Band Hurrykayne:Hip Hop mit einem Schuss Rock

Lesezeit: 3 min

Der Musikstil der jungen Brucker Band Hurrykayne lässt sich nicht eindeutig definieren. Das liegt vor allem daran, dass die vier Mitglieder aus verschiedenen Stilen kommen und diese nun miteinander verschmelzen.

Von Valentina Finger

"Eigentlich höre ich keinen Hip Hop, aber..." Diesen Satz hört Kadir Kara oft. Das liegt daran, dass das, was er mit seiner Band "Hurrykayne" macht, nicht bloß Hip Hop ist. Tatsächlich ist der 27-Jährige aus Fürstenfeldbruck der Einzige in der Gruppe, der in dieser Musik zuhause ist. Als Künstlername eines Teenagers existiert Hurrykayne bereits seit mehr als zehn Jahren. Damals hatte Kadir Kara begonnen, eigene Texte zu Beats aus dem Internet zu performen.

Mittlerweile bildet Hip Hop nur mehr eine Seite der Band, denn die drei Musiker, mit denen Kara sich zusammengetan hat, haben ihre Wurzeln allesamt im Rock. Das Ergebnis dieser Fusion ist deutscher Sprechgesang im rockigen Rahmen, der was fürs Herz und zum Headbangen bietet. Dafür sind Hurrykayne für den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung nominiert.

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Raus aus der Komfortzone

Für Kadir Kara ist es nicht die erste Band: Einige Zeit war er Teil des Hip-Hop-Trios "Bummvoll Brothers". Als die Crew sich auflöste, war er zunächst wieder solo unterwegs und ließ sich hin und wieder von Freunden auf der Gitarre begleiten - bis er Lust auf eine eigene Live-Band bekam. Der erste im Boot war der Gitarrist Johannes Spannagl, der auch in der Stoner-Rock-Band "Vorstadtwolf" spielt. Im Alten Schlachthof, dem kreativen Schmelztiegel, in dem schon zahlreiche Bands im Landkreis Fürstenfeldbruck entstanden sind, sprach Kara Simon Gehrig an.

Für diesen bedeutete Hurrykayne gleich einen doppelten Schritt raus aus der Komfortzone: Nach Jahren als Gitarrist in Punk-Rock-Bands wie "Look Homeward Angel" sollte er nun am Schlagzeug Hip Hop spielen. "Ich hatte Lust, aber ich hatte kein Schlagzeug. Also mussten wir das irgendwie zusammenschustern", sagt Gehrig. Durch Geschenke und Tauschgeschäfte hatten sie bald das fertige Instrument beisammen und in dem Germeringer "Marvpaul"-Bassisten Gregor Poglitsch ihr viertes Band-Mitglied gefunden. Bereut hat Gehrig den Wechsel ins Ungewohnte nicht: "So ein Knick in der Musik tut manchmal richtig gut. Ich wollte sowieso mal ein bisschen weg von dem harten Zeug."

Ganz soft ist die Musik von Hurrykayne allerdings auch nicht. Zwar unterscheide sie von anderen Crossover-Bands, die Rap mit Rock mixen, die Tendenz zum eher Ruhigeren und Balladigen, doch sei es auch die langsame Steigerung zu lauten Ausbrechern, die den Sound bestimme. So entwickelt sich zum Beispiel die Single "Alles ist" von einem minimal begleiteten Solo-Rap zu einem melancholischen Rocksong, bevor sie am Ende wieder ausgepowert in sich zusammen bricht.

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Für die Texte ist Kara verantwortlich. "Ich bin ein sehr langsamer Textschreiber und auch kein krasser Storyteller, der in Liedern irgendwelche Geschichten erzählt. Bei mir geht es vor allem um das Gefühl, das der Song vermittelt", sagt er.

In einer Band aus vier Perfektionisten geht auch das Instrumentalisieren der Texte nicht so schnell voran. So habe es von manchen Titeln neun Versionen gegeben bis alle zufrieden waren. "Unsere Musik entsteht in Jam-Sessions. Manches wird ausgearbeitet und wieder verworfen, an anderem wird gefeilt bis ein Song daraus wird", sagt Gehrig. Kommen dann noch andere Verpflichtungen wie Arbeit und Studium dazu, versteht man, wieso es um Hurrykayne in den vergangenen Monaten etwas ruhiger geworden ist.

"Es muss nicht immer Chiemsee sein"

Im Sommer steht mit dem Halt-Festival wieder ein Auftritt in Fürstenfeldbruck an. 2015 standen sie mitunter beim Sprungbrett-Wettbewerb im Münchner Feierwerk und beim Chiemsee Summer Festival auf der Bühne. So prestigeträchtig letzteres auf dem Papier wirkt, die Realität sah anders aus: Auf einer kleinen Nebenbühne am Abreisetag konnten sich Hurrykayne nicht gerade eines exstatischen Publikums erfreuen. "Es war cool, das ganze Drumherum mitzuerleben, aber kleinere Gigs machen genau so viel Spaß. Es muss nicht immer Chiemsee sein", sagt Kara.

Stadt-Land-Rock geht auch: Vor zwei Jahren waren Hurrykayne bei dem SZ-Festival für junge Bands auf dem Tollwood mit dabei. Geklappt hat es mit dem Auftritt dort erst im zweiten Anlauf. Grund für die Ablehnung ihrer ersten Bewerbung war gerade das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Richtungen, erinnert sich Gehrig: "Es hieß, der Schlagzeuger würde einen aufspielen als wäre er in einer Punkband, der Gitarrist packt ein Solo im Jimi-Hendrix-Stil nach dem anderen rein, im Hintergrund läuft ein Indie-Bass mit und vorne rappt einer."

Bis zu ihrer nächsten Bewerbung arbeiteten sie an den Songs mit dem Ziel, mehr mit- statt nebeneinander zu spielen und trotzdem jedem seine Art zu lassen. Mit Erfolg, denn dieses gleichzeitige Mit- und Nebeneinander ist es auch, was Hurrykayne heute ausmacht. "Hip Hop ist durch das Zusammensetzen von Teilen aus verschiedenen Musikstilen entstanden. Das ist bei uns irgendwie immer noch so", sagt Kara. Nur dass es bei ihnen eben nicht mehr bloß Hip Hop ist.

Weitere Vorschläge für den Tassilo-Preis können per Post, Fax oder Mail an die Redaktion der Süddeutschen Zeitung geschickt werden. E-Mail: tassilo@sueddeutsche.de, Fax: 089/2183-96-8753. Einsendeschluss ist Samstag, 21. Mai.

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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