Sparkassen:Finanzexperte stellt Fusion in Frage

Der von der Kreistagsfraktion der Grünen beauftragte emeritierte Professor Guido Eilenberger sieht keine zwingenden Gründe für einen Zusammenschluss der Sparkassen Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Sparkasse Fürstenfeldbruck macht selbst das, was Sparkassen ihren Kunden seit Jahrzehnten ans Herz legen. Sie legt aus ihren Überschüssen viel Geld auf die hohe Kante, weit mehr, als sie zur Absicherung der Risiken ihrer Bankgeschäfte benötigt. Mit Eigenmitteln in Höhe von circa 332 Millionen Euro verfügt das Geldinstitut laut einem Gutachten von Guido Eilenberger über mehr als das Doppelte an Eigenmitteln, als es die aktuellen Vorgaben der Bankenaufsicht fordern.

Diese Praxis mache, so der emeritierte Ordinarius für Betriebswirtschafts- und Bankbetriebslehre, jedoch "keinen Sinn", auch wenn das Brucker Haus mit dieser Geschäftspolitik nur der Linie des Sparkassenverbands folge. Das sei "völlig verkehrt". Außer der Sparkasse, die auf diese Weise viel kostenloses Eigenkapital ansammelt, von dem sie, wie es die Grünen und die UBV fordern, einen Teil an die Kreisstadt und den Landkreis ausschütten könnte, habe niemand etwas davon.

In diesem Zusammenhang verweist Eilenberger darauf, dass Sparkassen ja keine hochriskanten Geschäfte tätigen würden, zu deren Absicherung sie viel Kapital benötigten. Auch wenn die Brucker Bank im Vergleich zu den möglichen Fusionspartnern Dachau und Landsberg am Lech etwas schlechter abschneidet, steht sie ganz gut da. Auch das ist ein Ergebnis der Analyse, die der Wirtschaftswissenschaftler im Auftrag der Kreistagsfraktion der Grünen erstellte. Auf SZ-Anfrage spricht Eilenberger sogar von einem "Unentschieden" im Ranking zwischen den Sparkassen Bruck und Dachau. In bestimmten Bereichen sei Dachau besser, in anderen habe Fürstenfeldbruck die Nase vorn.

Bei einer Beurteilung komme es darauf an, welche Kriterien und Kennzahlen wie gewichtet würden und, was für Eilenberger auch wichtig ist, welche Motive die beteiligten Sparkassenvorstände und Kommunalpolitiker hätten.

Den Einwand des Brucker Sparkassenchefs Klaus Knörr, dass ein Externer aufgrund von Bilanzen, Kennziffern und öffentlich zugänglichen Angaben keine Bankenanalyse erstellen könne, lässt der Finanzexperte nicht gelten. Er verweist darauf, dass es völlig normal sei, ein Unternehmen oder auch eine Bank von den Ergebnissen her zu beurteilen. Auch zu Sparkassen habe er diverse Gutachten erstellt, jedoch immer als Externer und nicht im Auftrag der Banken. "Es ist nicht falsch, was ich gemacht habe", sagt Eilenberger, schließlich werte er nur Knörrs Berichte aus. Kritisiert Knörr die Arbeit des Wirtschaftswissenschaftler, so sieht dieser die "Selbstherrlichkeit" von Sparkassenvorständen kritisch, die gelegentlich ihren eigentlichen Auftrag als öffentlich-rechtliches Geldinstitut aus den Augen verloren hätten. Eine Fusion der drei Regionalbanken würde nicht viel verändern, weil es keine Synergieeffekte gebe. Nur die Wege würden länger. Deshalb gebe es auch keinen Grund, eine Fusion anzustreben. Auch das allgemeine Jammern über das Niedrigzinsniveau treffe die Sparkassen nicht wirklich, sei doch die Zinsspanne für sie praktisch gleich geblieben. Mit dem Hinweis, "jede Fusion geht von den Vorständen aus", macht Eilenberger die angestrebte Fusion zu einer Vorstandsfrage.

Sparkassen bezeichnet der Gutachter der Grünen als eigentlich "tolle Banken", allerdings gebe es gewisse Missstände: Der erste ist die "Ämtermischung", also die Tatsache, dass Kommunalpolitiker in den Aufsichtsgremien sitzen und für diese Arbeit vergütet werden. "Sparkassen sind hochpolitische Dinge", sagt Eilenberger. Der zweite Grund ist die fehlende betriebswirtschaftliche Kompetenz der Politiker, um den Vorstand einer Bank kontrollieren zu können. Mit der Folge, dass es eine richtige Aufsicht durch den Verwaltungsrat nicht gebe. Die fehlende Fachkompetenz sei der EU ein Dorn im Auge. Noch etwas kritisiert der Wirtschaftswissenschaftler. "Sparkassenvorstände sehen sich als Eigentümer der Sparkassen an", sagt er, dementsprechende würden sie sich auch verhalten.

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