Politischer Aschermittwoch:Ein Land, eine Partei

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Für Merkel und die SPD hat Thomas Goppel beim Aschermittwoch in Eichenau nur Spott übrig. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Thomas Goppel preist in Eichenau die Vorzüge der CSU und vergreift sich im Ton

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Eichenau ist nicht Passau, aber am politischen Aschermittwoch sind sie sich zumindest ähnlich. Nach dem Auftakt am Vormittag in der Dreiflüssestadt, wo der künftige Ministerpräsident Markus Söder erklärt hat, warum es Bayern ohne die CSU nicht gibt, wird am Abend Thomas Goppel das in der Starzelbachgemeinde bestätigen. Er tut das wortmächtig in freier Rede fast eine Stunde lang vor einem Publikum, das aber den Saal des Bürgerzentrum nicht mehr wie früher zu füllen vermag.

Goppels Zuhörer in der Friesenhalle dürfen von seinem großen Wissen über Bayern im Allgemeinen und die CSU-Politik im Einzelnen profitieren, mit ihm Ausflüge bis in die Zeit der frühen Wittelsbacher und zurück machen. Der frühere Wissenschaftsminister spottet über Merkel, die SPD und andere an der Bundespolitik Beteiligte, lobt zwischendurch den CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller für dessen Afrika-Politik, und greift in den asozialen Wortschatz der rechtsextremen AfD, als er seiner Hoffnung Ausdruck gibt: "Die Koalition wird werden, nachdem man den Schulze aus Würselen entsorgt hat." Eine Entgleisung, die ohne hörbare Reaktion im Publikum bleibt, kein Raunen, keine Widerworte hervorruft, als ob eine solche Schmähung schon zum guten Ton gehört.

Der CSU-Landtagsabgeordnete spricht sich gegen eine multikulturelle Gesellschaft aus, lobt aber die vielfältigen kulturellen Einflüsse, die im heutigen Bayern zu finden sind. Er nennt die Vertriebenen, ohne die das Land nach dem Krieg nicht aufgebaut worden wäre, er spricht von den Russlanddeutschen, die in Bayern wieder eine Heimat gefunden hätten, und er erwähnt Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die nach Bayern zugewandert seien.

So kommt Goppel zu dem Begriff, den Stunden zuvor auch Markus Söder wieder einmal neu definiert hat und für den es nun in Berlin einen zuständigen Minister geben soll: Heimat. Der Begriff beschreibt für Goppel "wo ich mich wohlfühle, wo etwas Vertrauen erweckt". Thomas Goppel ist da ganz auf der Linie Söders, den er, wie er bei der Nominierung des CSU-Landtagskandidaten Alex Dorow in der vergangenen Woche sagte, "lieben gelernt" habe. Nur mit Söders Vorstoß, die dritte Startbahn am Münchner Flughafen zurückzustellen, ist Goppel nicht einverstanden, da geht die Liebe anscheinend doch nicht so weit. Die dritte Startbahn sei nötig, "damit die Welt in München umsteigt", sagt Goppel, und setzt nach: "Wir brauchen diese Begegnungsstation."

Dass es da eine Konkurrenz gibt - beim Flughafen ist es Frankfurt -, dass da andere möglicherweise besser als die Bayern sind, das passt nicht in sein Weltbild. "Wir dürfen nicht warten, bis uns andere überholen", mahnt Goppel seine Zuhörer, von denen die meisten etwa in seinem Alter sein dürften. Der Gastredner des Eichenauer Fischessens ist auch der Meinung, dass es besser sei, die CSU regiere in Bayern alleine, die Liaison mit den Liberalen hat er nicht gut in Erinnerung: "Nicht mehr mit der FDP", verteidigt er das Prinzip der Ein-Parteien-Regierung, die für den Wohlstand und die Stellung Bayerns in Deutschland und Europa verantwortlich sei. In der Bildung sei Bayern vorne, Berlin und Bremen aber nicht. Da Bremen schon immer an der letzten Stelle gestanden habe, vermutet Goppel ein besonderes Gen, das dem Stadtstaat den Aufstieg verhindert. "Die Bayern sind lebenstüchtiger", ist seine Überzeugung.

Am Ende seiner "sehr persönlichen Gedanken" kommt der vormalige Wissenschaftsminister zurück zur CSU und ihrer "Ideologie, die sich am Menschen ausrichtet". Eine Ideologie, in der jeder wichtig sei, so Goppel, "auch wenn er ein schlechtes Beispiel abgibt".

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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