SZ-Aktion: Was Gemering bewegt:Zu eng für zwei Autos

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Anwohner der S-Bahn-Haltestelle Harthaus werfen der Stadtverwaltung vor, nichts gegen die Gefahren für Fußgänger in der Unterführung und das Anwachsen des Verkehrs in ihrem Viertel zu unternehmen

Von Kevin Schrein

Tagsüber geht es eng zu in der S-Bahn-Unterführung Harthaus. (Foto: Johannes Simon)

Als Eberhard Ried gerade beginnen möchte, das Problem zu schildern, passiert es. Ein Autofahrer hat sich in der Unterführung nahe der S-Bahn Haltestelle Harthaus mit der Geschwindigkeit verschätzt, zirkelt noch um die erste Verkehrsinsel herum, tangiert aber die zweite. Die Radaufhängung ächzt, als der Fahrer sein Auto über die Steine manövriert. "So geht das Tag für Tag", klagt Ried, der in der nahegelegenen Jakob-Huber-Straße wohnt. "Die Autofahrer missachten die Aufforderung, Schrittgeschwindigkeit zu fahren." Ried hat sich mehrfach bei der Stadt Germering beschwert. Geändert habe sich nichts, sagt er. Also nutzte er die SZ-Aktion "Was Germering bewegt" und wandte sich mit seinem Anliegen an die Fürstenfeldbrucker Redaktion.

Ried selbst geht es nicht um den ein oder anderen Raser. Den könne er noch verkraften, sagt er. Der 67-Jährige ärgert sich vielmehr über die Staus auf beiden Seiten der Unterführung, die morgens und abends entstehen. Eigentlich sollen die Verkehrsinseln den Verkehr beruhigen. Tatsächlich, so die Argumentation von Ried, verschlimmern sie das Problem. "Der Stau entsteht, weil die Fahrbahn zu eng ist und kaum zwei Autos gleichzeitig die Unterführung passieren können." Wird es zwischen zwei Autos mal eng, muss ein Fahrer auf den Gehsteig ausweichen, der lediglich auf einer Seite mit einem Streifen von der Fahrbahn abgegrenzt ist. "Da habe ich schon einige gefährliche Situationen zwischen Auto und Fußgänger beobachtet", sagt Ried. Als er die Stadt anschrieb und um Besserung bat, bekam er als Antwort, er könne ja selbst Vorschläge einreichen. "Ich bin doch kein Stadtplaner", moniert er.

Auch die SPD-Fraktion ist auf das Problem aufmerksam geworden. Anfang Oktober hat sie bei der Stadt einen Antrag gestellt, die Verkehrssituation in und um die Unterführung zu überprüfen. Bis auf eine Eingangsbestätigung hat die Fraktion noch keine Nachricht von der Stadt erhalten. "Für Fußgänger, speziell Kleinkinder, ist das Passieren der Unterführung eine gefährliche Angelegenheit", sagt Fraktionsmitglied Eike Höppner. Das bestätigt auch Regina Hennes, Leiterin des Kindergartens Sankt Cäcilia, der sich nur wenige hundert Meter entfernt von der besagten Unterführung befindet. "Bei mir haben sich schon einige Eltern über den dichten Verkehr und rücksichtslose Autofahrer beschwert", sagt Hennes. "Doch geändert hat sich bislang gar nichts."

Der Stadt Germering sind die Probleme und auch die Beschwerden einiger Bürger laut Bauamtsleiter Jürgen Thum bekannt. Doch an der Verkehrssituation lässt sich wohl nichts ändern. "Selbst ohne Verkehrsinseln ist die Fahrbahn für zwei Spuren zu schmal, so dass auch in diesem Fall die Autofahrer auf den Fußgängerweg ausweichen müssten", sagt Thum. Eine Fahrbahnverbreiterung sei bautechnisch ebenfalls nicht möglich, erklärt er. "Außerdem gibt es auch Bürger, die mit der Situation an der Unterführung sehr zufrieden sind", sagt der Bauamtsleiter.

Doch Raser und Staus sind nicht die einzigen Probleme, gegen die Ried vorzugehen versucht. Der Park-and-Ride-Platz nahe der S-Bahn-Haltestelle reicht nicht mehr aus. Autofahrer parken deshalb in der Jakob-Huber-Straße, in der Ried wohnt und die wiederum an die besagte Unterführung angrenzt. Die Straße dürfen nur Anlieger befahren. Doch um 12 Uhr mittags sei nur eine Spur befahrbar, die zweite zugeparkt. Die Stadt weiß auch von diesem Problem, wie aus einem Schreiben an Ried hervorgeht. Auf Nachfrage gibt Dagmar Hager, Leiterin des Rechtsamtes, zu: "Wir haben momentan keine Mittel, um die Situation zu ändern." Zudem teilt die Stadt mit, dass nicht das Parken sondern das Befahren der Straße durch Nichtanlieger gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt. Die Stadt ist wiederum ausschließlich zur Ahndung von Falschparken und zu schnellem Fahren zuständig. "Und es ist schwer festzustellen, welches Auto einem Anwohner gehört und welches nicht", sagt Hager. Anwohnerin Rosemarie Ruchti bleibt also nichts anderes übrig, als sich mit der Situation abzufinden. Während der Wiesn, wenn die Huber-Straße besonders zugeparkt ist, greift sie daher auf eine bewährte Taktik zurück. "Da fahre ich morgens um sieben Uhr raus, stelle das Auto auf die Straße und besetze so meinen Parkplatz."

© SZ vom 16.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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