Malerei:Der Wunsch nach Seelenheil

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In Anke Whiteheads "Lacrimae" (rechts) meint man den klagenden Herzog Ludwig zu erkennen. Ebenfalls von ihr stammt "Seelenverkäufer". (Foto: Günther Reger)

Sehenswerte Ausstellung im Haus 10 zeigt die religiöse Suche

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Im Jahr 1328 soll Konrad der Maler seinen Hof in Pfaffenhofen dem Kloster Fürstenfeld übereignet haben. Für sich und seine Frau erhoffte er dafür Gnade für ihre Seelen nach dem Tod. Eine ähnliche Motivation steckte 65 Jahre zuvor hinter der Gründung des Gotteshauses: Weil Herzog Ludwig der Strenge seine erste Gemahlin Maria von Brabant wegen vermeintlicher Untreue hinrichten ließ, legte ihm der Papst die Stiftung eines Klosters als Sühneleistung auf.

Hinter beiden Geschichten steckt das Streben nach "Seelenheil". Dieser Zusammenhang inspirierte die Ateliergruppe 27 zur gleichnamigen Ausstellung im Haus 10: Entstanden sind die Werke der elf Kunstschaffenden im Atelierhaus der Gruppe in Germering, das sich gegenüber dem einstigen Standort des Pfaffenhofener Hofs befindet. Ausgestellt sind sie nun also mitten im Herzen des Fürstenfelder Klosterareals.

In zwei Gemälden mag man den Gattinnenmord gegenständlich festgehalten sehen: Franz Srownals "Die Bluttat" zeigt eine vampirische Gewaltszene, deren Blickfang der zu einem Schrei verzerrte Mund des Opfers ist. Anke Whiteheads "Lacrimae" scheint ein Danach zu imaginieren: Gespenstisch wacht ein blauer Frauenschatten über eine knieende Gestalt, in der man den von Reue geplagten Herzog zu erkennen glaubt.

Den Weg zum Seelenheil veranschaulicht eine Installation von Ute Richter. Oben an einer Leiter warten ein weißes Gewand und ein Kreuz auf alle, die nach Schuldfreiheit und Gott streben. Wie menschlich das Streben nach Vergebung ist, zeigt Juditha Grundhoff. Ein Foto von Räucherspiralen aus einem taoistischen Tempel, an denen Wunschzettel von Gläubigen hängen, platziert sie über einem Tablett mit christlichen Opferkerzen. In beiden Religionen werden Wünsche an eine höhere Macht geäußert, wenn der Prozess auch anders aussieht. Ein verwandter Gedanke steckt in der Keramikgruppe von Ingrid Wuttke: Wenn die Marmorplatte im Zentrum für Seelenheil steht, dann illustrieren die verschiedenen Gesten der Figuren um sie herum, dass das für jeden etwas anderes bedeutet.

Wiederkehrend in der Ausstellung ist das Motiv des Schiffs. Wie ein Boot, das auf Stelzen ruht, wirkt die Skulptur von Brian Whitehead. Die Parallele zum Kirchenschiff, dessen Stütze die Gläubigen sind, ist naheliegend. Bärbl Auer zeigt ein verkohltes Keramikschiff zusammen mit Fotos, die dasselbe Objekt brennend zeigen. "Durchs Fegefeuer" hat sie ihre Arbeit geschickt, um den Zustand vor und nach der Tilgung der Sünden zusammenzuführen.

Wie eng Seelenheil, als Freiheit von Sünde, und der Tod miteinander verknüpft sind, zeigt Anita Jensen: In einer zerbrochenen Glasflasche liegen tote Schmetterlinge, die trotz der Sprengung ihres Gefängnisses nicht mehr fliehen können. Vielleicht mag man auch hier die Analogie zum Stifter Fürstenfelds suchen: In den Augen der Kirche hat er sich von der Schuld befreit. Doch seine Frau holte auch die Erbauung des Klosters nicht wieder ins Leben zurück.

Die Ausstellung "Seelenheil" im Haus 10 ist freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags und am Mittwoch, 22. November (Buß- und Bettag), von 10 bis 18 Uhr geöffnet; bis 26. November.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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