Olchinger Faschingszug:Der König von Neumaggstein

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Zum 61. Olchinger Faschingszug lassen sich Gruppen aus der Stadt und der Region viele witzige Themen einfallen. 25 000 Zuschauern gefällt das. Nur ein kleiner Teil benimmt sich daneben und nutzt das Ereignis, um sich sinnlos zu betrinken

Von Erich C. Setzwein

Der Gönnung folgt die Dröhnung - oder andersherum. Das wäre, in kurzem Jugendsprech, die Zusammenfassung des diesjährigen Olchinger Faschingszuges, dem angeblichen Höhepunkt der Karnevalssaison im Landkreis. Doch es würde nur für einen Teil der 25 000 Zuschauer entlang der Hauptstraße am Dienstagnachmittag und frühen Abend gelten. Denn dieser eben meist jugendliche Teil hat es auf "Extreme-Fasching" abgesehen, eine seit Jahren beim Olchinger Zug zu beobachtende Sauferei schon vor Beginn des Zuges. So ist es auch gegen 14 Uhr, als sich beim Daxerhof wie gewöhnlich die Mottowagen und Fußgruppen in Bewegung setzen. Da sind die vier bis fünf Jugendgruppen in der Bahnhofsunterführung und davor schon recht angeheitert, in der Unterführung fliegen die kleinen Schnaps- und Likörfläschchen - im Supermarkt liebevoll als "Miniaturen" beworben - kreuz und quer. Die jungen Leute, viele kommen aus Richtung S-Bahnhof, haben sich anscheinend auf dem Hinweg schon den einen oder anderen Schluck gegönnt, nun erwarten sie wummernde Bässe und wollen "nur noch Party machen", wie ein Jugendlicher durch die Unterführung brüllt. Die vielen Tausend anderen, die entlang von Feurs- und Hauptstraße stehen, scheinen auch ohne Alkohol Spaß zu haben. Viele Eltern sind mit ihren Kindern gekommen, stehen dicht an dicht mit den anderen Zuschauern und müssen aufpassen, dass die kleinen Prinzessinnen, Bienchen, Bärchen und Indianer sich beim Aufsammeln der Bonbons und Lutscher nicht den Fahrzeugen nähern.

Die 27 Gespanne sind in diesem Jahr wieder prächtig ausgestattet, die Gruppen haben viele verschiedene aktuelle politische Themen ausgesucht: die NSA-Affäre, den protzigen Limburger Bischof, die große Koalition und natürlich die Affäre um den ADAC. Diesem Motto haben sich die Mitglieder des Kellerclubs Gernlinden angenommen und einen gelben Rettungshubschrauber gebaut. Damit waren sie schon beim Faschingszug Gernlinden erfolgreich, und auch in Olching gestanden ihnen die Mitglieder des fünfköpfigen Preisgerichts den ersten Platz unter den auswärtigen Mottowagen zu. Uneinholbar vorne lag in der Jurywertung der Wagen des Motorsportclubs Olching (MSCO), der die Baupolitik von Bürgermeister Andreas Magg aufs Korn nahm. Schloss "Neumaggstein" war auf dem Wagen aufgebaut, auf der Zugmaschine drehte sich eine riesige goldene Krone. Und der MSCO wusste freilich auch, wozu Magg ein solches Schloss benötigt: "Drum sperrt er Teichmann, Feller, Busilein im neuen Rathauskerker ein."

Der Genarrte fuhr an der Spitze des Zuges, der erst nach mehr als einer Stunde am Roßhaupterplatz seine übliche Kehre machte und zurück zum Nöscherplatz fuhr. Olchings Bürgermeister stand - als Sherlock Holmes verkleidet - auf dem Komiteewagen, laut mit dem Olchinger Faschingsruf "Olau" grüßend. Auf der gegenüberliegenden Wagenseite winkte ein in schwarzes Patergewand gehüllter Landrat Thomas Karmasin vor Freude strahlend in die Menge am Straßenrand. Dem riesigen roten Kreuz auf seiner Verkleidung nach hätten man meinen können, er befände sich nicht auf dem Faschings-, sondern auf dem Kreuzzug. Dabei ist doch nur Wahlkampf.

So entspannt wie der Landrat vom Wagen lächelte, so hätten es auch die Einsatzkräfte gerne getan. Die Polizei gab wie üblich keine Auskunft über ihre Personalstärke entlang der Hauptstraße, aber der Olchinger Inspektionsleiter Stefan Priller sagte zumindest, dass er "Kräfte an den Brennpunkten" habe. Ein solcher Hotspot ist die Bahnunterführung. Mit einsetzendem Regen aber löste sich die Menschenansammlung langsam auf. Die Malteser und Johanniter aus Gröbenzell, die mit 62 Mann im Einsatz waren, hatten bis zum Ende des Zuges nur wenige Einsätze. Auch die Feuerwehr war angerückt, und alle Einsatzkräfte durften bei diesem Großereignis den neuen Digitalfunk ausprobieren. Nach Auskunft von Kreisbrandrat Hubert Stefan klappte das auch recht gut, gleichzeitig waren auch die Einsatz kräfte in Mammendorf beim dortigen Faschingszug mit Digitalfunk ausgestattet. Noch nur zu Testzwecken, aber Stefan hofft darauf, das es schon nächstes Jahr Standard sein wird.

© SZ vom 05.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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