Olchinger Faschingszug:Außerirdische und Haberfeldtreiber

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15 000 Zuschauer sehen den 60. Olchinger Faschingszug. Landrat und Bürgermeister werfen Lebkuchen und Nikoläuse in die Menge

Karl-Wilhelm Götte

Olchings Bürgermeister Andreas Magg warf beim Faschingszug durch die Innenstadt Bonbons in die Menge am Straßenrand. (Foto: Günther Reger)

Schneetreiben und Minusgrade haben am Faschingsdienstag die Narrischen nicht von einem Besuch des Olchinger Faschingszugs abhalten können. Entlang der Hauptstraße standen die Zuschauer in Fünferreihen hinter der Absperrung. Geschätzte 15 000 Besucher verfolgten den Zug zum 60. Jubiläum, an dem 31 Mottowagen und 18 Fußgruppen mitwirkten. Allerdings kam es, wie schon im Vorjahr, zu einem Polizeieinsatz am S-Bahnhof und einer Totalsperrung des Zugverkehrs für mehr als eine Viertelstunde.

Die Allinger Blaskapelle und der Gernlindener Fanfarenzug gaben den Startschuss und marschierten vorneweg. Auf dem Komitee-Wagen "60 Jahre Olchinger Faschingszug" standen Landrat Thomas Karmasin und Olchings Bürgermeister Andreas Magg. Sie warfen Bonbons in die Menge, aber auch noch Lebkuchen und Schoko-Nikoläuse vom vergangenen Fest. Dahinter lief die Fußgruppe der Grundschule Gernlinden. Die Kinder hatten alte Lampenschirme angemalt und sich um den Körper geschnallt. "Sie laufen als kleine Schneemänner mit", sagte eine Betreuerin. Tapfer kämpfte sich auch die Kinder-Garde der Faschingsgesellschaft Offonia, die samt Prinzenpaar aus Offingen bei Günzburg angereist waren, durch den Schnee. Viele Zuschauer kamen verkleidet. So auch das Männer-Trio Peter "Beda", Anderl und Höfi aus Gröbenzell und Olching, die als "Minions" da waren. In ihren gelb-blauen Ganzkörperanzügen mit Schweißerbrillen auf dem Kopf waren sie die Außerirdischen auf dem Nöscherplatz mitten in Olching. "Vergangenes Jahr sind wir als Tick, Trick und Truck aufgetreten", sagt Höfi. Extra aus Schwabmünchen war ein Pärchen, verkleidet als A- Hörnchen und B-Hörnchen mit Enkelin Lisa gekommen. "Das soll der beste Zug in der Region sein", war sich B-Hörnchen sicher, während Lisa vom Boden die Bonbons auflas und in einen Beutel deponierte.

Aus München kamen als Clowns verkleidet Christine und Jan Wehrstedt mit ihren drei kleinen Kindern. Mama trug die kleine Viktoria auf dem Rücken. Die Wehrstedts sind Stammgäste beim Olchinger Faschingszug. "Wir kommen seit fünf Jahren hierher", erzählt Jan Wehrstedt. Stammgäste sind auch die Olchinger Familien Jaki und Reinmüller. "Faschingszug ist Pflicht", sagt Oma Else. Im vergangenen Jahr waren sie alle als Gemüse verkleidet. Diesmal kamen sie als Fliegenpilze. "Mein Giftpilz ist auch dabei", scherzt Angelika Reinmüller und weist auf ihren gelb-grün gekleideten Mann Christian.

Verpflegung hatten die Fliegenpilze auch mitgebracht. Und neben der Straße warfen zwei Männer einen Grill an, grillten Würste und Burger, während der Schützenverein Frischauf mit den "fleißigen Bienchen", die "für Europa schaffen", vorbeifuhr. Fünf "Botox"-Frauen vom TSV Gernlinden warnten vor missglückten Schönheitsoperationen.

Auch politische Missstände nahmen sich die Teilnehmer vor. "Alles Grün wird wegsaniert", prangerten die "Frechen Hühner" aus Maisach den Flächenfraß im Olchinger Schwaigfeld an. Der Fußballverein SC Olching nahm das Landratsamt aufs Korn. Das hatte im Sommer ihre Würstchenbude auf dem Sportplatz geschlossen.

Das gewichtige Fünfer-Bewertungskomitee mit Organisationsleiter Robert Brogl an der Spitze hatte wieder einmal die Qual der Wahl, den besten Faschingswagen zu bestimmen. "Idee und Ausführung waren hervorragend", lobte Brogl den Wagen vom Motorsportclub Olching (MSC), der unter dem Motto "60 Jahre Faschingszug" firmierte und überlegen auf Platz eins gesetzt wurde. Vorne hatten die MSC-Narren die Jubiläumsfigur, einen sich drehenden Faschingskasperl, montiert. "Das war wunderbar gelungen", ergänzte Jury-Mitglied und Zweiter Bürgermeister Robert Meier. Platz zwei belegten die Faschingsfreunde Spechtrange aus Geiselbullach. Rang drei ging an die "Pimp-my-Faschings-Crew". Als beste Fußgruppe zeichnete das Bewertungskomitee die Volksbühne Olching aus, die sich als Christbaumdiebe präsentierten. Beste auswärtige Fußgruppe wurden die farbig gekleideten Gernlindener "Ladykracher" und zum besten auswärtigen Faschingswagen wurden die "Haberfeldtreiber", ebenfalls aus dem benachbarten Gernlinden, gekürt.

© SZ vom 13.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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