Sehenswürdigkeit in Olching:Flugbereitschaft

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Am Sonntag öffnet der Vogelpark in Olching wieder seine Pforten. In dem Naturidyll am Rande der Amper leben 130 verschiedene Vogelarten aus aller Welt - vom scheuen Zebrafink über den auskunftsfreudigen Papagei bis zum verliebten Nandu.

Von Stefan Salger

Daniela Kuchenbauer steht mitten im Paradies. Eine Schlange gibt es nicht, und die Rolle des Adam muss ihr 23-jähriger Sohn Sascha übernehmen. Aber es bleibt dabei: Das ist ein Paradies! Man könnte die Oase zwischen den hohen Bäumen auch als Arche Noah bezeichnen, denn sie ist ein Refugium von vielen, teils gefährdeten Tierarten, die aus aller Welt hierhergefunden haben.

Verträumter Blick: Nandu-Männchen Max (links) mit einem der beiden Weibchen; im Hintergrund: Daniela Kuchenbauer. (Foto: Johannes Simon)

Aber der vergleich hinkt ein wenig, so wie Nandu Max, wenn er mal wieder mit dem falschen Bein aufgestanden ist: Denn im Olchinger Vogelpark kann nur der Mitglied werden, der zwei Flügel und einen Schnabel hat. Und damit sind andere Exoten wie Elefant oder Tiger aus dem Schneider. Daran ändert der Pfauenhahn nichts, der sich eher wie eine miauende Katze anhört, der Blauflügelliest, der wie ein Affe schreit oder gar der Papagei, der täuschend echt das Klingeln eines Telefons nachahmt und damit jegliche Gattungsgrenze zu sprengen scheint.

An diesem Sonntag öffnet der idyllisch gelegene Park wieder seine Pforten und startet laut schnatternd in die Frühlingssaison. Daniela Kuchenbauer schaut überall nach dem Rechten. Den milden Winter haben die etwa 15 Aktiven des insgesamt 165 Mitglieder zählenden Vogelliebhabervereins dazu genutzt, um die 38 Volieren und Freigehege auf dem 22 000 Quadratmeter großen Gelände aufzupolieren oder auch ganz neu zu bauen. Noch im Frühjahr soll auch eine 440 Quadratmeter große Greifvogelanlage gebaut werden, in der Falkner Sascha Kuchenbauer zufolge Falken, Riesenseeadler, Steinadler, Gelbkopfgeier und vielleicht sogar ein Weißkopfseeadler eine neue Heimat finden werden.

Dann bekommt die "Europäeranlage" Konkurrenz. In der ist alles eine Nummer kleiner. Aber für Ornithologen ist die Größe zweitrangig, sie lassen sich auch von Wiedehopf, Zwergtaucher, Zwergrohrdommel oder dem europäischen Eisvogel in den Bann schlagen. An guten Tagen kommen deshalb schon einmal 300 Besucher aus der ganzen Münchner Region in den 1970 errichteten Vogelpark mit seinen etwa 600 Vögeln. Der hat sich einen Namen gemacht bei den europäischen Zoos und manchmal sogar weltweit, wie etwa in Kasachstan.

Es gibt einen regen Austausch, um auch möglichst blutsfremde Paare zusammenzubringen. Neue Vögel kommen und werden hier manchmal auch aufgepäppelt, andere werden wieder an einen Tierpark abgegeben. In diesem Jahr ist der kleine, leuchtend rote Furchenschnabelbartvogel ein neuer Gast. Sein Schnabel ist etwa so lang wie sein Name. In den Gehegen nebenan sitzen weiße Bali-Stare. Die vom Aussterben bedrohten Vögel sind im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) nach Olching gekommen und sollen hier brüten - bevor sie möglichst wieder auf der indonesischen Insel ausgesetzt werden sollen, die ihnen den Namen gegeben hat. Ähnliches Bild beim Braunkopfliest. Das ist eine afrikanische Eisvogelart, von der es in ganz Deutschland nur noch einige Exemplare in Hamburg und Berlin gibt.

Während der seltene Sprenkelkauz ebenso wie die Kolkraben in ständiger Flugbereitschaft sind, ist das stattliche Nandu-Männchen Max ein Blender: Er hat prächtige Flügel, kann aber gar nicht fliegen. Aber Max bleibt ohnehin lieber am Boden - und kümmert sich um seine beiden flotten Damen. "Der ist zurzeit unheimlich in Brutstimmung" sagt Daniela Kuchenbauer. Die Eulen tuscheln zurzeit vor allem über eine seltsame Dreiecksbeziehung: Weil für zwei Malaien-Käuze nur eine Dame zur Verfügung steht, haben sich beide geeinigt, füttern sie die mit zwei Küken im Brutkasten sitzende Dame nun gemeinsam und vertragen sich bestens.

Der Vogelpark ist über eine Brücke vom Volksfestplatz aus erreichbar (Toni-März-Straße 1). Bis Oktober ist er an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet (Gruppenführungen nach Absprache auch von Montag bis Sonntag). Eintrittspreise: Erwachsene 3,50 Euro, Kinder von 4 bis 14 Jahren 2 Euro (1,50 Euro Aufschlag bei Gruppenführungen). Anmeldung für Führungen unter Telefon 0160/98 02 41 50. Am Ostersonntag (20. April) und Ostermontag (21. April) kommt der Osterhase und bringt kleine Geschenke für Kinder mit.

© SZ vom 05.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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