre von ihrem Seelsorger persönlich zu verabschieden. Empfänge sind nicht vorgesehen. Am Montag, 26. August, übernimmt Pfarrer Marek Baginski als Pfarradministrator die Amtsgeschäfte in Olching für ein Jahr zusätzlich zu seiner Aufgabe als Pfarradministrator in der Pfarrei Bruder Konrad in Gernlinden.

Zu seinen Beweggründen für die Aufgabe des Priesteramtes machte Werner bisher in der Öffentlichkeit keine Angaben. Für eine Stellungnahme war er am Mittwoch nicht zu erreichen, weil er, wie vom Pfarramt mitgeteilt wurde, bereits seinen Umzug vorbereitete. Dafür wird in der Pfarrei darüber spekuliert, dass die Entscheidung eine Folge der Übertragung der Leitung des Pfarrverbands sei und mit dessen Organisation zusammenhänge. Laut Tomas Bauer, der sich in der Estinger Pfarrei engagiert, "ist es allgemeine Meinung, dass eine Frau nicht im Spiel ist".

Werner gilt als Opfer der Strukturreform des Münchner Kardinals Reinhard Marx. Als der Geistliche 2007 seinen Dienst in Olching antrat, war er nur Priesterlicher Leiter in Sankt Peter und Paul. Managerin und damit Chefin der Pfarrei war damals als Pfarrbeauftragte die promovierte Theologin Judith Müller, die über eine zusätzliche Ausbildung in Führungsaufgaben verfügte. Diese Aufgabenteilung zwischen der kirchlichen Verwaltung und der priesterlichen Tätigkeit war in der Erzdiözese München zwar selten, aber nicht ungewöhnlich. Bei der Umsetzung seiner Strukturreform schaffte Kardinal Marx das in Olching bewährte Leitungsmodell generell ab. Er wollte, dass alle Pfarrer neben der Seelsorgetätigkeit auch die administrative Leitung in ihrer Pfarrei übernahmen. Damit musste Werner vor drei Jahren mit der Beförderung vom Priesterlichen Leiter zum Pfarrer plötzlich viele Aufgaben schultern, die ihm die Pfarrbeauftragte zuvor abgenommen hatte. Judith Müller war 2010 versetzt worden.

© SZ vom 22.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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