Sport:Geschrumpftes Teilnehmerfeld

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Und los geht's: Läufer starten zum Halbmarathon an der Wildmooshalle in Gröbenzell. (Foto: Günther Reger)

Nur wenige Landkreis-Läufer beim Gröbenzeller Frühlingslauf dabei

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Leni Bauer kommt am Sonntag im Gröbenzeller Stadion locker ins Ziel gelaufen. Die Mittagssonne hat einige Schweißperlen auf ihrem Gesicht hinterlassen, aber die Anstrengung nach 14 Kilometern merkt man ihr kaum an. Die 73-jährige Dauerläuferin vom LC Aichach hat sehr viel Erfahrung und weiß, wie man sich ein Langstreckenrennen einteilen muss. "Ich laufe seit 37 Jahren", erzählt Leni Bauer stolz. Mit ihr ist sogar eine Weltmeisterin beim Gröbenzeller Frühlingslauf am Start gewesen. Bauer gehört zu einer kleinen Laufgruppe aus Aichach, die auch den Sieger im Halbmarathon stellt. Der heißt Michael Harlacher und baut seine Laufform für den München-Marathon generalstabsmäßig auf.

Besonders auffällig ist, dass aus dem Landkreis und auch aus Gröbenzell kaum Teilnehmer bei diesem Traditionslauf, den es seit 1993 gibt, dabei sind. Nur etwa 90 Läuferinnen und Läufer haben das Angebot des 1. SC Gröbenzell angenommen, auf den Sieben-Kilometer-Rundenkurs zu gehen. Eine Runde, zwei oder drei Runden, der Halbmarathon über 21,1 Kilometer, stehen zur Auswahl. "Schade, dass die Landkreisläufer nicht kommen", bedauert Organisator Klaus Coy deren Absenz. Einst sind hier fast 300 am Start gewesen. Coy führt das auf konkurrierende Veranstaltungen in Fürstenfeldbruck, Puchheim oder den Familienlauf in Gröbenzell zurück. Dabei ist der Aufwand des SC Gröbenzell enorm; allein 15 Streckenposten geleiten die Teilnehmer sicher über den Kurs.

Das Läuferfeld zieht sich mangels Teilnehmer sehr schnell auseinander. Alleine laufen ist nicht gut für die Moral. Kathrin Platsch, 56, und Christina Brandl, 52, sind zusammengeblieben und haben sich auf den zwei Runden gegenseitig Mut gemacht. Sie gehören zum "Stammtisch Menzing", der nicht nur ein Bier trinkt, sondern auch donnerstags regelmäßig läuft. Ihr "Vorläufer", Gerhard Fenzl, 59, kann aufgrund einer Knieverletzung die Frauen nur von draußen anfeuern und filmen. Fenzl hat 23 Laufjahre hinter sich und hat im Vorjahr seinen 50. und letzten Marathonlauf in Athen absolviert. Er konzentriert sich jetzt auf die Organisation des "Blutenburg-Laufes" am 15. Juli in München.

Sieger Michael Harlacher, 37, aus Aichach benötigte eine Stunde, 16 Minuten und 34 Sekunden für die 21 Kilometer. Sehr früh allein auf weiter Flur hat er es in der Schlussrunde langsamer angehen lassen. Er sammelt Kilometer für seine Marathon-Premiere in München im Oktober. "In der Vorbereitung zählt jeder Kilometer", sagt Harlacher. Auch die Münchnerin Christiane Widmann hat ihre zwei Runden in Gröbenzell in einer Stunde und 14 Minuten als Vorbereitungslauf auf einen Halbmarathon in zwei Wochen in Wien eingestreut. Laufen ist für die 27-jährige Grundschullehrerin Stressausgleich für die mentalen Anstrengungen im Beruf.

Einem Beruf geht Leni Bauer nicht mehr nach. Als ihre drei Kinder versorgt waren, hat sie das Dauerlaufen angefangen. In Gröbenzell braucht sie eine Stunde und 27 Minuten für 14 Kilometer. Heute ist sie 73 Jahre alt, ihre großen Erfolge liegen länger zurück. Sie ist nicht nur Bayerische und Deutsche Meisterin gewesen, 2003 ist Bauer in Ungarn sogar Weltmeisterin über 10 000 Meter in der Altersklasse 55 bis 60 Jahre geworden. Sie trainiert immer noch vier bis fünf Mal in der Woche. Heute geht sie das Laufen entspannt an. Zusammen mit ihrem 74 Jahre alten Ehemann Roman Bauer dreht sie auch die eine oder andere Runde.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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